Vassilakou will Hausabrisse erschweren

Mit verpflichtenden Bewilligungen will Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) den Abriss von historischen Häusern erschweren. Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) sieht genug Schutzmöglichkeiten, er schlägt Mini-Schutzzonen vor.

„Es soll keinen Altbau-Abriss ohne mein Okay geben“, so Vassilakou am Mittwoch in der „Presse“. Schlupflöcher für Immobilienspekulanten sollen so geschlossen werden. Ansetzen will sie zum einen bei den sogenannten Schutzzonen, die vor allem im innerstädtischen Bereich erhaltenswerte Ensembles schützen. Hier ist eine Prüfung durch das Magistrat (MA 19) schon jetzt verpflichtend.

Vassilakou gegen „technische Abbruchreife“

Gibt es aber kein behördliches Okay, hat der Besitzer noch die Möglichkeit nachzuweisen, dass eine Sanierung wirtschaftlich nicht mehr rentabel ist. Diese Option der „technischen Abbruchreife“ will die Planungsstadträtin eliminieren. Soll heißen: Bei einem behördlichen Nein zu einem Abbruchvorhaben gebe es dann keine Alternative mehr. „Ich weiß, das ist sehr radikal. Aber es ist schlussendlich der einzige Weg, historische Bausubstanz effektiv zu schützen“, betonte Vassilakou.

Denn die technische Abbruchreife sei in letzter Zeit sehr häufig genutzt worden. Durch die Streichung könne Immobilienspekulanten das Handwerk gelegt werden. Denn dann rentiere es sich nicht mehr, alte Gebäude mutwillig verfallen zu lassen, um dann höhere Wohnbauten mit mehr verwertbarer Fläche neu zu errichten.

Neue Prüfung außerhalb der Schutzzonen

Zum anderen will Vassilakou auch bei historischen Bauten außerhalb der Schutzzonen eingreifen. Denn nach derzeitiger Regelung habe die MA 19 dort überhaupt keine Möglichkeit zur Begutachtung. Ein geplanter Abbruch muss lediglich vom Eigentümer gemeldet werden.

Vassilakou wünscht sich, dass sich hier die Behörde ebenfalls querlegen kann. Konkret soll die MA 19 nach Bekanntgabe eines geplanten Abrisses binnen drei Monaten prüfen dürfen, ob das Gebäude schützenswert ist. Ist dies der Fall, dürfte das Haus nicht zerstört werden. Für beide Änderungen bräuchte es eine Novelle der Bauordnung.

Ludwig für Mini-Schutzzonen

„Die Frau Stadträtin hätte schon jetzt genügend Möglichkeiten, den Schutz zu verbessern“, meinte dagegen Wohnbaustadtrat Ludwig am Mittwoch Richtung Vassilakou - um gleich mit seinen Vorschlägen aufzuwarten. So gebe es etwa die Möglichkeit, einzelne Objekte in den Randbezirken durch die Einrichtung sehr kleiner Schutzzonen besser vor dem Abriss zu bewahren: „Das ist rechtlich möglich, wenn man es gut begründet.“ Neben dem jeweiligen Gebäude könnten auch der Garten oder bestimmte „natürliche Gegebenheiten“ einbezogen werden.

Darüber hinaus gebe es die Option, für derzeit nicht geschützte bestehende Altbauten im Bebauungsplan festzuschreiben, dass beispielsweise die Fassade erhalten bleiben muss. Und nicht zuletzt wäre eine Ausweitung bestehender Schutzzonen denkbar.

Von der Forderung Vassilakous, die „technische Abbruchreife“ abzuschaffen, hält Ludwig wenig. „Wer sollte das dann erhalten, wenn der Hauseigentümer finanziell dazu nicht in der Lage ist?“, gab er zu bedenken. Zudem sei die Bauordnung in dieser Sache kürzlich verschärft worden und so ein Abriss aus technischen und finanziellen Gründenerschwert worden. Immobilienspekulation könne man natürlich nie gänzlich ausschließen, aber im Normalfall habe ein Hausbesitzer ja kein Interesse daran, sein Eigentum verfallen zu lassen, so Ludwig.

Denkmalamt kritisiert Heumarkt-Projekt

Neuerlich für Kritik sorgt das geplante Hochhausprojekt am Heumarkt. Auf dem Areal des Hotels Intercontinental, des Eislaufvereins und des Konzerthauses bereitet vor allem der geplante 73 Meter hohe Turm für Wohnungen Kopfzerbrechen. „Diese Ausschreibung für den Turm hätte schon wesentlich niedriger ausfallen müssen, weil absehbar ist, dass es Probleme gibt“, meinte Barbara Neubauer vom Bundesdenkmalamt in der ORF-Sendung „Report“.

Laut einer Empfehlung der UNESCO soll am Heumarkt nicht über die Höhe der angrenzenden Gebäude hinausgebaut werden. Diese Empfehlung ist nach wie vor aufrecht, hieß es von der österreichischen UNESCO-Kommission. Planungsstadträtin Vassilakou verteidigte im „Report“ das Projekt: „Ich weise darauf hin, dass beispielsweise das Loos-Haus zu seiner Zeit auch ein Skandalobjekt war - und heute ist es ein Objekt, auf das wir alle stolz sind“.

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