Viktor Frankl-Museum öffnet am Alsergrund

Der Holocaust-Überlebende und Begründer der Logotherapie Viktor Frankl wäre heuer 110 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass wird ihm in seinem ehemaligen Wohnhaus am Alsergrund ein Museum gewidmet. Eröffnet wird am Donnerstag.

„Wir waren immer zusammen und haben im Grätzel deshalb einen Spitznamen gehabt: die siamesischen Zwillinge“, erinnert sich Witwe Elly Frankl bei einem ersten Rundgang mit „Wien heute“ durch das Museum. Auch Enkelin Katja Ratheiser denkt gerne an ihren Großvater, den Wiener Arzt und Philosophen Viktor Frankl, zurück: „Ich hab ihn als sehr humorvoll, gelassen, einfallsreich, kreativ und neugierig empfunden. Man konnte mit ihm über alles sprechen.“

Die Suche nach dem Sinn des Lebens

Die Logotherapie, die Suche nach dem Sinn des Lebens, leitete Frankl ein Leben lang. Geprägt war seine Lehre von positiven, motivierenden und versöhnlichen Ansätzen. Im neuen Museum werden auf noch immer bewegende Fragen Frankls Antworten vermittelt. „Er will unseren kritischen Blick von dem, was misslungen ist, was daneben geht, was fehlt, zu dem hinwenden, was auch da ist und wahr ist“, so Elisabeth Gruber vom Viktor Frankl Zentrum.

Das auf rund hundert Quadratmeter neben dem bereits bestehenden Viktor Frankl Zentrum mit dem entsprechenden Seminarzentrum etablierte Museum entstand innerhalb eines Jahres. Die Kosten von rund 100.000 Euro wurden aus Eigenmitteln des Zentrums, internationalen Spendengeldern und durch Zuwendungen der öffentlichen Hand aufgebracht. Der Ort (9., Mariannengasse 1) ist jenes Haus, in dem Frankl nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod im Jahr 1997 lebte. Faktisch vis-à-vis befand sich ehemals die Wiener Poliklinik, wo der Psychiater arbeitete.

Der Bedarf entstand, wie die Gründerinnen von Zentrum und Museum, die Schwestern Johanna Schechner und Heidemarie Zürner, betonten, einfach dadurch, dass das Zentrum neben den Seminarteilnehmern bereits jährlich rund 10.000 Besucher registrierte. Frankl, seine Existenzanalyse und die von ihm geschaffene Logotherapie als „Höhenpsychologie“ als Gegensatz zur von Sigmund Freud begründeten Tiefenpsychologie sind international in vielen Staaten vertreten.

Ausstellungshinweis:

Das Frankl Museum in der Mariannengasse 1 hat ab Donnerstag, 26. März 2015, jeden Sonntag, Montag und Mittwoch von 15.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

„Es gibt keine Kollektivschuld“

Viktor Frankl selbst hatte in jungen Jahren ein schweres Schicksal zu bewältigen. Als Jude war er in mehreren Konzentrationslagern interniert. Seine Eltern, sein Bruder und seine erste Frau wurden von den Nazis ermordet. Nach dem Krieg lernte er seine zweite Frau kennen, die gemeinsame Tochter wurde geboren. „Wenn die ganze Familie vergast ist und da kommt ein neues Wesen - das hat für ihn viel bedeutet“, hebt Witwe Elly Frankl dieses Ereignis hervor.

Im Museum können auch einige von Frankls Interviews abgerufen werden und Ausschnitte aus berührenden Reden. „Ich bitte Sie darum, von mir nichts zu erwarten, auch nur ein einziges Wort des Hasses. Es gibt keine Kollektivschuld. Und glauben Sie mir, ich sage das nicht erst heute, sondern ich habe das vom ersten Tag an gesagt, an dem ich aus meinem letzten Konzentrationslager befreit wurde“, sagte Viktor Frankl etwa bei einer Rede im Jahr 1988.

Sendungshinweis:

Wien heute“, 24.3.2015

Freier Eintritt zur Eröffnung

Der Psychiater lehrte in seinem Leben an rund 200 Universitäten, erhielt knapp 30 Ehrendoktorate verliehen und erfreute sich großer Wertschätzung. Im Alter von 92 Jahren verstarb er in Wien. Sein Museum wird am Donnerstag mit einem Tag der offenen Tür eröffnet. Der Museumsbesuch ist hier zwischen 12.00 und 21.00 Uhr bei freiem Eintritt möglich. Am Freitag findet um 19.00 Uhr ein Festvortrag von Boglarka Hadinger unter dem Titel „Die Welt ist nicht heil, aber heil-bar“ im Rathaus statt. Eine Anmeldung beim Frankl Zentrum wird erbeten.

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