Handelsangestellte klar gegen Sonntagsöffnung

Die Wiener Handelsbeschäftigten haben einer Sonntagsöffnung eine klare Absage erteilt. 95,9 Prozent sprachen sich in einer Urabstimmung dagegen aus. Gegen eine Sonntagsöffnung während des Song Contests ist nun auch der Wiener Handel.

„Wollen Sie persönlich am Sonntag arbeiten?“, so lautete die Frage in der Urabstimmung, die die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) mit dem IFES-Institut durchführte. 95,9 Prozent der Wiener Handelsangestellten antworteten darauf mit „Nein“. An 37.526 Personen wurden Fragebögen verschickt, die Beteiligung lag bei 23,2 Prozent - ein sehr guter Wert, wie am Donnerstag versichert wurde.

„Ich denke, das ist ein Zeichen, dass wir die Diskussion um eine Sonntagsöffnung beenden sollten“, erklärte der Vorsitzende der GPA-djp, Wolfgang Katzian, bei der Präsentation des Ergebnisses. Er zeigte sich zuversichtlich, dass das mit einer Sonntagsöffnung in Tourismuszonen „so nicht stattfinden“ werde. Er hoffe, dass die Stadt ihre Zusage, eine Verordnung nur mit Zustimmung aller Sozialpartner zu erlassen, auch einhalte.

Eröffnung der Mariahilfer Straße Neu

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Die Wirtschaftskammer ist für eine Sonntagsöffnung auf der „Mahü“

Wirtschaftskammer kritisierte Fragestellung

Das Ergebnis sei nicht wirklich überraschend, erklärte die Wirtschaftskammer Wien (WKW) in einer Aussendung am Donnerstag, „wegen der unvollständigen und tendenziösen Fragestellung“. Die Gewerkschaft hätte zumindest auf Tourismuszonen, Freiwilligkeit und doppelten Verdienst an Sonntagen bzw. auf Ausgleichstage hinweisen sollen.

„Unklar ist auch, warum die Gewerkschaft den rund 500 heimischen Tourismuszonen in der Vergangenheit zustimmte, während das nun ausgerechnet in der touristisch stark aufstrebenden Metropole Wien nicht möglich sein sollte“, hieß es weiter. Die Kammer kündigte an, Gespräche mit der Gewerkschaft nun zu „intensivieren“, um eine Umsetzung von Tourismuszonen doch noch zu ermöglichen.

Bisher keine Gespräche mit Handel

Vonseiten der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer gebe es derzeit noch keine Aufforderung zu Gesprächen, berichtete hingegen Katzian. Er mutmaßte, dass die Wiener Handelsunternehmen gar nicht so „erpicht“ auf eine Sonntagöffnung seien wie die Spitze der Wiener Wirtschaftskammer. Er verwies dazu unter anderem auf Aussagen des Wiener Handelsobmanns Erwin Pellet.

„Die Sparte Handel ist nicht der Verhandlungspartner“, entgegnete der angesprochene Erwin Pellet im Interview mit „Wien heute" am Donnerstag. Die Verhandlungen seien Sache der Präsidenten von Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer. „Ich weiß von meinem Präsidenten, dass man versucht hat, Gespräche zu führen“, so Pellet.

Handel gegen Sonntagsöffnung während Song Contest

Von einer Sonntagsöffnung nur während des Song Contests hält Pellet nicht viel. Schon die Sonntagsöffnung während der Fußball-EM sei ein „Flop“ für die Unternehmen gewesen. Der Song Contest sei noch dazu kürzer, an zwei Wochenenden aufzusperren würde sich kaufmännisch nicht rechnen. „Wenn, dann wollen wir eine Tourismuszone das ganze Jahr“, so Pellet. Bis zum Song Contest im Mai werde sich aber eine Sonntagsöffnung ohnehin nicht mehr ausgehen, räumten sowohl die WKW als auch die Gewerkschaft zuletzt bereits ein.

Die Gewerkschaft zweifelt vor allem daran, dass eine Aufsperrerlaubnis am Sonntag zusätzliche Umsätze bringen würde. Katzian forderte die Wirtschaftskammer auf, jene Studie zur Verfügung zu stellen, in der von möglichen Mehrumsätzen und zusätzlichen Arbeitsplätzen die Rede war. Die Kammer rechnet mit Mehreinnahmen durch Tourismuszonen von 140 Millionen Euro - mehr dazu in Wirtschaft für City-Sonntagsöffnung.

Logos bzw. Werbebanner für den Eurovision Song Contest aufgenommen am Freitag, 6. März 2015, am Hauptbahnhof

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Bis zum Song Contest werden sich eher keine Tourismuszonen ausgehen

City, „Mahü“, Schönbrunn als Tourismuszonen?

Per Studie ließ die WKW kürzlich erheben, welche Bereiche in Wien als Tourismuszonen geeignet sind - und wo daher nach Ansicht der WKW die Geschäfte am Sonntag öffnen dürfen sollten. Das Ergebnis: die City, die Innere Mariahilfer Straße und Schönbrunn - mehr dazu in City, „Mahü“, Schönbrunn als Tourismuszonen?. Als Kriterien für die Beurteilung wurden laut WKW unter anderem die Nächtigungsstatistik und die Dichte an Sehenswürdigkeiten herangezogen.

Die WKW hatte ihre Mitglieder bereits Ende vergangenen Jahres zur Sonntagsöffnung befragt. Von den rund 100.000 Wiener Geschäftsleuten sprachen sich 72,6 Prozent für Tourismuszonen aus - mehr dazu in Sonntagsöffnung: 72,6 Prozent dafür (wien.ORF.at; 4.12.2014). Die Gewerkschaft bekrittelte damals die Wahlbeteiligung, die bei 16 Prozent lag.

Bürgermeister kann Tourismuszonen verordnen

Tourismuszonen, in denen Geschäfte am Sonntag öffnen dürfen, müssen in Wien vom Bürgermeister verordnet werden. Michael Häupl (SPÖ) signalisierte grundsätzlich Bereitschaft dafür, machte allerdings eine Einigung zwischen WKO und Gewerkschaft zur Grundbedingung - mehr dazu in Häupl: Sonntagsöffnung „zur Kenntnis“ genommen (wien.ORF.at; 9.12.2014).