Piloten warnen vor „Schnellschüssen“

Der Verband der österreichischen Berufspiloten warnt vor „Schnellschüssen“ in Sachen Sicherheitsregeln an Bord von Passagierflugzeugen. Das „Vieraugenprinzip“ könne auch Nachteile haben, so der Verband.

Man bedauere die Flugzeugtragödie zutiefst und sei „in Gedanken bei den Opfern und Angehörigen“, hieß es vom Verband der österreichischen Berufspiloten (Austrian Cockpit Association, ACA). Das schnell geforderte und von vielen Fluglinien mittlerweile schon umgesetzte „Vieraugenprinzip“ im Cockpit bei Abwesenheit von Pilot oder Kopilot könne auch potenzielle Nachteile in sich bergen, meinen die Experten.

Peter Beer, Präsident der ACA, sagte: „Ein Nachteil könnte darin bestehen, dass dieses Prinzip in bestehende Abläufe eingreift.“ Die Sicherheit an Bord eines Passagierflugzeugs bestehe aus einem Netzwerk an Maßnahmen. Hier sollten Veränderungen mit Vorbedacht durchgeführt werden.

Wie kommuniziert Pilot Verlassen des Cockpits?

Laut Beer stellt sich dabei die Frage, wie man als Pilot das Verlassen des Cockpits an die restliche Bordcrew kommuniziert. „Da sind auch Trolleys in der Kabine unterwegs. Was ist, wenn zugleich ein anderer Notfall auftritt?“, sagte Beer. Die ACA lehne jede pauschale Verdächtigung ihres Berufsstandes auf das Schärfste ab. Auf mehr als 25 Millionen Linienflügen weltweit pro Jahr würden die Piloten ihre Integrität und Kompetenz beweisen.

Blick in ein Cockpit

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Wie in jedem System beeinflusse eine Veränderung in einem kleinen Bereich das ganze Gefüge. Besonnenheit und Veränderungen nur aufgrund gesicherter Daten seien bisher das Rezept für die beispiellose Sicherheitsentwicklung der Verkehrsluftfahrt gewesen. „Hüftschüsse“ könnten gerade in diesem Bereich auch negative Folgen haben, sagte der Präsident des Verbandes.

Warten auf gesicherte Untersuchungsergebnisse

„Im Moment sind wir innerhalb von 72 Stunden mit der Sequenz ‚Absturz - Staatsanwalt präsentiert einen Schuldigen - Behörden und Airlines führen ein neues Verfahren ein‘ (Flugbegleiter im Cockpit, Anm.) konfrontiert. Es ist gut möglich, dass ein einzelner Pilot für das unfassbare Geschehen verantwortlich ist. Bei jedem Unfall sind aber immer die Hintergründe, Rahmenbedingungen und das ganze System zu hinterfragen“, hieß es in der Aussendung des Verbandes der Verkehrspiloten. Warum in Österreich in Bezug auf die mehr als 1.000 Berufspiloten in Österreich plötzlich ein Klima von „Gefahr im Verzug“ geltend gemacht werde, sei nicht nachvollziehbar.

„Die ACA appelliert, gesicherte Untersuchungsergebnisse des Germanwings-Absturzes abzuwarten und Vorteile und Risiken systematischer Veränderungen unter Beteiligung aller Stakeholder genau zu prüfen und erst dann einzuführen“, hieß es in der Aussendung. Man lehne die in „zahlreichen Medien kolportierten Vorverurteilungen“ ab und bedauere die „Heftigkeit und Häme mancher Medienberichte, die Pietät und Empathie für die Angehörigen vollkommen entbehren“ würden.

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