„La Familia“: Lieferant bleibt frei

Der mutmaßliche Lieferant des Wiener Drogenclans „La Familia“ bleibt auf freiem Fuß. Das Oberlandesgericht hat die Freilassung des 44-Jährigen als gerechtfertigt bestätigt, die Beschwerde der Staatsanwaltschaft wurde abgewiesen.

Obwohl die zuständige Haftrichterin im Straflandesgericht bei dem mutmaßlichen Lieferanten bei dringendem Tatverdacht den Haftgrund der Tatbegehungsgefahr angenommen hatte, hatte sie den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Verhängung der U-Haft zurückgewiesen. Sie machte dabei auf die geordneten Verhältnisse, die bisherige Unbescholtenheit, das Unternehmen des Mannes sowie den persönlichen Eindruck aufmerksam, den sie bei der Haftverhandlung vom Beschuldigten gewonnen habe.

Das erstmalige Verspüren des Haftübels habe bei diesem „eine tiefe Einsicht hinterlassen“, so die Einschätzung der Richterin. Da sein Verteidiger auch noch eine Therapieplatzzusage vorlegte und damit nachweisen konnte, dass sein Mandant von seiner Drogensucht loskommen möchte, blieb diesem unter strikten Auflagen und gegen Abgabe eines Gelöbnisses die U-Haft erspart.

Kokain und Mariahuana sichergestellt

Die Staatsanwaltschaft legte dagegen Beschwerde ein und beharrte auf der Inhaftierung des Suchtgift-Lieferanten, der seit Sommer 2014 der kriminellen Vereinigung zumindest 140 Gramm Kokain und 750 Gramm Marihuana beschafft haben soll. Bei seiner Festnahme wurden obendrein 47 Gramm Kokain und 545 Gramm Marihuana sichergestellt.

Die Beschwerde der Anklagebehörde gegen die Freilassung des 44-jährigen Lieferanten wurde jetzt allerdings vom Wiener Oberlandesgericht (OLG) zurückgewiesen. Im Beschluss verweist der Senat zunächst darauf, dass der Mann innerhalb der Bande lediglich der „mittleren Hierarchie“ zuzurechnen sei.

Das OLG bestätigt die Einschätzung der Haftrichterin im vollem Umfang: Der nach wie vor bestehenden Tatbegehungsgefahr könne mit den vom Erstgericht angeordneten zahlreichen Weisungen - unter anderem Antritt der Entzugstherapie und Fernhalten von den anderen Tatverdächtigen - „auf geeignete Weise entgegengewirkt werden“. Die Inhaftierung des Mannes scheine daher „nicht erforderlich, um ihn von der Begehung von Straftaten während des anhängigen Verfahrens abzuhalten“.

18 Personen festgenommen

Kopf der Bande, die der 44-Jährige mit Drogen versorgt haben soll, war ein 43-jähriger Familienvater. Er nannte sich und seine Bandenmitgliedern laut Ermittlungen selbst „La Familia“ und machte angeblich seine eigenen Kinder suchtgiftabhängig, um diese als Dealer einsetzen zu können - mehr dazu in Schlag gegen Drogenclan „La Familia“ (wien.ORF.at; 3.3.2015).

Für insgesamt 18 Personen - darunter zwei Söhne sowie eine Tochter des 43-Jährigen - klickten zunächst die Handschellen. Die meisten von ihnen befinden sich in U-Haft, einige wurden wieder auf freien Fuß gesetzt - mehr dazu in „La Familia“: Stiefmutter wieder frei (wien.ORF.at; 13.3.2015).