Vor 70 Jahren wurde Wien befreit

Mit einem Generalangriff von Süden her hat am 5. April 1945 die Schlacht um Wien begonnen. In den Abendstunden des 13. April verstummte der Gefechtslärm: Wien war befreit. Wenige Tage später wurde die Zweite Republik gegründet.

Die Schlacht um Wien begann mit einem Generalangriff vom Süden her am 5. April. Adolf Hitler hatte die „zweite Hauptstadt des Reiches“ zum „Verteidigungsbereich“ erklärt. Der Kampf sollte somit bis zur letzten Konsequenz geführt werden. Durchgehende Schutzstellungen vor den Toren der Donau-Metropole gab es allerdings bis auf einige Flakstellungen nicht. Wien war de facto verloren, das wusste auch der Kampfkommandant der deutschen Einheiten, General Rudolf von Bünau. Den Befehlen aus Berlin gehorchend, nahm er jedoch die Vorbereitungen für die Abwehrschlacht auf.

Die 3. Ukrainische Front der Roten Armee legte ihre Strategie für den Angriff fest, sie wollten Wien von drei Seiten her einnehmen. Auch im Stadtkern wurde Anfang April besprochen: Unter der Führung von Major Carl Szokoll entschloss sich der militärische Widerstand dazu, der Roten Armee vom Stadtinneren her Hilfe anzubieten. Der Aufstandsplan („Operation Radetzky“) scheiterte jedoch an Verrat.

Straßenkämpfe begannen in Favoriten und Simmering

Der eigentliche Sturm auf Wien fiel zunächst insgesamt schwächer aus als erwartet, der Plan der Angreifer ging aber auf, und die Rote Armee erreichte den westlichen Stadtrand. Die 4. Gardearmee drang dann in die Wohngebiete von Simmering und Favoriten ein, der Straßenkampf begann. Im Süden entwickelten sich schwere Gefechte, und die Fluchtwege aus der Stadt waren weitgehend abgeschnitten. Die Bevölkerung suchte in den Kellern Schutz, während die Flaktürme und die Artillerie vom Stadtpark, dem Rathausplatz und anderen offenen Flächen her unaufhörlich feuerten.

Kranzniederlegung

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Veteranen des russischen Fallschirmjägerbataillons während einer Kranzniederlegung anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung der Stadt Wien am Ehrendenkmal

Die Rote Armee erreichte schließlich in voller Breite den Gürtel, wo Wehrmacht, SS und Volkssturm Eckhäuser zu Stellungen ausgebaut hatten. Die heftigen Kämpfe waren aber von kurzer Dauer. In allen Wiener Bezirken loderten inzwischen Brände, es fehlte allerdings an Löschwasser. Funkenflug setzte den Stephansdom in Brand, dennoch war es jemandem gelungen, an seiner Spitze unerlaubt die weiße Fahne der Kapitulation zu hissen.

Die sowjetischen Stoßtruppen bewegten sich vorsichtig in die inneren Bezirke hinein und kontrollierten Haus für Haus auf Hinterhalte. Entlang der Zweierlinie brannten das Parlament und das Burgtheater, auch der Naschmarkt stand in Flammen. In den Geschäftsstraßen begannen Plünderungen, nicht nur durch sowjetische Soldaten.

Kranzniederlegung

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Der russische Botschafter in Österreich, Sergej Netschajew (2. v. r.) während der Kranzniederlegung am Montag

Am 13. April verstummte der Gefechtslärm

Am 10. April sprengte die Wehrmacht hinter sich alle Brücken über den Donaukanal und begann vom zweiten und 20. Bezirk her die vorrückenden Sowjetverbände unter Beschuss zu nehmen. Der Stadtkern blieb durch den Abzug von einem Häuserkampf verschont. Über den Donaukanal schaffte es die sowjetische 4. Gardearmee in der Nacht vom 11. auf den 12. April. Am 13. April um 14.00 Uhr erklärten die Sowjets den Kampf für beendet. Wien war befreit, und am Abend verstummte der Gefechtslärm endgültig.

Verglichen mit anderen Großstädten wie Budapest und Warschau hat Wien den Zweiten Weltkrieg nach Ansicht von Historikern relativ glimpflich überstanden. Die jüdische Gemeinde der Stadt wurde jedoch von den Nazis beinahe ausgelöscht.

Gedenken auf dem Schwarzenbergplatz

Mit einer Zeremonie auf dem Schwarzenbergplatz und einem Empfang in der russischen Botschaft wurde am Montag der Befreiung gedacht. Genau um 12.00 Uhr trugen zunächst die Botschafter von mehreren Nachfolgestaaten der Sowjetunion ihre Kränze zum Sockel des sowjetischen Denkmals, es folgten Vertreter von Vereinen wie der Österreich-Russischen Freundschaftsgesellschaft und dem Bund sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen. Auch staatliche russischen Firmen waren vertreten. Auch die österreichische Präsidentschaftskanzlei und die Stadt Wien waren vertreten. Prominente österreichische Politiker waren indes rar.

Pummerin erinnerte an Kriegsende

Normalerweise läutet Österreichs größte Glocke nur zu Silvester, an hohen katholischen Feiertagen und beim Tod wichtiger Persönlichkeiten: Zum Gedenken an den 70. Jahrestag der Zerstörung des Stephansdoms und seiner Glocke in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs war ihr Geläut am Sonntag in der Stadt zu hören - mehr dazu in Pummerin erinnert an Kriegsende.

An die dunkelsten Tage in der Geschichte der Stadt Krems wurde am Sonntag mit einer Gedenkveranstaltung erinnert: Genau vor 70 Jahren fand das Massaker von Stein statt. Mehr als 400 Menschen wurden dabei von SS-Soldaten ermordet - mehr dazu in noe.ORF.at. In Wels erinnert eine Austellung an 110 Österreicher, die sich den Nazis widersetzten, um Juden zu retten - mehr dazu in ooe.ORF.at.

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