Häupl entschuldigt sich nicht für Lehrersager

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) will sich für seinen provokanten Lehrersager nicht entschuldigen. Der Politikberater Thomas Hofer bezeichnet die Aussage als „wohlgesetzt“, sieht aber einen Fehler. Häupl hätte nicht sich selbst als Beispiel nennen sollen, so Hofer.

Der Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft, Eckehard Quin, rügte Häupls Äußerung als eine „populistische wie zynische“ Wortmeldung. Er forderte Häupl auf, sich „öffentlich und umgehend“ zu entschuldigen. „Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig. Dann kann ich heimgehen“, hatte Häupl bei einer Pressekonferenz zum 70. Geburtstag der SPÖ gesagt - mehr dazu in Häupl provoziert mit Lehrersager.

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Entschuldigen wolle er sich nicht, so Häupl am Mittwoch. Seine Äußerung richte sich nämlich nicht gegen die „vielen engagierten“ Lehrer, sondern gegen die Gewerkschaft, von der er seit Jahrzehnten nichts anderes höre als ein Nein, versicherte Häupl. Die Gespräche zur Schulverwaltungsreform würden sich bereits „ewig lang“ hinziehen. Wenn Vorschläge wie etwa eine erhöhte Anwesenheit in der Klasse kommen, würden diese von der AHS-Gewerkschaft mit Aussagen wie „Das bedeutet Krieg“ abgelehnt. Häupl: „Eigentlich habe ich mir darüber eine öffentliche Empörung erwartet. Nicht über meinen Spaß über meine eigene Arbeitszeit.“

Hofer: „Häupl wird Emotion noch brauchen“

Für Hofer steckt hinter dem Sager Kalkül. „Er verärgert damit zwar die Lehrer, spielt aber auf eine andere Zielgruppe an, in der die Lehrerinnen und Lehrer und ihre Arbeitszeit nicht wohlgelitten sind. Damit will er großen Bevölkerungsschichten gefallen, gerade hinsichtlich der Wahl. Das bringt jedenfalls große Emotion in den Wahlkampf. Das wird der Bürgermeister durchaus noch brauchen“, sagte Hofer gegenüber Radio Wien.

Hofer sieht aber einen Fehler in Häupls Statement. Ich hätte nicht mich selbst als Beispiel genannt. Politiker sind vielleicht noch unbeliebter als Lehrer. Es wäre besser gewesen zu sagen, ein durchschnittlicher Arbeiternehmer ist am Mittwoch mit den 22 Stunden fertig. Es kommt nicht nur sympathisch rüber."

„Lasse mir nicht den Mund verbieten“

Seine „Witzchen“ seien im Vergleich zur Diktion der Gewerkschaft völlig harmlos. „Ich wüsste nicht, wofür ich mich entschuldigen soll, ich habe keine Berufsgruppe beleidigt. Ich habe mich kritisch mit der Politik der Lehrergewerkschaft auseinandergesetzt. Und da lasse ich mir nicht den Mund verbieten“, stellte der Bürgermeister klar: „Man muss pointiert formulieren, um auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen.“

Natürlich, zeigte er sich versöhnlich, werde man auch über eine Besoldungsreform reden müssen. Auch Gespräche mit der Gewerkschaft werde es geben. In eine Diskussion zu gehen und von vornherein zu sagen, das gehe nicht, sei jedoch nicht sinnvoll, sagte Häupl.

Kritik auch von SPÖ-Lehrern

Kritik an der Aussage kam am Dienstag und Mittwoch von mehreren Seiten - und sogar von roten Lehrern: „Grundsätzlich schätze ich die markigen Sprüche von Häupl, die Aussage zur Lehrerarbeitszeit ist jedoch alles andere als witzig und stößt alle LehrerInnen vor den Kopf“, so Patrick Wolf, Vorsitzender des Sozialdemokratischen LehrerInnenvereins, in einer Aussendung. Er erwarte sich ein „deutliches Signal der SPÖ, dass sie sich klar dazu bekennt, die Arbeit der PädagogInnen zu schätzen“. Dem Bürgermeister wurde unter anderem ein Schulbesuch nahegelegt.

Die Wiener Fachgruppen der AHS- und BMHS-LehrerInnen im Bund sozialdemokratischer Akademikerinnen, Intellektueller und Künstlerinnen (BSA) distanzierten sich ebenfalls. Eingemahnt wurde ein wertschätzender und sachlicher Ton. „Darüber hinaus möchten wir festhalten, dass die Arbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer nicht nur aus der Anwesenheit in den Klassen besteht, sondern auch andere Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts als Arbeitszeit veranschlagt werden müssen“, wurde in einer Aussendung erläutert.

FPÖ und ÖVP kritisieren „Populismus“

Dass Häupl Lehrern kollektiv Faulheit unterstelle, zeige seine geringe Wertschätzung für den „wichtigsten Rohstoff, den wir haben“, rügten der Wiener ÖVP-Chef Manfred Juraczka und die schwarze Landtagsabgeordnete Isabella Leeb: „Populistische Sager und die Desavouierung eines gesamten Berufsstandes bringen uns im Ringen um ein besseres Bildungssystem nicht weiter“, hielten sie in einer Aussendung fest.

Häupls „Entgleisung“ sei objektiv widerlegbar - davon ist die FPÖ überzeugt. Wiens FPÖ-Bildungssprecher Dominik Nepp verwies in einer Aussendung ebenfalls auf das Gesamtpensum: „Unsere Pädagogen machen einen Knochenjob. Nur die Zeit, die sie in der Klasse verbringen, als ihre Leistung zu werten, ist extrem unfair und purer Populismus. Das ist billiges Wahlkampfgetöse auf dem Rücken einer Berufsgruppe.“