„Kein Wahlzuckerl“: Electric Spring startet

Bei der letzten Wien-Wahl 2010 ist es das Popfest gewesen, heuer das Electric Spring, das am Donnerstag startet. Die Politik schenkt der Wiener Jugend wieder ein Gratisfestival. Als „Wahlzuckerl“ will das Festival aber niemand sehen.

Das Donauinselfest lockt jedes Jahr Millionen Menschen an. Zum Popfest kamen im Sommer des Vorjahres 60.000 Zuschauer auf den Karlsplatz. In Kooperation mit der Stadt Wien, dem MuseumsQuartier und der Kunsthalle Wien startet jetzt das neue Festival. „Es ist eine Erweiterung des Popfests mit elektronischem Line-up“, sagt Thomas Heher, Kurator des Electric Spring, gegenüber wien.ORF.at. „Es ist ein Ausschnitt, was in der elektronischen Szene in Wien zur Zeit stattfindet, und soll Leuten Lust machen, die Acts auch bei Konzerten und Clubveranstaltungen sehen zu wollen.“

Das Budget für die Premiere wurde bei der Programmpräsentation Ende Februar mit rund 100.000 Euro veranschlagt, wobei Heher damals betonte, dass man das angesichts offener Details noch nicht genau beziffern könne. Auch heute will Heher auf Nachfrage von wien.ORF.at keine genaue Summe nennen.

Popfest

Simon Brugner

Fest steht, dass von der Stadt Wien 50.000 Euro Fördergelder für das Festival zur Verfügung gestellt wurden sowie 10.000 Euro vom MuseumsQuartier als Programmzuschuss, wie Heher erklärt. Der Rest wird gesponsert. „Wir haben faire Gagen für unsere Künstler und können die Kosten für Miete, Tonanlagen, Personal, Grafik und Programm decken“, sagt Heher.

Gratisfestivals als Wahlzuckerl?

Eine vermeintliche Nähe zur bevorstehenden Wien-Wahl am 11. Oktober sieht Heher aber nicht. „Daran kann ich nichts ändern.“ Auch vonseiten des Stadtrates für Kultur und Wissenschaft wird das Festival nicht als Wahlzuckerl bezeichnet. „Wir haben schon lange geplant, so ein Event zu veranstalten. Wir haben gesehen, Wien verträgt eine weitere Plattform mit einer neuen Musikrichtung“, sagt Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). „Wie nachhaltig solche Festivals sind, sieht man am Popfest, das jedes Jahr um Tausende von Besuchern gestiegen ist.“

30 Musikfestivals werden laut Kulturstadtrat Mailath-Pokorny jährlich von der Stadt Wien in unterschiedlicher Höher gesponsert. Für 2015 beträgt das Budget des Kultur- und Wissenschaftsressorts 246,8 Millionen Euro. „Das ist gegenüber 2014 eine Steigerung von 2,91 Prozent. Wien legt großen Wert auf Kultur“, sagt Mailath-Pokorny.

Popfest: „Festival mit freiem Eintritt“

Auch das Popfest fällt unter die Kategorie Gratisfestival und wird von der Stadt mit 180.000 Euro subventioniert. „Wir wollen für den Karlsplatz was tun und haben einen kulturellen Anspruch“, sagt Christoph Möderndorfer, Leiter des Popfests Wiens. „Wir sind kein kommerzielles Festival. Es würde uns ökonomisch nichts bringen, wenn wir Eintritt verlangen würden.“ Denn die derzeitig günstigen Konditionen mit den Kooperationspartnern würden dann in geschäftliche Bedingungen übergehen und würden für das Festival sehr teuer.

„Wir dürfen auch im öffentlichen Raum keinen Eintritt verlangen. Wir haben keine Möglichkeit, das Areal abzusperren“, sagt Möderndorfer. Mit dem Begriff „gratis“ kann sich der Festivalleiter aber nicht abfinden. „Das Wort bietet für mich etwas Billiges an, das hat für mich etwas leicht Diskriminierendes.“ Daher plädiert er für die Bezeichnung „Festival mit freiem Eintritt“.

Auch vor der letzten Wahl wurde über das Popfest als eine Art Wahlkampfzuckerl gemunkelt. „Es kann durchaus stimmen, dass es vor Wahlen leichter ist, ein Konzept umzusetzen, als nach den Wahlen. Aber man sollte nicht den Veranstalter oder die Politik dafür verantwortlich machen“, sagt Möderndorfer.

Nazar

Bernhard Kaufmann

Rapstar Nazar tritt am Eröffnungsabend auf

Für den Eröffnungsabend von Electric Spring haben sich die Veranstalter durchaus ein Projekt mit Blickfang-Potenzial überlegt. In Kooperation mit dem Kurzfilmfestival Vienna Independent Shorts (VIS) wird sich eine zwei Stockwerke hohe und zwölf Meter breite Wasserfontäne aus dem MQ-Becken erheben, um als Leinwand für Farbenspiele unter Begleitung experimenteller Klänge von Ritornell zu dienen.

Danach wird ab 21.00 Uhr Publikumsmagnet und Popfest-Headliner des Vorjahres, Nazar, auftreten - ein Beispiel dafür, dass man es beim Electric Spring mit den Genregrenzen nicht allzu streng sieht.

Links: