Elfjähriger stach auf Vater ein

In einem Gemeindebau in der Leopoldstadt ist es Donnerstagabend zu einem blutigen Familienstreit gekommen. Ein Familienvater soll seine Frau mit einem Messer schwer verletzt haben. Dann stach der elfjährige Sohn seinem Vater mit einem anderen Messer in den Rücken.

Zwei Eheleute gerieten in dem Gemeindebau in der Rustenschacherallee im Prater in Streit. „Zuerst verbal, dann hat der Mann zugeschlagen“, sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Die Frau soll sich dann vor ihrem Mann im Wohnzimmer versteckt und die Tür versperrt haben. Laut Polizei soll der 57-jährige Familienvater die Tür eingetreten und dann auf die Frau eingeschlagen haben. Der elfjährige Sohn stellte sich laut Polizei dazwischen.

Sohn rettete Mutter vor tobendem Vater

Dann soll der Mann mit einem Messer auf seine Frau losgegangen sein, während sie auf dem Boden lag. Sie erlitt Stichverletzungen am Kopf und im Bereich des Halses. Der Sohn griff sich ein anderes Messer und stach seinem Vater damit mehrmals in den Rücken, während dieser auf der Frau kniete. Danach flüchteten Mutter und Sohn in die Wohnung eines Nachbarn. Dieser alarmierte gegen 19.45 die Polizei. Die 34-jährige Mutter wurde trotz der Einstiche laut Polizei nicht lebensgefährlich verletzt.

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Hier passierte das Verbrechen

Der Vater sei blutüberströmt auf einen Parkplatz vor der Wohnhausanlage gelaufen und dort zusammengebrochen. Er wurde in ein Spital gebracht und festgenommen. Der Mann schwebt in Lebensgefahr. „Die Ärzte konnten ihn über Nacht stabilisieren, er liegt auf der Intensivstation“, sagte Polizeisprecher Keiblinger. Worum es bei der Auseinandersetzung zwischen den Eheleuten ging, ist laut Polizei noch nicht bekannt.

Nachbarn hörten Streit

Die Nachbarn bekamen immer wieder Streitigkeiten in der Wohnung mit, berichtete die ORF-Sendung „heute mittag“. Einmal soll eine Nachbarin auch die Polizei gerufen haben. Die Mutter soll dann aber zu den Beamten gesagt haben, dass alles in Ordnung sei.

„Die haben öfters gestritten. Gestern habe ich eine Schreierei gehört. Mein Freund ist dann nachschauen gegangen. Dann ist ihm schon der Mann entgegengekommen, überall war Blut. Mein Freund hat ihn dann in stabile Seitenlage gebracht. Wir haben ja nicht gewusst, was los ist, wer der Täter und wer das Opfer ist“, sagte die Nachbarin Nicole Flock. Der elfjährige Sohn sei sehr ruhig und zurückhaltend gewesen, sagte sie. „Er war ein Mama-Kind und hat oft Streitereien miterleben müssen.“

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„heute Mittag“-Beitrag über den Familienstreit

Elfjähriger nun bei Onkel untergebracht

Der Elfjährige wurde die Nacht über in einem Kriseninterventionszentrum betreut. Nun sei er bei einem Onkel untergebracht, hieß es vom Wiener Jugendamt. Dort werde er so lange bleiben, bis die Mutter aus dem Krankenhaus entlassen ist und sich wieder um den Buben kümmern kann, sagte die Sprecherin des Jugendamts, Herta Staffa, am Freitag. Mitarbeiter der Behörde sind ihren Angaben zufolge in Kontakt mit Traumaexperten, die sich ebenfalls um den Elfjährigen bemühen werden. Dabei geht es auch darum herauszufinden, wann eine Befragung des Elfjährigen durch die Polizei möglich ist und wer das Kind zu dieser Befragung begleiten wird.

„Der Bub ist nach den Geschehnissen sicher traumatisiert. Man muss verhindern, dass es zu einer neuerlichen Traumatisierung kommt“, so Staffa. Der Sprecherin zufolge hatte das Jugendamt bisher nie Kontakt zur Familie. „Erfahrungsgemäß gibt es eine ‚Vorgeschichte‘, die wir im konkreten Fall aber nicht kennen. Der Bub muss in der Situation jedenfalls sehr verzweifelt gewesen sein“, sagte die Expertin.