Alijew-Prozess: Angeklagter will nichts wissen

Im sogenannten Alijew-Prozess hat sich der Hauptangeklagte am Freitag vor Gericht nicht schuldig bekannt. Der ehemalige Sicherheitschef von Rachat Alijew sagte, er wisse nichts von der ihm vorgeworfenen Entführung und Ermordung zweier Bankmanager.

Nach dem Tod von Alijew ist sein ehemaliger Sicherheitschef der eigentliche Hauptangeklagte. Der 42-Jährige erklärte sich bei seiner Einvernahme am Freitag nicht schuldig und sagte, dass er von Entführungen nichts mitbekommen habe. Er wisse nichts davon, dass im Jahr 2007 die Opfer in Sauna-Räumen in Almaty mit Handschellen gefesselt worden sein sollen, wie es in der Anklage steht. Der Ex-Sicherheitschef erzählte, dass man gemütlich in der Sauna und in der Nähe spazieren gewesen sei. Keine Rede von dramatischen Ereignissen.

„Wurden zu Staatsfeinden erklärt“

Überhaupt sei es Alijew gewesen, der Angst gehabt hatte, entführt oder Opfer eines Anschlags zu werden, sagte der Ex-Sicherheitschef. Dass er als Doppelmörder vor Gericht stehe, habe einen einzigen Grund: „Weil ich lange Zeit mit Alijew zusammengearbeitet habe. Wir wurden zu Staatsfeinden deklariert.“

Dass er von Zeugen belastet werde, führte der Angeklagte darauf zurück, dass diese von kasachischer Seite unter Druck gesetzt wurden: „Es gibt sehr viele Methoden. Druck, Zwang, Folter.“ Diese Aussagen lassen nur zwei Interpretationen zu: Entweder der Mann sagt vor Gericht die Unwahrheit oder die Vorwürfe sind tatsächlich konstruiert, wie die Verteidiger sagen.

Bilder vom Prozessauftakt:

Der Prozess wurde am Dienstag unter enormen Sicherheitsvorkehrungen eröffnet. Die Staatsanwältin sprach in ihrem Vortrag vom „klassischen Mordmotiv Geld“ - mehr dazu in Alijew-Prozess: „Mordmotiv war Geld“. Auch der zweite Angeklagte erklärte sich am Mittwoch für unschuldig, er sagte, dass die Aussagen gegen ihn „gefälscht“ seien - mehr dazu in Alijew-Prozess: „Aussagen gefälscht“. Der Prozess ist für 26 Tage anberaumt, mehr als 60 Zeugen sollen gehört werden, Urteile soll es im Juni geben.

„Krieg der Anwälte“ auch im Gerichtssaal

Schon im Vorfeld des Prozesses war oft von einem „Krieg der Anwälte“ die Rede, weil für und gegen Alijew einige Wiener Promianwälte engagiert sind. Das ist auch jetzt noch im Gerichtssaal zu spüren. Die beiden Anwälte des toten Alijew, Klaus Ainedter und Otto Dietrich, sitzen auf den Zuschauerplätzen. Sie werden von Alijews Witwe weiter bezahlt.

Im Prozess trumpfen die Anwälte der beiden noch lebenden Angeklagten auf. Sie beantragten, dass ein PR-Mann und ein Menschenrechtsaktivist aus dem Gerichtssaal verbannt werden und im Prozess als Zeugen aussagen. Sie arbeiten für die Kanzlei Lansky-Ganzger, die die Opfer vertritt. Die Verteidiger warfen ihnen vor, in der Öffentlichkeit belastendes Material gegen Alijew zu verbreiten. Die Anträge wurden von den Richtern abgewiesen.

Die Verhandlung wird am kommenden Mittwoch im Saal 303 des Straflandesgerichts fortgesetzt. Als erster Zeuge ist ein ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Nurbank geladen.