WC-Problem der Wiener Linien weiter ungelöst

Seit rund einem Jahr sind die Wiener Linien für die WC-Anlagen in den U-Bahn-Stationen zuständig. Die neue „Klo-Strategie“ lässt seither aber auf sich warten. Über „versperrte und verdreckte“ WCs klagt das BIZEPS-Behindertenberatungszentrum.

„Derzeit kann man nicht sicher sein, ob man die Toiletten in den U-Bahn-Stationen nutzen kann. Einige sind zugesperrt, andere in schlechtem Zustand“, sagt Christiane Link, Mobilitätsexpertin vom BIZEPS-Behindertenberatungszentrum. „Das Problem begann damit, dass die Wiener Linien total unglücklich waren, als ihnen die Stadt die WCs zugeteilt hat. Dementsprechend sind diese Anlagen teilweise völlig heruntergekommen“, sagt Martin Ladstätter vom BIZEPS im Gespräch mit wien.ORF.at.

„Wenn man im Rollstuhl sitzt und das barrierefreie Klo versperrt ist, kann ich nicht schnell in ein Restaurant hüpfen. Für uns sind diese Anlagen sehr wichtig“, sagt Ladstätter.

Versperrtes barrierefreies WC der Wiener Linien / U2 Taborstraße

BIZEPS

Nicht barrierefreie Toiletten ebenfalls gesperrt

Das Problem betrifft aber nicht nur die barrierefreien WC-Anlagen. Auch nicht barrierefrei zugängliche Toiletten sind versperrt und verschmutzt, wie die Wiener Linien auf Anfrage von wien.ORF.at bestätigen. „Wir müssen die Toiletten vorübergehend zusperren, wenn sie durch Vandalismus beschädigt sind oder stark verschmutzt sind“, sagt Michael Unger, Sprecher der Wiener Linien.

Die rund 70 WC-Anlagen in den U-Bahn-Stationen werden nach Angaben der Wiener Linien dreimal täglich und einmal nachts gereinigt. Je nach Verunreinigung oder Beschädigung können die Toiletten Stunden bis Tage zugesperrt sein.

„Keine neue Situation“ für die Wiener Linien

Neu ist das Problem für die Wiener Linien aber nicht. „Wir haben immer wieder Fälle, wo Fahrgäste die WC-Muschel zerstören oder das Waschbecken hinunterreißen. Das ist keine neue Situation und das ist auch für uns nicht zufriedenstellend“, sagt Unger.

Eine konkrete Lösung gibt es von Seiten der Wiener Linien aber nicht. So wurde das neue Betriebskonzept, das ursprünglich, wie von den Wiener Linien kommuniziert, bis Ende 2014 fertig sein sollte, bisher noch nicht vorgelegt. „Wir überlegen, was kann man besser machen. Das wird nicht ad hoc passieren, sondern ist ein längerfristiges Projekt. Wir arbeiten daran“, sagt Unger.

Verschmutzte Toilette

BIZEPS

„Wir prüfen jede Toilette“

Neben den verunreinigten und zugesperrten Toiletten kritisiert Ladstätter weiter, dass die WCs, die seit rund einem Jahr im Zuständigkeitsbereich der Wiener Linien sind, aus den Listen der Stadt Wien sowie aus dem Stadtplan entfernt wurden. „Es existiert weder eine einsehbare Liste, wo barrierefreie WC-Anlagen vorhanden sind noch gibt es Information, ob diese Wiener Linien WCs nutzbar sind“, sagt Ladstätter.

BIZEPS hat nun selbst die Initiative ergriffen und arbeitet gerade an der Erstellung einer Gesamtliste. „Wir fahren jede Station ab, prüfen jede Toilette und dokumentieren alles", sagt Ladstätter. Dabei hat BIZEPS bisher festgestellt, dass „fast die Hälfte der überprüften barrierefreien Toiletten der U6 derzeit geschlossen sind“, sagt Ladstätter. „Dazu zählen die Stationen Dresdner Straße, Neue Donau, Tscherttegasse und Jägerstraße. Auch bei der U3 waren die Hälfte der überprüften Toiletten versperrt.“

Auch das Büro der Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ) hat sich mittlerweile eingeschaltet und von den Wiener Linien einen konkreten Stand der WC-Anlagen angefordert. „Wir wollen wissen, was los ist“, heißt es von dort. Bis Ende der Woche erwarte man dort die Informationen der Wiener Linien.

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