Tausende bei Mahnwache für Flüchtlinge

Tausende Menschen sind am Montagabend zu einer Mahnwache für die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge vor die Minoritenkirche in Wien gekommen. Bundespräsident Heinz Fischer forderte ein Umdenken in der Migrationspolitik.

„Die bisherige Politik auf diesem Gebiet kann, so wie sie war, nicht fortgesetzt werden“, betonte Fischer bei der stillen Kundgebung in Wien für die rund 950 Menschen, die in der Nacht auf Sonntag im Mittelmeer ertrunken sind.

Zahlreiche Politiker anwesend

„Den Leidensdruck dieser Menschen kann man sich am besten vorstellen, wenn man sich überlegt, was wäre, wenn das die eigene Mutter, Tochter, der eigene Vater oder Sohn ist. Dann verwandelt sich eine Zahl in ein Gesicht und einen Menschen“, sagte Fischer und bezeichnete das Unglück als „monströse Katastrophe“.

Bundespräsident Heinz Fischer bei Mahnwache für Flüchtlinge bei Minoritenkirche

APA/Georg Hochmuth

Rund 5.000 Menschen hatten über soziale Netzwerke ihre Teilnahme an der Mahnwache bestätigt. Vor der Minoritenkirche wurden zahlreiche Grabkerzen aufgestellt, Plakate, unter anderem mit der Aufschrift „Stoppen wir das Massensterben im Mittelmeer“, waren zu sehen. Unter den Anwesenden fanden sich unter anderem Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP), Landwirtschaftsminister Andre Rupprechter (ÖVP), Grünen-Bundesparteiobfrau Eva Glawischnig, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne), SPÖ-Klubchef Andreas Schieder, NEOS-Klubobmann Matthias Strolz und Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ).

Menschen

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Landau: „Schande für Europa“

„Diese Katastrophe macht so betroffen, weil sie eine Katastrophe mit Ansage ist und wir diese Menschen sehenden Auges ertrinken lassen haben“, verdeutlichte Diakonie-Direktor Michael Chalupka. Er appellierte an die österreichische Bundesregierung, „mit der strukturierten Verantwortungslosigkeit in europäischen Entscheidungsgremien Schluss zu machen“.

Caritas-Präsident Michael Landau bezeichnete das Flüchtlingsdrama als „Schande für Europa.“ „Wir stehen vor der Frage, ob wir in einem Europa leben wollen, das vor seinen Toren einen Friedhof hat und ob wir, wenn wir im Mittelmeer schwimmen, über Tote schwimmen wollen“, erklärte er forderte mehr finanzielle Mittel für Seenotrettungsprogramme wie „Mare Nostrum“.

Menschen

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50 Millionen Menschen auf der Flucht

Organisiert wurde die Mahnwache von der Caritas, dem Österreichischen Roten Kreuz, der Volkshilfe Österreich, SOS Mitmensch, Amnesty International, der Diakonie Österreich, des UNHCR Österreich und dem Integrationshaus Wien. Erst am Montagnachmittag sind im Mittelmeer drei weitere Schiffe mit Flüchtlingen in Seenot geraten.

Laut dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) sind derzeit über 50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Im letzten Jahr stellten weltweit 1,1 Millionen Menschen einen Asylantrag. 1,14 Prozent der Menschen auf der Flucht stellten laut Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner einen Asylantrag für Österreich.

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