Neuer Lesetest startet an Volksschulen

Fast 16.000 Schüler der vierten Klasse Volksschule stellen sich seit Mittwoch dem Wiener Lesetest. Der Test wird heuer erstmals ohne das Bildungsforschungsinstitut (BIFIE) abgewickelt. Die Lehrer selbst führen die Auswertung durch. Die Ergebnisse werden auch den Eltern vorgelegt.

Wegen eines Datenlecks wurde der Vertrag mit dem BIFIE nicht verlängert und im Vorjahr auf eine Auswertung verzichtet - mehr dazu in Ende für BIFIE beim Wiener Lesetest. Heuer ist daher alles anders. Der Stadtschulrat organisiert den Test selbst und setzt auf die wissenschaftliche Unterstützung des Bildungsexperten Günther Haider. „Sämtliche Materialien sind heuer transparent und können in der Schule verbleiben. Wir haben sämtliche Rechte auf alle Lesetestaufgaben bei uns. Wir können nach dem Lesetest mit den Kindern, den Lehrkräften und den Eltern genau diagnostisch analysieren, wie dieses Ergebnis zustande gekommen ist“, sagt Rupert Corazza vom Stadtschulrat, der den Lesetest leitet.

Beispiele aus dem Lesetest können Sie hier herunterladen:

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Lehrer werten Tests selbst aus

Der Test wurde in zwei Phasen organisiert. Bereits ab Jänner wurden freiwillige Vortests durchgeführt, um die Schülerinnen und Schüler in den 268 Volksschulen auf den eigentlichen Test vorzubereiten. Die Lehrer sollten durch diese Vortests einen ersten Überblick über die Lesekompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler bekommen, die dann auch die Gratisnachhilfe in Anspruch nehmen können, falls notwendig. Bis 29. April haben die Schulen ab Mittwoch Zeit, den Lesetest durchzuführen.

Formulare für Wiener Lesetest 2015

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Der Test dauert 40 Minuten, neben der Lesefähigkeit wird auch die Lesegeschwindigkeit überprüft. Vorgelegt werden 30 Pflichtaufgaben, 22 zusätzliche Aufgaben können noch bearbeitet werden, wenn Zeit bleibt. Die Texte reichen von Kochrezepten über Gedichte bis zu Fahrplänen. Die Schüler müssen Verständnisfragen zu den gelesenen Texten beantworten. Diese Multiple-Choice-Antworten werden mittels einer vorgefertigten Schablone von den Lehrerinnen und Lehrern ausgewertet. Pro Schüler soll die Auswertung zwei Minuten dauern, heißt es vom Stadtschulrat.

Sendungshinweis

„Hauptsache Lesen“: Alexander Goebel diskutiert am Mittwochabend ab 19.00 Uhr auf Radio Wien mit Hörerinnen und Hörern über Lesegewohnheiten, das Lesen in der Zukunft und E-Books.

Die Ergebnisse werden dann anonymisiert an den Stadtschulrat weitergeleitet, der bis Ende Mai ein Wien-weites Ergebnis erstellt. Die Ergebnisse werden auch den Schülern ausgehändigt und den Eltern etwa beim Elternsprechtag präsentiert. Auch die nachfolgenden Schulen bekommen die Ergebnisse, damit sie die Kinder bei Bedarf weiter fördern können.

Ein Fünftel sind „Risikoschüler“

„Jedes Wiener Kind muss lesen können. Ziel des neuen Lesetests ist es daher, den Schülern und Eltern wichtige Orientierungshilfe zu geben und die Lehrer in die Lage zu versetzen, punktgenaue individuelle Fördermaßnahmen zu planen“, sagte Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. Dabei geht es auch um die Gratisnachhilfe.

Aufgrund des Datenlecks und der fehlerhaften Auswertung gab es im Vorjahr keine Auswertung. 2013 gehörte laut dem vergangenen Lesetest je rund ein Fünftel der Zehn- bzw. 14-Jährigen zur Gruppe der „Risikoschüler“ und damit schwächsten Leser, je rund 40 Prozent sind sehr gute bzw. durchschnittliche Leser - mehr dazu in Vierter Lesetest an den Schulen. Die Schülerinnen und Schüler der achten Schulstufe werden im Gegensatz zu den Vorjahren heuer nicht getestet. „Das machen wir absichtlich nicht, weil die Lesekompetenz der 14-Jährigen schon beim Talentecheck im Dezember getestet wurde“, so Corazza.

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