„Goldenes Quartier“: Besucher fehlen

Dem „Goldenen Quartier“ in der Innenstadt fehlen die kaufkräftigen Besucher. Das Luxusviertel wirkt wie ausgestorben. Vor allem die russischen Touristen bleiben aus. Laut Signa Holding werden ab Mitte Mai „gestalterische Maßnahmen“ gesetzt.

Auf der Kärntner Straße drängen sich die Menschenmassen, nur ein paar Schritte weiter zwischen Graben, Tuchlauben und Am Hof ist das „Goldene Quartier“ weitgehend menschenleer. Louis Vuitton, Roberto Cavalli und Prada haben sich neben anderen Luxusmarken hier eingemietet. Es dringt kaum Sonne in das rund neun Monate alte Luxusviertel, hie und da kommt ein Touristenpärchen aus einem Shop und verschwindet sogleich im nächsten.

„Geschäfte sind im Moment nicht ausgelastet“

Die meisten Verkäuferinnen und Verkäufer stehen jedoch alleine in ihren Läden. „Es ist noch sehr ruhig. Man sagt, es muss sich erst herumsprechen. Derzeit haben wir durchschnittlich 20 Kunden pro Tag“, sagt eine Verkäuferin in einer der Nobelboutiquen.

Auch Herbert Gänsdorfer, Obmann des Einzelhandels für Mode und Freizeitartikel der Wiener Wirtschaftskammer, bestätigt das: „Die Geschäfte sind im Moment mit Sicherheit nicht ausgelastet. Die Ergebnisse liegen bislang unter den Erwartungen.“

„Gestalterische Maßnahmen für Mai geplant“

Robert Leingruber, Pressesprecher der Signa-Holding, meint dazu: „Wir haben vor kurzem eine Umfrage unter den Mietern gemacht. Laut dieser sind die Mieter mit den Umsätzen bislang zufrieden. Wir sorgen aber für eine weitere Attraktivierung. Für Mitte Mai sind gestalterische Maßnahmen in Planung, wenn die letzte Baustelle abgeschlossen ist.“ Was diese Maßnahmen genau beinhalten, will Leingruber trotz Nachfrage nicht sagen.

Goldenes Quartier - Seitzergasse

ORF/Rieger

Die Seitzergasse ist auch Teil des „Goldenen Quartiers“

„Im ersten Bezirk fehlen massiv die russischen Gäste, was besonders das ‚Goldene Quartier‘ betrifft“, sagt Gänsdorfer. Dabei wäre es gerade diese Touristengruppe, auf die das „Goldene Quartier“ ausgerichtet ist.

Passanten: „Für Touristen, nicht für Wiener“

Russland ist laut Wien Tourismus nämlich die Top-Shopping-Nation. „Russen geben insgesamt am meisten für Shopping während ihres Aufenthalts in Wien aus. Gefolgt von China, Taiwan, der Ukraine, Thailand und den USA“, so Walter Straßer, Pressesprecher von Wien Tourismus.

Auch den Passanten fällt auf, dass das Viertel in der Innenstadt hauptsächlich für reiche Touristen angelegt ist. Ein Bankangestellter meint: „Wenn ich mir die Preise hier ansehe, steht das in keinem Verhältnis zu einem durchschnittlichen Wiener Einkommen. Ich weiß aber nicht, ob das nur Touristen ausgleichen können.“

Hotel Park Hyatt Vienna ist zufrieden mit Auslastung

Eine Deutsche, die in Wien wohnt, sagt hingegen: „Ich finde es ‚tres chic‘. Das hat Wien noch gebraucht. Als Pendant zur Champs Elysee in Paris oder der Maximilianstraße in München.“ Gänsdorfer meint dazu: „Wenn man sich diese Nobelstraßen ansieht, müssen dort Securities eingesetzt werden, weil so viel los ist. Davon ist das ‚Goldene Quartier‘ weit entfernt.“

Zufrieden ist unterdessen das Hotel Park Hyatt Vienna im Luxusviertel, das Zimmer zwischen 480 und 5.000 Euro pro Nacht anbietet: „Wir haben bisher eine durchschnittliche Auslastung von 60 bis 80 Prozent“, sagt Pressesprecherin Antonia Felgner. In Zukunft seien auch Kooperationen mit den umliegenden Geschäften geplant. Von den 14 angebotenen Luxuswohnungen sind derzeit noch drei zu haben.

Lisa Rieger, wien.ORF.at

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