Traurige Trompetenklänge aus Theseustempel

Aus dem Theseustempel dringen traurige Trompetenklänge und verlieren sich im Volksgarten. Die schottische Künstlerin Susan Philipsz hat zwei Lautsprecher unter das Tonnengewölbe gehängt.

Aus den Lautsprechern kommen gebrochene Trompetenklänge, die auf ganz eigene Weise von Krieg, Tod und Zerstörung erzählen. „War Damaged Musical Instruments (Pair)“, nennt Philipsz (geb. 1965) ihre Klanginstallation, mit der sie eine vor längerem begonnene Reihe fortsetzt, ein Archiv von Aufnahmen, für die auf im Krieg beschädigten Instrumenten gespielt wird.

Sie habe auf die martialische Geschichte des Ortes Bezug nehmen wollen, erzählte die Künstlerin beim heutigen Pressegespräch: Der spätklassizistische Tempel wurde 1819 bis 1823 auf Trümmern der von Napoleons Truppen 1809 zerstörten alten Stadtbefestigung errichtet und beherbergte lange die Canova-Skulptur „Theseus erschlägt den Kentauren“. Auch der im Heeresgeschichtlichen Museum ausgestellte blutige Uniformrock Franz Ferdinands habe sie beeindruckt.

Die schottische Künstlerin Susan Philipsz am Dienstag, 28. April 2015, unter ihrer Klanginstallation "War Damaged Musical Instruments (Pair)" im Theseustempel

APA/Hans Klaus Techt

Die schottische Künstlerin Susan Philipsz im Theseustempel

Instrumente erstmals seit hundert Jahren gespielt

In der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums (KHM), das seit 2012 den Theseustempel mit einer von Jasper Sharp kuratierten Ausstellungsreihe zeitgenössischer Kunst bespielt, habe man keine im Krieg beschädigten Instrumente gefunden, erzählte Sharp. Fündig wurde man dagegen im Münchner Stadtmuseum. Dort werden zwei Trompeten aus dem 19. Jahrhundert aufbewahrt, die einst von einem Trompeter eines Kavallerieregiments von Erzherzog Franz Ferdinand verwendet und im Kampf beschädigt wurden.

Ausstellungshinweis:

Susan Philipsz: „War Damaged Musical Instruments (Pair)“ von 29. April bis 4. Oktober im Theseustempel, täglich 11.00 bis 18.00 Uhr.

Zur Klanginstallation hat das KHM eine Künstleredition von Susan Philipsz aufgelegt. Auf der Museumshomepage ist ein dreiminütiger Videoclip zu finden, auf dem auch die Bespielung der Instrumente zu sehen ist.

Für die Arbeit der Turner-Preisträgerin durften die beiden Instrumente erstmals seit hundert Jahren wieder gespielt werden. Gespielt wurde das militärische Signal „The Last Post“, das im Feld das Ende der Schlacht kündet und eine Orientierung für den Rückzug bietet, aber auch bei von militärischen Ehren begleiteten Begräbnissen gespielt wird. Die Melodie ist jedoch kaum erkennbar: Während manche Töne nahezu rein klängen, seien andere durch die Instrumenten-Schäden im Klang stark beeinträchtigt, und bei anderen sei kaum mehr als ein Atemgeräusch zu vernehmen, erläuterte Sharp. Genau diese Kombination lässt aufhorchen und innehalten.

Theseustempel von aussen

Kunsthistorisches Museum

„Klang ist zwar im materiellen Sinn unsichtbar, hat aber etwas sehr Intuitives und Gefühlvolles. Klang kann gleichzeitig einen Raum abstecken und die Erinnerung in Gang setzen“, so Philipsz. Für Sharp ist die Fortsetzung der Ausstellungsreihe, in der bisher Arbeiten von Ugo Rondinone, Kris Martin, Richard Wright und Edmund de Waal zu sehen waren, mit einer Klanginstallation ideal. „Schon aus klimatischen Gründen können wir hier keine Gemälde oder Zeichnungen zeigen. Alleine heute ist ein Temperatursturz von 20 auf 8 Grad angesagt.“ Den Klängen ist das egal. Dem Flieder vermutlich nicht.

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