Song Contest: Das Grätzel rüstet sich

Der Song Contest naht: Die Vorbereitungen in der Stadthalle laufen auf Hochtouren. Auch die umliegenden Würstelstände und Restaurants treffen Maßnahmen - etwa Urlaubssperren für Mitarbeiter oder größere Fleischbestellungen.

Auf der Stadthallenfront prangt bereits der riesige „Building Bridges“-Banner, in der Halle arbeiten die Techniker im Akkord. Aber auch die umliegenden Restaurants, Cafes, Würstelstände und Ateliers haben bereits erste Vorbereitungen getroffen. Bis zu 33.000 Besucherinnen und Besucher werden täglich im Grätzl um die Stadthalle erwartet.

Mehr Fleisch, neuer Gastgarten, englische Werbung

Samuel Natanow erwartet einen Touristen-Ansturm. Er betreibt seinen Ein-Euro-Diskonter hinter der Stadthalle seit bereits 34 Jahren. Auf den Song Contest ist er bereits bestens vorbereitet: In den Regalen stehen seit kurzem verschiedene Wien-Souvenirs wie Mozart-Sparschweine oder Glaswürfel mit Gustav Klimt-Motiven. An den Magnettafeln ist eine Auswahl an Wiener Sehenswürdigkeiten in Miniformaten angebracht. „Touristen mögen das“, ist er überzeugt.

Auch am Urban-Loritz-Platz, in unmittelbarer Nähe zur Stadthalle, befinden sich einige Würstel- und Kebapstände, die ebenfalls das große Geschäft wittern. Gürsel Alaca betreibt seinen Würstelstand etwa seit zehn Jahren: „Ich erhoffe mir den doppelten Umsatz in der Song Contest-Woche.“

Würstelstände am Urban-Loritz-Platz

ORF/Rieger

Die Stadthalle und ihre umliegenden Gaststätten bereiten sich vor

Während Alaca noch an konkreten Song Contest-Aktionen bastelt, hat Ferhat Suvermez bereits einige bei seinem Kebapstand „Keboss“ umgesetzt. Er hat Werbeflyer in englischer Sprache vorbereitet, bei seinem Fleischlieferanten für die Finalwoche mehr Fleisch bestellt und eine neue Holzgarnitur für seinen kleinen Gastgarten direkt am Neubaugürtel angeschafft. Zbigniew Kucharski mit seinem Würstelstand direkt neben der Stadthalle sieht das ganz anders: „Ich plane gar nichts, mir ist das gerade sehr egal. Meine Frau ist krank, das ist mir wichtiger.“

Gasthäuser: Urlaubssperre für das Personal

In der Sorbaitgasse wiederum befindet sich das Gasthaus Ebner. Margareta Ebner ist seit 20 Jahren die Inhaberin. In dieser Zeit hat sie bereits einige Großevents wie etwa die Eishockey-Europameisterschaften in der Stadthalle miterlebt. Sie blickt dem Song Contest daher sehr gelassen entgegen: „Ich habe eine Speisekarte mit einer kleineren Auswahl gemacht, sonst kommen wir in der Küche nicht zurecht und ich habe mehr Personal als sonst für die Woche eingeteilt.“

Sendungshinweis:

Radio Wien, 30.4.2015

Das Gasthaus Mader hinter der Stadthalle ist sich noch unsicher, wie viel bei ihnen tatsächlich los sein wird. Sonja Fasching, die Besitzerin, meint daher: „Wir lassen uns überraschen, ob wirklich so ein großer Ansturm auf uns zukommt. Für unsere Mitarbeiter gibt es auf jeden Fall Urlaubssperre, damit sie verfügbar sind, wenn es notwendig ist.“ Mit dem Beginn des Aufbaus in der Stadthalle habe sich zumindest schon etwas verändert, denn die Bauarbeiter kommen seither regelmäßig zum Essen.

Flaggen der teilnehmenden Länder in den Auslagen

Auch die Kunstszene rund um die Stadthalle trifft Vorbereitungen. Stefanie Nolz beispielsweise hat die 40 Flaggen aller teilnehmenden Nationen aus Altkleidern - also etwa Jeans, Hemden, Bettwäsche - entworfen. „Die Flaggen werden während der Song Contest-Woche in verschiedenen Auslagen rund um die Stadthalle zu sehen sein“, sagt Nolz. In der sogenannten „Grätzlgalerie“ von Claudia Wohlgenannt hängen derzeit schon Bilder vom bulgarischen Künstler Yanko Tzvetkov, die auf den Eurovisions Song Contest anspielen sollen.

Europakarte von bulgarischem Künstler

ORF/Rieger

Europa aus der Sicht von Österreich laut Yanko Tzvetkov

Dabei werden Europakarten jeweils aus der Sicht eines anderen europäischen Landes dargestellt - mit Vorurteilen wird dabei nicht gespart. „Es soll zeigen, was Europa verbindet und trennt“, so Wohlgenannt.

Conchita Wurst-Styling in Schönheitssalon

In den Schönheitssalons rund um die Stadthalle sind die Meinungen geteilt, ob beim Song Contest das Geschäft boomen wird. Während Tatiana Osmanagic überlegt ihren Fußpflege-Salon zu schließen, weil sie fürchtet, dass zu wenig Kunden kommen, meint Suzana Partonjics, die ihren Schönheitssalon erst vor kurzem eröffnet hat: „Ich glaube, es werden viele Leute kommen, weil ich biete auch extra ein Conchita Wurst-Styling an.“

Der Bezirk bereitet sich unterdessen auch auf das bevorstehende Musikereignis vor. Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (SPÖ) sagt: „Es wurden bereits die gärtnerische Gestaltung, die Einrichtung von mehr Taxispuren und schnellere Öffi-Intervalle in Angriff genommen.“

Lisa Rieger, wien.ORF.at

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