Nach sechs Jahren: Brotfabrik als Kulturareal

Die ehemalige Ankerbrotfabrik in Wien-Favoriten öffnete am Dienstag nach sechs Jahren Bauzeit als Kulturareal mit 22 Mietern. Laut Betreiber ist das alte Fabriksgelände nun ein Ort für „Creative Industries“ und soziale Projekte.

„Creative Industries suchen Flächen, die günstig und in einem rudimentären Zustand sind, damit sie diese dann selbst ausbauen können. Dafür gab es in Wien bisher kaum ein Angebot“, sagt Investor Walter Asmus von der Loft City GmbH & Co KG gegenüber wien.ORF.at. Gemeinsam mit seinen Partnern hatte er Anfang 2009 die stillgelegten historischen Teile der Brotfabrik erworben und mit den Sanierungsarbeiten begonnen.

Loft-Einheiten werden als Rohflächen verkauft

Das neue Kulturareal ist dabei in unmittelbarer Nachbarschaft zur noch bestehenden Produktion der Ankerbrot AG entstanden - mehr dazu in Ankerbrot sichert Standort Favoriten. Auf rund 17.000 Quadratmetern finden sich in zwölf Objekten multifunktionale Hallen, Ateliers, Galerien, Schauräume, Büros, Lofts und Gastronomieeinrichtungen, die sich um zwei Innenhöfe der alten Anlage gruppieren.

„Wir haben das Industrieareal aufgekauft, eine neue Infrastruktur mit Aufzügen, Stiegenhäusern und Garagen geschaffen sowie für die Versorgungs- und Erschließungsstruktur gesorgt“, sagt Asmus. Die Loft-Einheiten werden ausschließlich als Rohflächen verkauft. „Damit refinanziert sich das Projekt, wir brauchen keine Förderungen“, sagt der Investor. Die Kosten für das Projekt betragen bisher rund 27 Million Euro. „Wir sind noch nicht ganz fertig“, sagt Asmus, der unter anderem noch die Renovierung des Getreidespeichers plant.

75 Prozent der Flächen an Eigentümer vergeben

Laut Betreiber beginnt der Quadratmeterpreis bei 1.000 Euro. „Der Preis hängt von der Wertigkeit ab, in welchem Stock und in welchem Objekt sich beispielsweise ein Atelier befindet“, sagt Asmus. Für eines der vier Skylofts mit rund 300 Quadratmetern und einem Kaufpreis von einer Million Euro muss man schon tiefer in die Tasche greifen.

Derzeit hätten 75 Prozent der zur Verfügung stehenden Flächen auf dem gewerblich gewidmeten Gelände bereits neue Eigentümer gefunden, berichtet Asmus. Einer der ersten „Neunutzer“ war Galerist Ernst Hilger, der hier seit 2009 seine „HilgerBROTKunsthalle“ betreibt.

Galerie OstLicht und Caritas-Projekte

Es folgten im Laufe der Jahre mit der Galerie OstLicht, die sich auf 800 Quadratmetern mit Sammlungsraum, Bibliothek, Bar und natürlich Ausstellungsfläche eingerichtet hat, mit der Agentur Anzenberger und dem Verein Superar weitere Institutionen.

Unter anderem sind hier mehrere Caritas-Projekte, die zum Teil ebenfalls Kunstbezug haben. Eine soziale Komponente hat sich jedoch ebenfalls etabliert, so werken im „Objekt 19“ in magdas Kantine neben Küchenprofis auch Flüchtlinge, Langzeitarbeitslose und Menschen mit Behinderung. Unterrichtet wird auf der Medienakademie „Deutsche Pop“, die seit Anfang Oktober 2011 ihren Lehrbetrieb in Favoriten hat. Derzeit sind es 22 „Residents“, die das an der Absberggasse 27 gelegene Areal zählt.

Kunst dominiert in der Expedithalle

2013 gastierten etwa zum ersten Mal die Wiener Festwochen mit der Uraufführung „Die Kinder von Wien“ in der Expedithalle nahe dem neuen Hauptbahnhof. Die Halle gilt den Projektbetreibern als Aushängeschild, in der unter anderem auch die Neue Oper Wien und Claudia Bosses theatercombinat zugegen waren. Für das erste Halbjahr 2015 stehen beispielsweise mit der Tanzperformance „Squatting Project“ von DANS.Kias (Saskia Hölbling) im Juni und der Opernuraufführung „Gilgamesch“ vom Sirene Operntheater Ende Mai weitere Projekte an.

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