Bald Umbruch in Schlaganfall-Akutversorgung

3.500 Spezialisten für die Behandlung von Schlaganfällen diskutieren noch bis Freitag bei einem Kongress in Wien. Es sind aufregende Zeiten für die Neurologen: Neue Katheterverfahren dürften einen Umbruch in der Behandlung des akuten Schlaganfalls einläuten.

Im Schnitt erleidet in Österreich alle 20 Minuten jemand einen Schlaganfall. Frauen haben ein höheres Risiko, bei ihnen wird ein Schlaganfall aber - ähnlich wie beim Herzinfarkt - oft nicht gleich erkannt. In den vergangenen Jahren war das beste Mittel zur akuten Therapie die Gabe eines Medikaments zur Thrombolyse. In einem engen Zeitfenster von bis zu vier Stunden nach Auftreten eines Schlaganfalls ist es dadurch möglich, das in einem Gehirngefäß aufgetretene Blutgerinnsel aufzulösen. In Österreich erhalten 18 Prozent der Patienten, die auf eine ‚Stroke Unit‘ kommen, diese Thrombolyse. Das ist ein Wert, der sonst weltweit nicht erreicht wird", sagte die künftige Präsidentin der Neurologen-Vereinigung, Elisabeth Fertl, im vergangenen Jahr.

Zwei Studien wegen Erfolgs vorzeitig abgebrochen

Jetzt deutet sich in manchen Bereichen eine ähnliche Entwicklung wie ehemals beim Herzinfarkt an. Am 12. März sind in der angesehensten Medizin-Fachzeitschrift der Welt, im New England Journal of Medicine, zwei Studien zur Katheter-Schlaganfallbehandlung veröffentlicht worden. Beide waren wegen des sich abzeichnenden Erfolges vorzeitig abgebrochen worden.

Mayank Goyal (University of Calgary/Kanada) und dessen internationale Co-Autoren von 22 Zentren weltweit wiesen beispielsweise von insgesamt 316 Patienten 238 Betroffene einer Thrombolysetherapie zu. 120 von ihnen bekamen zusätzlich eine Katheterbehandlung, die möglichst zur Beseitigung des Blutgerinnsels über ein durch die Leistenarterie ins Gehirn eingeführtes System führen sollte.

Nach 90 Tagen konnten 53 Prozent der Patienten unabhängig leben, in der Thrombolyse-Vergleichsgruppe waren es 29,3 Prozent. Die Mortalität verringerte sich von 19 auf 10,4 Prozent. Die Rate von Gehirnblutungen war mit 2,7 (Thrombolyse allein) bzw. 3,6 Prozent (Katheter) etwa gleich hoch. Ganz ähnliche Ergebnisse zeigte die zweite im „New England Journal of Medicine“ publizierte Studie von Bruce Campbell (Royal Melbourne Hospital/Australien).

Schneller Transport in „Stroke Unit“ wichtig

Die Vorbedingung für solche Erfolge sind - wie auch schon bisher in der Akuttherapie von Schlaganfallpatienten - der frühe Verdacht auf einen Schlaganfall, das sofortige Rufen eines Notarztwagens und der schnelle Transport in eine spezialisierte Schlaganfallabteilung (Stroke Unit). Darauf folgen 24-Stunden-Verfügbarkeit modernster bildgebender Verfahren und speziell für solche Interventionen ausgebildete Radiologen, Neurologen oder Neurochirurgen.

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