Blasmusikdemo: Aufspielen für Militärmusik

Gegen die Einsparungen bei der Militärmusik haben Hunderte Musiker mit „Sympathiekonzerten“ auf dem Ballhausplatz und vor dem Parlament protestiert. „Sterbehilfe für die österreichische Blasmusik“ wird durch die Kürzungen befürchtet.

Mit dem „47er Regiments-Marsch“ begann das Protestkonzert auf dem Ballhausplatz. Die Musiker kritisieren, dass es in den Bundesländern nur noch 20-köpfige Ensembles geben soll. „Mit diesem Personalstand wird nur Sterbehilfe für die österreichische Blasmusik geleistet. Haben Sie den Mut, Herr Minister Klug, und sprechen Sie das offen aus“, so Peter Höckner, Obmann des niederösterreichischen Blasmusikverbandes.

Buhrufe und Pfiffe

Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) war allerdings nicht beim Ministerrat, für ihn gab es Piffe und Buhrufe. Dafür fanden sich die ÖVP-Minister Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Wolfgang Brandstetter neben einigen Landesräten aus den Bundesländern ein.

Beim „Sympathie-Konzert“ kam vor dem Bundeskanzleramt zwischenzeitlich durchaus so etwas wie Volksfeststimmung auf, woran die verteilten Schnaps- und Bierfläschchen sicher auch nicht ganz unschuldig waren. Die Polizei kam bei ihrer Schätzung zwar nicht auf die laut Veranstalter 1.000 Musiker, aber immerhin gut 350. Das strahlende Wetter zog laut Polizei auch rund 300 Zuschauer an.

Quasi direkt vom Ministerrat auf der Rednerbühne begrüßen konnten die Musiker Justizminister Brandstetter. Er sei hier, weil er sich „innerlich dazu verpflichtet“ fühle. „Es gibt Dinge, die sind viel mehr wert, als sie kosten.“ Es gehe nicht um Parteipolitik oder einzelne Mitglieder der Regierung, „da geht’s um Kultur“, so Brandstetter. Er versuche Verteidigungsminister Klug seit Wochen zu überzeugen, die Einsparungen bei der Militärmusik noch einmal zu überdenken, versicherte er und kassierte entsprechend Applaus.

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Militärmusik in „Politmühlen“

„Unsere und damit auch eure Militärmusiken sind in die Politmühlen geraten“, richtete sich Wolfram Baldauf vom Verein Militärmusikfreunde an Verteidigungsminister, Innenministerin, Bundeskanzler und Vizekanzler. Die Militärmusikkapellen „kosten fast nichts“, hätten aber bei Auftritten eine „enorme Anziehungskraft“, warb er. Die geplanten 20 Musiker pro Kapelle seien „nicht einmal ein schlechter Witz“, das sei keine Militärmusik mehr.

Das Konzert auf dem Ballhausplatz hatte um 11.00 Uhr begonnen, vor dem Parlament wurde ab 13.30 Uhr aufgespielt. Organisiert wird der Protest vom Österreichischen Blasmusikverband und dem Verein Militärmusikfreunde. Es sollen auch mehr als 46.000 Unterschriften für den Erhalt der Militärmusiken an das Parlament übergeben werden.

Blasmusikanten

APA/Mathis

In Bregenz wurde bereits protestiert

„Schwerer Schlag für Blasmusikszene“

Ab November sollen die Militärmusikkapellen in den Bundesländern von derzeit je 47 auf 20 Mitglieder abgespeckt werden und dann als „Ensembles“ musizieren. Nur in Wien soll die große Gardemusik erhalten bleiben. Das sorgt für Proteste auf vielen Ebenen. Klug rückte bisher nicht von seinen Plänen ab, ursprünglich wollte er im ganzen Land nur vier Militärmusiken betreiben. Zuletzt sprachen sich die Landeshauptleute gegen die Reduzierung aus. Am Dienstag macht auch die Blasmusikszene ihrem Ärger Luft.

„Für ein paar Euro Einsparung wird eine kulturelle Einrichtung ausradiert“, sagte Roman Gruber von den Militärmusikfreunden gegenüber wien.ORF.at. „Das Bundesheer gibt jedes Jahr 1,5 Millionen Euro für Werbung aus, durch die Militärmusik würde man zwei Millionen Euro sparen“, ergänzte Baldauf. Im Ministerium geht man allerdings von einem Sparvolumen von sieben Millionen Euro aus.

Die geplante Einsparung sei auch ein schwerer Schlag für die österreichische Blasmusikszene. „Die jungen Musikanten erleben in dem einen Jahr bei der Militärmusik eine gute Schule“, sagte Gruber. Später würden sie bei zivilen Blasmusikkapellen oft tragende Rollen einnehmen. „Ein großer Teil der Bevölkerung steht hinter unseren Forderungen“, so Gruber.

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