IS-Heimkehrer hat Belastungsstörung

Ein von der Justiz in Auftrag gegebenes psychiatrisches Gutachten geht bei dem in U-Haft sitzenden, 16-jährigen IS-Heimkehrer von einer posttraumatischen Belastungsstörung aus. Seine Zurechnungsfähigkeit sei davon nicht beeinträchtigt.

In ihrem Gutachten beschreibt Sachverständige Gabriele Wörgötter den 16-Jährigen als einen grundsätzlich intelligenten jungen Mann, der weder an einer schweren seelischen Störung oder einer geistigen Abartigkeit leidet. Er sei zurechnungsfähig, ein Schuldausschließungsgrund liege nicht vor. Allerdings hält Wörgötter es für wahrscheinlich, dass bei dem Lehrling infolge teilweise traumatischer Erlebnisse im syrischen Kriegsgebiet eine psychische Beeinträchtigung vorliegt - mehr dazu in 16-jähriger IS-Kämpfer festgenommen.

Sozialnetz soll 16-Jährigen auffangen

Wörgötter empfiehlt eine engmaschige Betreuung des Jugendlichen, zumal dieser typische Persönlichkeitsmerkmale eines „Heimkindes“ aufweise. Der Jugendliche tue sich schwer, Bindungen einzugehen, suche nach Halt und Anerkennung und sei bestrebt, Bestätigung von außen zu erfahren. Bei einer allfälligen Enthaftung rät die Sachverständige dazu, den 16-Jährigen in ein absicherndes soziales Netz einzubinden und dafür zu sorgen, dass diesem ein struktureller Tagesablauf, auch in Form eines Beschäftigungsverhältnisses,- ermöglicht wird.

Die Voraussetzungen dafür könnten in einer „Sozialnetzkonferenz“ geschaffen werden, die der zuständige Haft- und Rechtsschutzrichter in die Wege geleitet hat. Unter Einbindung von Sozialarbeitern, des Jugendamts, und Mitarbeitern des Vereins Neustart soll ein Maßnahmenkatalog erarbeitet werden, an dem sich der 16-Jährige zu orientieren hätte, sollte er auf freien Fuß gesetzt werden.

Anwalt will Enthaftungsantrag stellen

Sobald dieser Katalog vorliegt, will Verteidiger Werner Tomanek, der Rechtsbeistand des Jugendlichen, einen Enthaftungsantrag einbringen, wie er am Freitag gegenüber der APA erklärte. Nächster regulärer Haftprüfungstermin wäre Anfang Juli. Erst am Donnerstag war die Untersuchungshaft über den 16-Jährigen um zwei Monate verlängert worden - mehr dazu in IS-Heimkehrer bleibt weiter in U-Haft.

Der Lehrling war im vergangenen August ins syrische Bürgerkriegsgebiet aufgebrochen und hatte sich dem bewaffneten Dschihad angeschlossen. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen den Burschen unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Ausbildung für terroristische Zwecke und Aufforderung zu terroristischen Straftaten.

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