Der Wiener Kongress wird wieder lebendig

Genau vor 200 Jahren ging der Wiener Kongress zu Ende. An historischen Originalschauplätzen wie dem Ballhausplatz, dem Amalienhof und dem Reichskanzleitrakt soll der Kongress in einer Ausstellung wieder lebendig werden.

Anlässlich des Jubiläums findet bis 31. Oktober die Ausstellung „Idee Europa – 200 Jahre Wiener Kongress“ am Ballhausplatz statt. Bei der Ausstellung geht es nicht nur um die Präsentation historischer Fakten, sondern auch darum, aktuelle Bezüge aufzuzeigen. Daher werden die aktuelle Rolle Österreichs und das Thema „Krieg und Frieden in Europa“ thematisiert.

Bundeskanzleramt Gebäude

Bundeskanzleramt

Besucher können das Metternich-Palais erleben (heutiges Bundeskanzleramt).

Schlussakte des Wiener Kongresses zu sehen

Kern der Ausstellung ist der eigentliche Schauplatz des Kongresses, die geheime Hof- und Staatskanzlei. Damals war sie Amtssitz des Kanzlers Metternich und gleichzeitig sein Wohnpalais, heute ist sie der Sitz des Bundeskanzleramtes. Wenn keine Ministerratssitzungen oder andere offizielle Aktivitäten stattfinden, wird die Kanzlei bei der Ausstellung zu besichtigen sein.

Teppich mit Unterschriften

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Auf dem Teppich stehen Unterschriften der Teilnehmer des Wiener Kongresses.

Eine Station wird den großen europäischen Verträgen gewidmet. Unter anderem werden die Verträge vom Westfälischen Frieden oder vom EU-Beitritt Österreichs zu sehen sein. Im Zentrum steht die Schlussakte des Wiener Kongresses 1815, welche Europas Grenzen neu zog, die alte monarchische Ordnung wiederherstellte und den Sklavenhandel abschaffte. In den historischen Repräsentationsräumen am Ballhausplatz 2 können Besucher in die Konferenz eintauchen, den zentralen Figuren des Kongress begegnen und die Verhandlungssituation im Kongressaal erleben.

Die vom Bundeskanzleramt und dem Österreichischen Staatsarchiv veranstaltete Ausstellung soll weniger bekannte Facetten der damaligen Konferenz ins Licht rücken und die vielen Dimensionen der neun Monate von Oktober 1814 bis Juni 1815 verbinden. Die inhaltliche Botschaft der Ausstellung ist, „dass es in Europa offensichtlich Sinn macht, Frieden durch weitreichende Verträge zu sichern“.

Kongresssaal

Bundeskanzleramt

Im Kongresssaal wird die Schlussakte des Kongresses zu sehen sein.

Die Ausstellung soll die vielen Standorte des Wiener Kongresses widerspiegeln, daher werden mehrere Originalschauplätze genutzt. Der Standort Ballhausplatz wird in vier räumlich getrennten, aber inhaltlich verbundenen Stationen bespielt: Amalienhof, innerer Burghof, Bundeskanzleramt und Hofburgkapelle mit dem Schweizerhof. Die Vorgeschichte und der historische und politische Kontext des Kongresses sollen sich im Amalienhof erschließen. Das Leben zur Zeit des Kongresses, seine Innenkonstruktion und seine Auswirkungen sind im Parterretrakt der Amalienburg zu erleben. Außerdem gibt es dort Stallungen des frühen 19. Jahrhunderts zu sehen.

Amalientrak Gebäude

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Die Vorgeschichte des Kongresses erschließt sich im Amalienhof.

Den Weg vom Wiener Kongress in die heutige EU werden die Besucher im Durchgang zum Inneren Burghof passieren. Gestaltet wurde dieser Bereich gemeinsam mit der EU-Vertretung in Wien. In einer kleinen Station im Reichskanzleitrakt der Hofburg „tanzt der Kongress“, hier werden die Stadt und der Alltag in Wien mit Feiern, Kostümen und Salons mit einem Film interpretiert. Weiters führt eine kurze Promenade in die alte Hofburgkapelle zum Thema Musik, hier können Besucher erleben, wie der Kongress „klingt“ und wie Beethoven in die Zeit einbezogen wurde. In der Hofburgkapelle werden Originaldokumente zu sehen sein.

Veranstaltungshinweis

Die Ausstellung ist bis 31. Oktober 2015 von Montag bis Samstag von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Führungen finden Montag bis Freitag statt. Der Eintritt ist frei.

„Kongress wird auf Vorurteile reduziert“

Laut Manfred Matzka, Präsidialchef des Bundeskanzleramtes, wird der Wiener Kongress auf zwei Vorurteile reduziert, die sein Image prägen: „Der Kongress tanzte, aber brachte nichts zuwege und der konservative Metternich hat bloß eine Restauration der alten politischen Verhältnisse herbeigeführt. Einen Bezug zur heutigen Bedeutung des Wiener
Kongresses stellt man nur selten her, eine Einordnung in das soziale Leben von Wien findet sich überhaupt nicht.“ Dieses Klischee enthält laut Matzka einen wahren Kern, geht aber an der Realität vorbei. Um solche Vorurteile abzuschaffen will die Ausstellung vieles neu beleuchten.

Laut den Veranstaltern ist die Ausstellung so konzipiert, dass sie auch ohne jegliche geschichtliche Vorkenntnisse zu verstehen ist.

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