„Der Ring“ und seine Jugendjahre

Mit der Ausstellung „Der Ring. Pionierjahre einer Prachtstraße“ widmet sich das Wien Museum dem 150-Jahre-Jubiläum der Ringstraße. Im Mittelpunkt steht dabei die Zeit vor dem Festakt am 1. Mai 1865. Über 300 Objekte werden präsentiert.

Auch das wohl ultimative Ring-Dokument kann bewundert werden: Das Handschreiben des Monarchen, also von Kaiser Franz Joseph I., in dem dieser 1857 den Abbruch der Stadtmauern und die Verbauung des Glacis ankündigte. Genaugenommen ist der Entwurf für den Erlass ausgestellt. Das Original wurde beim Justizpalastbrand 1927 vernichtet, wie Kurator Andreas Nierhaus bei der Präsentation berichtete.

Wettbewerb ohne Sieger

Der dem Machtwort des Kaisers folgende internationale städtebauliche Wettbewerb brachte viele Einreichungen, aber keinen Sieger. Mit welchen Ideen die Teilnehmer gescheitert sind, wird ebenfalls in der Schau dokumentiert. Wobei viele Details dieser Projekte dann doch in den von einer kaiserlichen Kommission erarbeiteten „Grundplan“ eingeflossen sind. Dieser Masterplan ist ebenfalls Teil der Ausstellung. Er blieb über Jahrzehnte bestimmend für das Ringstraßenareal.

Der Bau der Hofoper an der Wiener Ringstraße, aufgenommen 1865

Wien Museum

Bau der Hofoper an der Ringstraße, aufgenommen 1865

Radikale und schnelle Stadtveränderung

Nach der Vorlage des Grundkonzepts ging es relativ flott. „Innerhalb von zehn Jahren war alles da“, verwies Museums-Direktor Wolfgang Kos auf die rasche Umsetzung: „Das zeigt, wie radikal und schnell Stadtveränderung damals vor sich gegangen ist.“ Man stelle sich vor, so wagte Kos ein Planspiel, dass heute ein Gebiet 700 Meter vom Stephansdom entfernt zu beplanen sei. Die Diskussionen darüber würden 200 Jahre dauern, mutmaßte er.

Ein Projekt für den Schwarzenbergplatz von Moriz von Löhr aus dem Jahr 1861

Wien Museum

Projekt für den Schwarzenbergplatz von Moriz von Löhr aus dem Jahr 1861

Fassadenfiguren aus Heinrichshof

Die Ring-Ausstellung behandle die entscheidende Phase der Modernisierung Wiens, führte Kos aus. Dargestellt werde Gebautes und Nicht-Gebautes. Denn so manche Gebäude wurde nie realisiert, oder zumindest nicht in der ursprünglich angedachten Form.

Ausstellungshinweis:

„Der Ring. Pionierjahre einer Prachtstraße“, von 11. Juni bis 4. Oktober, Wien Museum

Verschwundenes gibt es aus dieser Zeit hingegen kaum, fast alles überdauerte den Krieg bzw. wurde wieder aufgebaut. Von einigen nicht mehr existierenden Gebäuden, wie etwa dem ausgebombten und später abgerissenen Heinrichshof, blieben zumindest Reste: Das Wien Museum zeigt zwei einst dort angebrachte Hermen, also Fassadenfiguren, die erst kürzlich ersteigert werden konnten.

Die Eintrittskarte zur Eröffnung der Ringstraße am 01. Mai 1865

Wien Museum

Die Eintrittskarte zur Eröffnung der Ringstraße am 01. Mai 1865

Ringstraße sei „eigentliche Ausstellung“

Zahlreiche Modelle und Fotografien ergänzen die rund 300 Objekte umfassende Schau, die auch das permanent ausgestellte Stadtmodell im ersten Stock einbezieht. Es zeigt den Stadtkern vor der Schleifung des Glacis - wobei die Lage der Ringstraße und ihrer Bauten für die Dauer der Ausstellung auf das Exponat projiziert wird. Apropos Exponat: Die eigentliche Ausstellung befinde sich 200 Meter vom Wien Museum entfernt, empfahl Kos auch einen Besuch der real existierenden Ringstraße.

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