Causa Alijew: Brandstetter sollte observiert werden

Bei den Ermittlungen in der Causa Alijew gab es offenbar Überlegungen, ÖVP-Justizminister Wolfgang Brandstetter in seiner Funktion als damaliger Anwalt des kasachischen Ex-Botschafters in Wien beschatten zu lassen.

Das legt ein von der Wiener Anwaltskanzlei Lansky, Ganzger und Partner (LGP) eingeholter Kostenvoranschlag eines darauf spezialisierten Münchner Unternehmens nahe. Gegenüber der APA versicherte Gabriel Lansky am Mittwoch, Brandstetter sei „never ever“ beschattet worden. Dasselbe gelte für Manfred Ainedter, einen weiteren Rechtsvertreter Alijews, zu dem in dem Schreiben aus München ebenfalls eine „Ermittlung/Observation“ angeregt wird. „Es ist von mir definitiv keine Observation von Brandstetter und Ainedter in Auftrag gegeben worden“, so Lansky.

Staatsanwaltschaft Linz ermittelt

In dem mit 27. Juli 2011 datierten, der APA vorliegenden Schreiben bezieht sich das eigenen Angaben zufolge international führende Beratungsunternehmen für Risiko- und Krisenmanagement auf ein vorangegangenes Gespräch mit einer LGP-Mitarbeiterin, gegen die - ebenso wie gegen Lansky selbst - nunmehr von der Staatsanwaltschaft Linz wegen geheimdienstlicher Tätigkeit zum Nachteil der Republik Österreich (§ 256 Strafgesetzbuch) ermittelt wird.

Die Kanzlei Lanskys vertrat schon damals die Interessen der Witwen zweier ermordeter kasachischer Bankmanager, deren Verschwinden Alijew angelastet wurde. Wenige Wochen vorher waren die Leichen der seit Anfang 2007 vermissten Banker entdeckt worden.

Lansky: Detektivbüro schlägt „natürlich einiges vor“

Alijew, der von Österreich nicht an Kasachstan ausgeliefert wurde, befand sich im Sommer 2011 auf freiem Fuß und hatte sich ins Ausland abgesetzt. Neben den kasachischen Behörden versuchte auch LGP, mit allen Mitteln Alijew auf den Fersen zu bleiben. „Als Opferanwalt hatte ich den dringenden Auftrag meiner Klienten, zu klären, wo der Vogel ist, damit man ihn dingfest machen kann“, erläuterte Lansky der APA. Und weiter: „Wenn Sie dann mit einem Detektivbüro reden, schlagen Ihnen die dann natürlich einiges vor.“

In dem achtseitigen Kostenvoranschlag wurden LGP umfangreiche „zukünftige operative Maßnahmen“ zur „Lokalisierung der Zielperson sowie deren Reisetätigkeit“ schmackhaft gemacht. Unter Punkt 5 wird die Observation von Brandstetter und Ainedter angeregt. Die dafür anfallenden Kosten werden mit jeweils 144.000 Euro monatlich beziffert. Das gesamte Maßnahmenpaket hätte, wäre es in vollem Umfang umgesetzt worden, bis zu 1,57 Millionen Euro gekostet - pro Monat.

Lansky räumt Observation von „Verdächtigen“ ein

Im Gespräch mit der APA räumte Lansky ein, Teile des vom Münchner Detektivbüros vorgeschlagenen Maßnahmenpakets seien umgesetzt worden. Demnach ließ LGP unter anderem den ehemaligen kasachischen Geheimdienstchef Alnur Mussajew, Alijews Sicherheitsberater Vadim Koslhyak und weitere Mitarbeiter Alijews als „Verdächtige“ observieren.

Aus Sicht Lanskys waren diese Observationen notwendig, um im Sommer 2011 nach dem Auffinden der Leichen der seit Jänner 2007 verschwundenen Banker zwingend erforderliche „Ermittlungsschritte“ gegen Alijew und andere mögliche Tatbeteiligte setzen zu können, die zur Festnahme des kasachischen Ex-Botschafters in Wien führen sollten. In Bezug auf Alijews Anwälte Wolfgang Brandstetter und Manfred Ainedter habe er allerdings „kein Offert“ des Münchner Unternehmens gewünscht, eine Beschattung der beiden sei „nicht einmal angedacht gewesen“, bekräftigte Lansky.

Brandstetter schweigt, Ainedter empört

Vom betreffenden Unternehmen, das - wie seit längerem bekannt ist - für LGP den für Alijew zuständigen Wiener Staatsanwalt während einer Dienstreise nach Malta beschattet hatte, war ungeachtet aller Bemühungen der APA vorerst keine Stellungnahme zu bekommen. Nach einem Telefonat blieb ein am Mittwochvormittag versandtes E-Mail unbeantwortet. Auch Brandstetter war zu keinem Kommentar bereit. Seine Sprecherin verwies auf das laufende Strafverfahren, im Hinblick darauf wolle sich Brandstetter nicht öffentlich äußern.

Ainedter zeigte sich „fassungslos, dass offensichtlich zumindest ernsthaft darüber nachgedacht wurde, die Verteidiger des Alijew beschatten zu lassen“. Alijew sei damals mit Wissen der Behörden nach Malta übersiedelt und wäre über seine Rechtsvertreter jederzeit für behördliche Anfragen zur Verfügung gestanden, betonte Ainedter.

„Abgesehen davon, dass mein Leben mehr oder weniger öffentlich ist und es daher rausgeschmissenes Geld ist, mich überwachen zu lassen, zeigt der Sachverhalt erneut, mit welch ungeheueren Methoden hier seitens der Kanzlei LGP vorgegangen wurde“, empörte sich Ainedter. Und weiter: „Derartige Verhaltensweisen sind eine Schande für die österreichische Rechtsanwaltschaft.“

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