450 Jahre: Hofreitschule feiert royal

Wenn die Lipizzaner feiern, bekommen sie sogar royale Unterstützung: Für das 450-Jahr-Jubiläum der Spanischen Hofreitschule wird die spanische Infantin Elena, Schwester von König Felipe, anreisen. Die Lipizzaner werden auf dem Heldenplatz zeigen, was sie können.

Am Donnerstag beginnen die Feierlichkeiten: Gut 10.000 Menschen erwartet die Geschäftsführerin der Hofreitschule, Elisabeth Gürtler, bis Samstag auf dem Heldenplatz. Zu sehen sein werden nicht nur die spanischen und österreichischen Pferde mit teils lange nicht mehr gezeigten Formationen, sondern auch der Nachwuchs: Die Fohlen und die Mutterstuten aus dem Gestüt Piber haben ebenfalls einen Auftritt. „Unser Moderator hat sich die Taschen schon mit Zucker gefüllt, damit ihm die Fohlen nicht auskommen“, sagte Gürtler im Vorfeld. Gürtler ist seit 2007 Geschäftsführerin der Hofreitschule und muss kurz vor den Feierlichkeiten den Tod ihres Ehemanns Helmuth Lohner bewältigen.

Die Grundlage für das Jubiläum

Am 20. September 1565 wurden 100 Gulden aus dem herrschaftlichen Säckel für einen „Thumblplatz im Garten an der Purgkh alhie“ gestiftet. Diese erste offene Reit- und Turnierbahn wurde auf dem Areal des heutigen Josefsplatzes in unmittelbarer Nähe der Hofburg errichtet.

„Ein Relikt des Kaiserreiches“

Neben Elena kommen aus Spanien auch Reiter und Pferde der Königlich-Andalusischen Reitschule in Jerez. „Wir sind uns dessen bewusst, dass wir natürlich ein Relikt aus der Kaiserzeit und eines Habsburger-Reiches sind, das damals bis nach Spanien reichte“, sagte die Hofreitschul-Chefin. Daher habe man sich auch entschlossen, diese Wurzeln auch allen bewusst zu machen und die Königlich-Andalusische Reitschule einzuladen. Denn der Zusatz „spanisch“ im Wiener Namen leitet sich von der auf der iberischen Halbinsel heimischen Pferderasse ab, die im 16. Jahrhundert als besonders geeignet für die klassische Reitkunst galt. Die heutigen Lipizzaner sind eine Kreuzung aus spanischen, arabischen und Berber Pferden.

Lipizzaner

APA/Pfarrhofer

„Wir haben uns geöffnet und sind ein modernes Unternehmen geworden“, sagte Gürtler. Es gebe nun einen Ball, viele Veranstaltungen sowie eine Eventkultur rund um die Hofreitschule: „Das ist zwar nicht unsere Kernkompetenz, hat aber mit Finanzen und Marketing zu tun.“ Zudem habe man große Fortschritte in der Zucht gemacht, habe nun viel mehr Pferde, zwei Reitermannschaften, bei denen auch gute Stimmung herrsche, und - auch wenn das manche anders sähen - die Qualität der Reiterei habe ein sehr hohes Niveau erreicht. Eine der vielleicht augenscheinlichsten Veränderungen in den vergangenen Jahren: Nun reiten auch Frauen in der Spanischen Hofreitschule. „Es tut uns gut, dass wir mittlerweile Damen im Team haben“, betonte Gürtler.

Der Blick in die wirtschaftliche Zukunft gestalte sich ebenfalls durchaus rosig. „Wir glauben, dass der Weg, wie wir unsere Unternehmensstrategie aufgebaut haben, die Spanische langfristig dazu bringen müsste, auf halbwegs finanziell akzeptablen Beinen zu stehen“, schilderte die Hofreitschul-Chefin. Inzwischen habe man eine Eigendeckung von 90 Prozent.

Lipizzaner

APA/Pfarrhofer

Ein Lipizzaner in seinem Stall

Am Freitag geht die Galavorführung auf dem Heldenplatz dann nahtlos in den inzwischen zum sechsten Mal stattfindenden Sommerball über. Die „Fete Imperiale“ setzt heuer wieder auf die Farben Rot-Weiß-Rot und - erstmals - auf ein Wiener Motto: So wird etwa Figlmüller für das Catering verantwortlich zeichnen und die Ballgäste mit Schnitzel und Kartoffelsalat versorgen.

Die Eröffnung bestreiten Staatsopernsängerin Zoryana Kushpler und Kammersängerin Ildiko Raimondi. Neben der spanischen Infantin Elena haben sich einige heimische Politiker - darunter die ÖVP-Minister Andrä Rupprechter und Johanna Mikl-Leitner sowie Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) -, Ex-Spitzensportler wie Herbert Prohaska und Karl Schranz sowie Vertreter aus Kunst und Kultur wie Christian Ludwig Attersee, Vera Russwurm und Uwe Kröger angekündigt. Ein 50 Meter langer roter Teppich auf dem Heldenplatz darf also nicht fehlen.

Jubiläumsbier und Briefmarke

Jubiläum heißt es auch auf allen anderen Kanälen: Für die 450-Jahr-Feier hat Gürtler allerhand österreichische und internationale Unternehmen um sich geschart. So wird es nicht nur Jubiläumsschokolade von Zotter, Jubiläumswein der Winzer Krems und Jubiläumsbier von Ottakringer geben. Auch die Porzellanmanufaktur Augarten gratuliert mit Schalen, Salz- und Pfefferstreuern im Lipizzaner-Design, Swarovski bastelt ein Kristallpferd und wahre Fans können sich mit einem FreyWille-Tuch und einem Riedel-Dekanter ausstatten.

Elisabeth Gürtler sitzt an ihrem Schreibtisch

APA/Pfarrhofer

Elisabeth Gürtler

Die Jubiläumsmünze ist schon länger erhältlich, die Post wird am Heldenplatz sogar ein eigenes Sonderpostamt einrichten, um die Jubiläumsmarke zu präsentieren. „Ich wünsche der Spanischen Hofreitschule weitere 450 Jahre so großen Erfolg. Ich persönlich bin sehr stolz auf dieses Juwel und bin froh, dass es in meinem Ressort angesiedelt ist“, betonte Landwirtschaftsminister Rupprechter im Vorfeld. Die Lipizzaner seien „Kultur- und Tourismusbotschafter“ in der ganzen Welt, auf die er auch immer wieder angesprochen werde.

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