Flüche und Horoskope auf Pergament

Wie steht es um meine Gesundheit, meinen Wohlstand, mein Liebesglück? Das beschäftigte auch die Menschen des alten Ägyptens, wie die Ausstellung „Orakelsprüche, Magie und Horoskope“ im Papyrusmuseum zeigt.

Es sind scheinbar immer dieselben Fragen, die Menschen über ihre Zukunft stellen. Wobei vor fast 2.000 Jahren die Gabe der Vorhersage einen weniger kuriosen und höheren Stellenwert einnahm als heutzutage. „Es war nicht unüblich, dass Herrscher vor wichtigen Entscheidungen Propheten um Rat fragten“, so Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, zu der das Papyrusmuseum gehört.

Schriften über Sorgen und Hoffnungen

„Es herrschte damals die Überzeugung, dass das Schicksal einem größeren Ordnungsbild oder dem göttlichen Willen folgte“, Zudem vermittle das Vermächtnis dieses Vertrauens in das Übernatürliche „einen authentischen Eindruck der Sorgen und Hoffnungen der Menschen dieser Zeit“.

Magie als Schutz vor Skorpionbissen

Mit 70 fast gänzlich und vielen fragmentarisch erhaltenen Funden von Papyrusrollen und Pergamentkodizes mit ausführlichen Beschreibungen dazu bietet die Ausstellung einen spannenden Einblick in die mystische Welt der alten Ägypter. Neben auf Pergament und Papyrus verfassten Zaubersprüchen, die am Körper oder in einem Behälter um den Hals getragen vor Krankheiten oder Skorpionbissen schützen sollen, finden sich schriftliche Orakelfragen, die sich danach erkundigen, ob man nun die Geliebte heiraten oder das unsichere Amt des Steuereintreibers niederlegen soll.

Flüche, Rezepte, Liebessprüche

Zwischen Verfluchungen, Schutzzaubern und astrologischen Handbüchern finden sich dabei auch Rezeptbücher für Zaubersprüche, die einer Frau den Namen ihres Geliebten entlocken sollten sowie einen Text über Palmomantik, der lange vergessenen Kunst, anhand der unkontrollierbaren Zuckungen eines Menschen seine Zukunft vorhersagen zu können.

Ausstellungshinweis:

„Orakelsprüche, Magie und Horoskope. Wie Ägypten in die Zukunft sah“, bis 10. Jänner 2016 im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek

Die Texte sind teil in griechischer und arabischer sowie in koptischer und demotischer Sprache gehalten. Besondere Stücke aus der Schau seien dabei laut Kuratorin Angelika Zdiarsky ein auf Papyrus gehaltener Mondkalender und die einzige Abschrift des schwer deutbaren „Lamm des Bokchoris“, einem demotischen Orakelspruch, der eine große Unheilszeit prophezeit, die nach 900 Jahren von einem neu an die Macht kommenden Herrscher beendet werden soll.

Prognosen für Donner und Erdbeben

Darüber hinaus finden sich in der bis 10. Jänner 2016 zugänglichen Ausstellung noch Teile astrologischer Handbücher, Bauernkodizes, die Prognosen für Donner und Erdbeben lieferten, sowie ein Fragment des Fragen- und Antwortkatalogs „Astrampsychi“, mit dem Orakel auf jede Frage mittels Konkordanztabellen und Zahlensystemen die richtige Antwort finden konnten.

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