Gratiszahnspange startet in Wien

Morgen ist es soweit: Von der Krankenkasse ausgesuchte Kieferorthopäden bestimmen, wer die oft tausende Euro teure Zahnspange in Wien gratis bekommt. Bei der Umsetzung dieses Angebots gibt es aber noch einige Fehlstellungen.

Das Gebiss der Kinder soll man nicht am Einkommen der Eltern erkennen. Aus diesem Grund beschloss die Bundesregierung die Gratiszahnspange für Kinder mit erheblichen Fehlstellungen. Am Mittwoch ist es nun soweit: Von den Kassen ausgesuchte Kieferorthopäden bestimmen, wer die Korrektur gratis bekommt.

Zahnärztekammer sieht Planungsfehler

Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) wollte ursprünglich mit 32 Kieferorthopäden und Instituten über ganz Wien verteilt einen Vertrag schließen, geworden sind es schließlich 13. Die Zahnärztekammer sieht einen Planungsfehler bei der Gebietskrankenkasse, denn in einwohnerstarken Bezirken hätten mehr Praxen die Gratiszahnspange anbieten sollen. Die Umsetzung scheiterte jedoch, da die meisten Kieferorthopäden innerstädtisch angesiedelt sind.

Zahnspange

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In drei Bezirken gibt es noch keinen Vertragskieferorthopäden

Drei Bezirke ohne Vertragsärzte

„So eine Praxis kostet mehrere hunderttausend Euro, das ist ja eine enorme Investition. Niemand wird eine Praxis, die er jahrzehntelang geführt hat, irgendwo in ein Ende von Wien verlegen, nur damit er da einen Kassenvertrag bekommt, das ist nicht realistisch“, kritisiert Claudius Ratschew, Sprecher der Zahnärztekammer, gegenüber „Wien heute“.

Bei der Gebietskrankenkasse möchte man nun nachbessern. „Jetzt haben wir gesehen, in drei Bezirken fehlen uns Stellen und da müssen wir noch einmal ausschreiben“, so WGGK-Obfrau Ingrid Reischl. In den nächsten Monaten soll es laut Reischl gelingen, alle 32 Verträge abgeschlossen zu haben - mehr dazu in Start zur Ausschreibung für Gratiszahnspange (wien.ORF.at; 15.5.2015).

4.000 Kinder kommen in Frage

In den Vertragspraxen werde es ab 1. Juli zu Wartezeiten kommen. Reischl: „Die Vertragspartner werden sich bemühen, so viele Menschen wie möglich dranzunehmen.“ Die Gebietskrankenkasse schätzt, dass rund 4.000 Kinder und Jugendliche in Wien für die Gratiszahnspange in Frage kommen.

Das sind lediglich 30 Prozent aller, die eine Zahnspange benötigen, kritisiert Ratschew: „Ich hätte mir eine breitere Streuung gewünscht, dass doch mehr Kinder in den Genuss dieser Leistung bekommen, weil doch die Patientengruppe, die jetzt diese Gratiszahnspange bekommt, keine große ist.“ Denn immerhin kostet eine Zahnspange laut Zahnärztekammer - aufgerechnet auf drei Jahre Behandlung - bis zu 5.800 Euro.

Zahnspange Folder

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Die WGKK informiert im Internet und mit Foldern über das neue Angebot

Extrakosten für Keramik

Um eine Gratiszahnspange zu bekommen, stellen die Kieferorthopädien zunächst fest, um welche Zahn- oder Kieferfehlstellung es sich nach der internationalen IOTN-Klassifizierung handelt. Die Gratisbehandlung setzt Stufe 4 oder 5 voraus. Der Behandlungsbeginn muss vor dem 18. Lebensjahr erfolgen. Auch Wahl-Zahnärzte bieten die Korrektur an. Die Gebietskrankenkasse erstattet 80 Prozent des festgelegten Tarifes. Wer statt Metall etwa Keramik vorzieht, muss diese Qualität extra bezahlen.

Die Wiener Gebietskrankenkasse einigte sich nach monatelangen Verhandlungen mit der Ärztekammer über die Honorare für die nächsten zwei Jahre. Sie werden durchschnittlich um vier Prozent pro Jahr angehoben. Mehr Geld bekommt auch der Ärztefunkdienst - mehr dazu in Einigung über Gratiszahnspange (wien.ORF.at; 29.4.2015).

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