Häupl: Lehrer sollen Länderkompetenz werden

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) ist neues Mitglied in der Arbeitsgruppe zur Bildungsreform. Er wolle alle Lehrer in die Kompetenz der Länder übertragen, die Bildungsprobleme lägen aber woanders, sagt er im ORF-Interview.

Den Vorwurf, alle Lehrer in Länderkompetenz würden die Macht der Landeshauptleute stärken, weist Häupl zurück: „Alles, vom Lehrinhalt bis zum Controlling, soll Angelegenheit des Bundes sein, damit es ein einheitliches Bildungssystem gibt. Alles was Verwaltung ist, sollen die Länder übernehmen. Das ist aber nicht die primäre Diskussion. Viel wichtiger ist: Was wird unterrichtet? Wie wird unterrichtet? Wie schaut die Lehrer-Ausbildung aus?“

„Mir würde zu ÖVP-Ministern eine Menge einfallen“

Häupl will den Lehrplan durchforsten. Ziel soll sein, „die Neugierde der Kinder zu fördern. Bildung ist ein wichtiges Thema für diese Stadt. Was ich an Erfahrung habe, bringe ich gerne in diese Diskussion ein“, so der Wiener SPÖ-Chef.

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Häupl im ORF-Interview

Motivierte Lehrer würden eine wichtige Aufgabe erfüllen, Häupl setzt seine Hoffnungen vor allem auf engagierte Jung-Lehrer. In die Diskussion um die Bildungsreform sollen zudem auch die Schülervertreter eingebunden werden. Bis zum Spätherbst soll die Reform laut Häupl stehen. „Man hat schon bei der Steuerreform gesehen, dass es gut ist, wenn es einen vorgegebenen Termin gibt.“

Kritik an Bildungsministerin und Parteikollegin Gabriele Heinisch-Hosek will Häupl nicht üben - er kritisiert dafür die Querschüsse des schwarzen Koalitionspartners im Bund. „Die ÖVP-Kritik an anderen Ministern hat keinen Sinn. Schließlich profitieren sie ja auch davon, wenn die Regierung etwas weiterbringt. Mir würde zu verschiedenen ÖVP-Ministern auch eine ganze Menge einfallen.“

Wiener Parteien mit Wünschen an Häupl

Gleich zwei Forderungskataloge begleiten den Wiener Bürgermeister auf seinem Weg in die Bildungsreform-Gruppe: Sowohl die Wiener Grünen, Koalitionspartner der SPÖ, als auch die ÖVP nahmen am Freitag das Nachrücken Häupls zum Anlass, dem Bürgermeister ihre Vorstellungen zur Bildungsreform mitzugeben. Die NEOS kritisierten hingegen die Entsendung Häupls.

Der grüne Klubchef David Ellensohn forderte per Aussendung etwa 1.000 neue Lehrer statt 1.000 neuer Polizisten, mehr ganztägige Schulformen, proporzfreie und parteibuchfreie Schulen, mehr Autonomie für die Bildungsstätten sowie mehr Personal für mehrsprachigen Unterricht - vor allem in Muttersprachen abseits von Deutsch. „Die Verbesserungen müssen dort ankommen, wo sie am meisten gebraucht werden: im Klassenzimmer“, meinte Ellensohn.

Fünf-Punkte-Plan der ÖVP

Die Wiener ÖVP schloss sich ebenfalls mit einem Fünf-Punkte-Plan an, die Wünsche decken sich jedoch nur zum Teil. Klubobmann Fritz Aichinger sprach sich u.a. für Erhalt und Ausbau des Gymnasiums, unpolitische Schulen, „echte“ Schulautonomie sowie ein indexbasiertes Fördersystem aus.

Zudem auf der schwarzen Bildungsagenda: Eine Weiterentwicklung der Neuen Mittelschule zur „Wiener Mittelschule“, die ein Kurssystem in den Hauptfächern sowie verstärkte Unterstützung vorsieht. „Unser erklärtes Ziel ist die optimale, individuelle Potentialentfaltung jedes einzelnen Kindes. Wien hat hier erheblichen Aufholbedarf“, so Aichinger.

Die Wiener Spitzenkandidatin der NEOS, Beate Meinl-Reisinger, bezeichnete die Vorstellung Häupls als „Bildungsreformer“ am Freitag vor Journalisten als „absurd“. Sie traue ihm in diesem Zusammenhang „nichts zu“. Häupl habe nämlich lange genug Zeit gehabt, in Wien Reformen durchzuführen und das nicht getan. Dass er jetzt die große Bildungsreform retten soll, sei daher unverständlich, so Meinl-Reisinger.

FPÖ: Häupl „lächerlich“

Keinen Vorschlag zur Bildungsreform, dafür aber harsche Kritik gab die FPÖ Häupl mit auf den Weg. Dass Häupl nun Mitglied der Arbeitsgruppe zur Bildungsreform ist, bezeichnete die FPÖ als „lächerlich“. Die Wahl sei auf „den denkbar schlechtesten Landes-Chef“ gefallen, hieß es in einer Aussendung. FPÖ-Bildungssprecher Dominik Nepp verwies unter anderem auf einen „desolaten Stadtschulrat“ und die „miserablen Ergebnisse der Wiener Kinder“ bei diversen Tests wie PISA in den vergangenen Jahren.

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