Omas schupfen die „Vollpension“

Kuchenbackende Omas in der Schauküche, die vor allem froh sind, den Lebensabend nicht zurückgezogen in Einsamkeit verbringen zu müssen: Sie schupfen ein neues, schickes und ganz besonderes Lokal in Wien-Wieden.

„Ich bin noch zu jung für das Altersheim und ich finde es eine wunderbare Sache, dass man hier mitarbeiten darf und kann“, sagt die 60-jährige Pensionistin Maria. Die zehn Jahre ältere Marianne ist die „Oma vom Dienst“ und empfängt als solche die Gäste des Lokals „Vollpension“ in der Schleifmühlgasse 16.

„Oma-Kitsch“ und Omas Rezepte

Ein Lokal, in dem Pension Programm ist, was sich unter anderem am Interieur zeigt, einem Sammelsurium von Dingen, die klischeegemäß in Seniorenwohnungen zu finden sind. Es ist soviel „Oma-Kitsch“, dass es fast schon weh tut, aber doch dem Lokal ein ganz besonderes Flair verleiht.

Andere Omas sind dafür zuständig, Kuchen zu backen, natürlich nach eigenen Rezepten - und weil es so gut läuft, manchmal auch im Schichtbetrieb: „Ich habe acht Kuchen in fünf Stunden gemacht. Da habe ich mich aber sehr beeilt. Da war kaum ein Kuchen aus dem Ofen und war gleich weg“, erzählt Lena, eine 64-jährige Pensionistin.

250.000 Seniorinnen an der Armutsgrenze

Hinter der Idee mit den Omas als Geschäftsmodell steht eine Gruppe junger Leute, die nicht nur gute Kuchen verkaufen wollen, sondern auch Pensionistinnen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt geben wollen. Denn viele leben an der Armutsgrenze, in Österreich sind es rund 250.000 Seniorinnen. Die Nachfrage nach Oma-Jobs war und ist enorm: „Wir haben innerhalb von einem Tag über 40 Bewerbungen gehabt, womit wir überhaupt nicht gerechnet hätten“, sagt Hannah Lux, die Geschäftsführerin der „Vollpension“.

War doch das Bewerbungsprofil ein ganz besonderes, denn gesucht wurden ältere Menschen, die gerne backen, die etwas dazu verdienen müssen und die Spaß daran haben, in ihrer Pension etwas zu machen.

400 Euro Zusatzverdienst im Monat

Die meisten der 15 Frauen, die in dem Lokal arbeiten, bekommen weniger als 1.000 Euro Pension im Monat. Im Lokal verdienen sie rund 400 Euro pro Monat dazu, arbeiten ein bis zwei Tage pro Woche jeweils vier bis fünf Stunden.

Und es werden mehr, wie das Beispiel von Gertrude beweist. Sie hat sich erst kürzlich beworben und zählt nun zum Personal. Die 80-Jährige hat zwar einen Job, aber da verdient sie nur zehn Euro pro Tag. Deswegen ist die Freude über den neuen Job groß: „Ich arbeite im Kebab momentan. Der Chef, er zahlt mir zu wenig, wenn ich ihm sage, sei mir nicht böse, du zahlst mir zu wenig, ich habe was besseres gefunden, dann wird ihm die Lade runterfallen, aber das macht nichts“, so Gertrude.

Wenn die Geschäftsidee mit den Omas weiter so gut ankommt wie bislang, wollen die Betreiber expandieren und auch Opas aufnehmen. Bewerbungen sind willkommen.

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