Fiaker fahren - noch - bei jeder Hitze

Salzburgs Fiakerpferde haben wegen Temperaturen bis zu 35 Grad Hitzefrei bekommen. Wiens Fiaker lehnen das ab, ebenso wie Appelle des Veterinäramts. Nun lässt die Stadt rechtliche Grundlagen für Hitzeferien für Pferde prüfen.

Die Kutscher in der Stadt Salzburg gönnten ihren wichtigsten Mitarbeitern am vergangenen Sonntag wegen der Temperaturen in der Höhe von 35 Grad einen Tag Pause. Die Tiere wurden in den kühleren Ställen gelassen. In Wien will man sich an dieser - auf einen Tag beschränkten - Aktion kein Beispiel nehmen.

Fiaker-Sprecherin Martina Michelfeit-Stockinger: „Wir haben in Wien 400 Pferde, die wir einsetzen können. Davon dürfen wir aber nur 116 pro Tag verwenden. Das heißt, wir fahren Wechseldienst.“ Außerdem gibt es in Wien laut der Unternehmerin eine Reihe von Standplätzen, die Schatten und Wasseranschlüsse bieten.

„Probleme mit der Hitze haben nur die Kutscher“

Zudem hätten die vergangenen Jahre gezeigt, dass Pferde mit der Hitze gut zurechtkommen. „Voriges Jahr hatten wir sogar eine Tierärztin vor Ort. Die einzige, die sie versorgen musste, war eine menschliche Mitarbeitern, die Kreislaufprobleme hatte“, so Michelfeit-Stockinger. Die Fiakerkutscherin sei es leid, dass ständig menschliche Probleme auf Tiere übertragen werden.

Apropos menschliche Probleme: Helmut Gruber, Landeschef der Gewerkschaft vida, wünscht sich, dass die Stadt Wien ein wachsames Auge nicht nur auf die Pferde, sondern auch auf Arbeitsbedingungen und Gesundheitszustand der Beschäftigten in Wien hat. Im Tourismus-Hotspot Wien würden Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus Gastronomie oder Verkehrsberufen unter den Auswirkungen der derzeitigen enormen Hitze leiden.

Fiakerpferd trinkt

APA/Hans Klaus Techt

Pferde benötigen bei Hitze genügend Wasser

Nacht statt Mittagshitze wird „nicht gewünscht“

In Wien gibt es laut Michelfeit-Stockinger im Gegensatz zu Salzburg eine Arbeitszeitbeschränkung: „Wir müssen in sehr kurzer Zeit Geld für das ganze Jahr verdienen. Wir dürfen vor 9.00 Uhr nicht einspannen und müssen um 23.00 Uhr zuhause im Stall sein. Das ist zum Beispiel für das arabische Publikum, das wir in Wien haben, nicht optimal. Die kommen erst, wenn wir nicht mehr fahren dürfen. Meine letzte Rundfahrt ist um 21.00 Uhr, damit ich rechtzeitig zurück im Stall bin.“

Die Kutscher wünschen sich daher flexiblere Zeiten, damit sie später ausfahren und dafür länger am Abend fahren dürfen. „Doch da ist die Stadt völlig stur. Es wird nicht einmal diskutiert. Und deswegen sind wir auch stur und nützen die Zeiten aus, die wir fahren dürfen. Es ist uns in den letzten Jahren kein Pferd umgefallen. Es gibt keine veterinärmedizinische Begründung, warum wir nicht fahren sollen.“

Fiaker

APA/Pfarrhofer

Studie über Belastung bei Hitze

Beim Veterinäramt der Stadt Wien (MA 60) appelliert man dennoch an die Fiaker-Kutscher, die Tiere bei hohen Temperaturen nicht einzusetzen. Denn obwohl das Pferd an sich ein „anpassungsfähiges Tier“ sei, würde die Hitze in der Stadt den Pferden zu schaffen machen. Amtstierarzt Harald Wenzl: „Im Augenblick läuft eine Studie, die Belastungen bei Pferden, die bei hohen Temperaturen auftreten können, wissenschaftlich evaluiert. Diese Studie soll künftig eine Grundlage für eine neue gesetzliche Regelung bieten. Je nachdem, was herauskommt, sollen die Tiere bei gewissen Temperaturen nicht mehr eingesetzt werden dürfen.“

MA 60-Tierschutz-Hotline

Beobachtungen von erschöpften Fiakerpferden können unter Tel. 01/4000/8060 unter Angabe der Nummerntafel (F-Nummer) der Kutsche und des Standplatzes der MA 60 gemeldet werden.

Die Fiakerausfahrzeiten bleiben laut MA 60 unverändert. „Diese sind überprüft worden. Und es wurde festgestellt, dass die Zeiten nicht erhöht werden sollen“, so Wenzl. Weitere Beschränkungen seien aber derzeit auch nicht möglich - auch nicht bei Hitze. „Sobald jedoch die Außentemperatur über 30 Grad steigt, ist jeden Tag – auch am Wochenende - ein Amtstierarzt der MA 60 unterwegs. Es werden alle Fiakerstandplätze kontrolliert. Wir beobachten die Gesundheit und das Verhalten der Tiere. Wenn es Probleme gibt, dann werden die Tiere aus dem Fiakerbetrieb genommen.“

„Pferde werden regelmäßig heimgeschickt“

Laut Wenzl kommt es regelmäßig vor, dass Pferde heimgeschickt werden müssen oder umgehend einer tierärztlichen Untersuchung unterzogen werden. Der Amtstierarzt begrüßt daher auch die Maßnahme in Salzburg, die Pferde bei größter Hitze nicht einzusetzen. Denn „Bei hohen Temperaturen sollte man die Pferde im Stall und auf der Weide lassen.“

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