Initiative fordert mehr Obstbäume

Knapp 2.000 Obstbäume gibt es im öffentlichen Raum in Wien - zumindest im Besitz der Gemeinde. Die Initiative StadtFruchtWien fordert mehr Obstbäume in Wien. Das Stadtgartenamt sieht dabei aber auch Probleme.

„Obst im öffentlichen Raum gehört zu den Nahrungsmitteln, die für alle da sind, so wie Pilze“, sagt Peter A. Krobath von der Initiative StadtFruchtWien. Für ihn gibt es in Wien zu wenige Obstbäume im öffentlichen Raum. „Mit Obstbäumen hat man eine frische und kostenlose Nahversorgung, ein besseres Stadtklima, und auch schöne Blüten für Bienen."

Krobath gründete vor drei Jahren die Initiative StadtFruchtWien. „Wir wollen auf die Obstbäume die es in der Stadt gibt, aufmerksam machen. Die Leute wissen heutzutage oft nicht mehr, welche Früchte das sind und ob man sie auch pflücken darf“, sagt Krobath. „Wir wollen, dass zumindest die Obstbäume im öffentlichen Raum immer nachgepflanzt werden und genauso wertgeschätzt werden wie die privaten Obstbäume.“

Derzeit gibt es 1.980 Obstbäume auf öffentlichen Plätzen, zumindest im Besitz der Gemeinde Wien. Wie viele Bäume der Bund in Wien besitzt, ist nicht bekannt. Diese Zahl ist Krobath zu wenig, „Obstbäume könnten ein Teil einer lokalen Selbstversorgung sein. Dies wäre ein Projekt für eine zukunftsfähige Stadt, nur müssten wir damit schon heute anfangen.“

Obstbäume

ORF / Laura Schrettl

Stadtgartenamt setzt auf Nachbarschaftsgärten

Das Stadtgartenamt sieht die Verbreitung von Obstbäumen im öffentlichen Raum nicht ganz so einfach. „In dicht verbauten, innerstädtischen Gebieten haben die Wiener Stadtgärten keine guten Erfahrungen mit fruchttragenden Obstgehölzen in Parkanlagen gemacht. Diese hatten in der Vergangenheit nur geringe Überlebenschancen. Alljährlich zur Reifezeit wurden Starkäste zwecks der Ernte von Parkbesuchen abgebrochen“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des stellvertretenden Stadtgartendirektors Joachim Chen.

Heuer werden in Wien fünf neue Parks errichtet. Obstbäume in öffentlich zugänglichen Bereichen spielen dabei eine Nebenrolle - mehr dazu in Stadt pflanzt Bäume: Obst gehört Wienern. Das Stadtgartenamt setzt lieber auf ein Konzept, bei dem Obstbäume und Pflückhecken in einer Form wie bei Nachbarschaftsgärten gepflanzt und betreut werden. Bei der die Bevölkerung mit eingebunden wird und es eine klare Zuordnung und Verantwortlichkeit gibt. „Dieses Konzept hat sich in der Vergangenheit als das sinnvollste und erfolgversprechendste erwiesen.“

Laut Krobath hätten in den letzten Jahren drei Bezirke durch die Initiative StadtFruchtWien angesucht, mehr Obstbäume zu pflanzen, diese wurden laut ihm alle vom Stadtgartenamt abgelehnt. „Das Wiener Stadtgartenamt reagiert auf den Wunsch nach mehr Obstbäumen noch etwas unsicher und ängstlich, aber das wird sich in den nächsten Jahren hoffentlich ändern“, sagt Krobath.

Forstamt: Wichtig ist, wo die Bäume stehen

Das Forstamt der Stadt Wien steht den Obstbäumen prinzipiell positiv gegenüber, wichtig sei aber wo die Obstbäume stehen. „Ich würde es durchaus gut finden, mehr Obstbäume im öffentlichen Raum zu haben, man muss aber schauen wo die Bäume stehen und wer sie pflegt. Wenn sich Initiativen um die Bäume kümmern würden, fände ich es gut. Es fördert den Bezug zur Natur", sagt Alexander Mrkvicka, Fachbereichsleiter des Forstamtes.

„Auf Wiesen ist es zum Beispiel ein Problem, eine Wiese muss gemäht werden können. Durch Schatten verändert sich eine Wiese und Tierarten können verschwinden. Bei einem Kinderspielplatz gibt es auch Sicherheitsgründe. Auf der Donauinsel zum Beispiel würde es gehen, da sind nicht sehr viele naturgeschützte Wiesen.“

Laut Mrkvicka gibt es allein auf den Steinhofgründen 1.600 Obstbäume. „Wir haben in den letzten Jahren 500 Obstbäume in den Randbereichen in Wien nachgepflanzt, mehr als abgestorben waren“. Die Initiative StadtFruchtLand findet Mrkvicka eine gute Sache. „Es gibt sicher auch Flächen die durch Obstbäume bereichert werden können, dies müsste man gemeinsam erarbeiten.“

Landkarte zeigt wo Obstbäume in Wien stehen

Alle 1.980 Obstbäume die auf Gemeindegrund stehen sind in einer Landkarte eingezeichnet. Dort können Nutzer sehen wo beispielsweise Apfel-, Mirabellen- oder Kirschbäume stehen und die Früchte ernten. Privatpersonen können neue Bäume eintragen.

Landkarte mit eingetragenen Obstbäumen

Screenshot

„Ich schau mir dann an ob es sein kann, dass dort ein Baum im öffentlichen Raum steht. Es ist nicht hundertprozentig geprüft ob die Bäume immer auf öffentlichem Grund stehen. Aber es gab bisher noch keine Beschwerde, “ sagt Thomas Thurner von der Plattform Fruchtfliege. Steht der Baum auf öffentlichem Grund, darf jeder der möchte die Früchte pflücken. „Die Plattform schafft Bewusstsein, dass es auch eine kleine Landwirtschaft in den Städten gibt.“ Zusätzlich zur Homepage gibt es auch eine gleichnamige App.

Weltweite Plattform zeigt auch Bäume am Land

Die aus Deutschland kommende Plattform mundraub zeigt ebenso Obstbäume auf einer Landkarte in Wien. Nicht nur in der Hauptstadt, auch in den ländlichen Gegenden in Österreich und der ganzen Welt. In Wien sind um die 300 Bäume verzeichnet. Um hier einen Fundort eintragen zu können, muss man sich registrieren.

„Die Idee entstand daraus, dass viel Obst auf öffentlichem Grund steht und nicht geerntet wird, das Obst das ansonsten verderben würde, möchten wir gerne retten,“ sagt Andie Arndt von mundraub. „Wichtig ist, dass man vor einem Eintrag klärt ob der Baum auf öffentlichem Grund steht und man diesen ernten darf.“

Laura Schrettl, wien.ORF.at

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