Mähtraktor-Unfall: Vorwürfe vom Lenker

Eine 72-Jährige Frau ist im Stadionbad von einem Rasenmäh-Traktor angefahren worden. Nun sagte der Lenker, dass das Gerät Mängel aufwies und er nie eingeschult worden sei. Die Frau kann sich an den Unfall nicht mehr erinnern.

„Es geht jetzt aufwärts, muss ich sagen. Bisschen Schmerzen habe ich, aber das bin ich eh schon gewöhnt“, sagt die 72-jährige Monika Husar im „Wien heute“-Interview. In der Vorwoche durfte sie die Intensivstation verlassen. Monika Husar hatte nach dem Unfall zwölf gebrochene Rippen, zwei Wirbelfrakturen, mehrere Prellungen, Quetschungen und Schürfwunden.

„Habe meinen Mann nicht gekannt“

An den Unfall selbst kann sie sich nicht erinnern. „Ich habe momentan einen Schlag gespürt. Von da weg weiß ich nichts mehr. Da war ich angeblich zwei Wochen im Tiefschlaf. Da bin ich so halbwegs zu mir gekommen. Meine Schwiegertochter und meinen Mann habe ich nicht gekannt. Der wollte mir ein Bussl geben, da habe ich mich weggedreht und gesagt: ‚was will der Alte von mir‘“, so die 72-Jährige, die von ihrem Mann und ihrer Schwiegertochter jeden Tag Besuch kommt.

Frau im Krankenbett

ORF

Monika Husar wurde auf die Normalstation verlegt

Der Lenker des Traktors arbeitete seit April 2015 im Stadionbad in Leopoldstadt als Bademeister. Seine Aufgabe war eigenen Aussagen zufolge vor allem, die Becken zu reinigen. Bis zum Tag des Vorfalls habe er nie den Rasen gemäht und wäre daher auch nie mit dem Kleintraktor mit Mähvorrichtung gefahren.

Keine Einschulung?

Der 50-jährige Mitarbeiter gab bei der Polizei außerdem zu Protokoll, dass er von seinem Arbeitgeber nicht in den Betrieb des Traktors eingeschult worden sei. Nach dem Unfall hätte er aus diesem Grund nachträglich eine auf April rückdatierte Erklärung unterschreiben sollen. Diese hätte belegen sollen, dass er in den Betrieb des Traktors unterwiesen worden sei.

Mitarbeiter sollen dem 50-Jährigen gesagt haben, dass die Bremsen und die Kupplung des Traktors nicht gut funktionierten. Aus diesem Grund hätte es in der Vergangenheit bereits einen Unfall mit dem Traktor gegeben. Deswegen wäre auch eine Mitarbeiterin mehrere Monate im Krankenstand gewesen.

Stadionbad

ORF

Mit diesem Kleintraktor wurde die 72-Jährige niedergestoßen

„Vorwürfe nicht nachvollziehbar“

Manfred Faly, der Sprecher des Stadionbades, kann die Vorwürfe des Mitarbeiters - der inzwischen nicht mehr als Bademeister, sondern als Platzwart im Ernst-Happel-Stadion arbeitet - nicht nachvollziehen.

„Erst am 6. Mai 2015 wurde das Gerät überprüft. Dabei wurden keine technischen Mängel festgestellt“, so Faly gegenüber wien.ORF.at. Auch die notwendigen Schulungen zum Bedienen des Traktors hätten selbstverständlich „sämtliche Mitarbeiter“ erhalten. Der Sprecher betont, dass die Wiener Sportstätten den Unfall sehr bedauern, mit der Familie in Kontakt seien und auf eine rasche Genesung der betroffenen Frau hoffen.

Anwalt klagt auf Schmerzensgeld

Die Frau wurde laut Anwalt Josef Wegrostek vom Kleinktraktor angefahren und schließlich überfahren. Der Notarzthubschrauber landete mitten im Stadionbad. Der Notarzt versetzte das Unfallopfer in künstlichen Tiefschlaf - mehr dazu in Stadionbad: Frau von Mähtraktor niedergestoßen (wien.ORF.at; 18-5.2015).

Ob der Traktor technische Mängel aufwies, sollen laut einem Bericht von „Heute“ nun Gutachter klären. Der Lenker bzw. vielleicht auch seine Auftraggeber werden sich wegen fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht verantworten müssen. Der Anwalt des 72-jährigen Opfers kündigte außerdem an, Schmerzensgeld einzuklagen.

Wie lange Monika Husar noch im Spital bleiben muss, steht noch nicht fest. Eines weiß sie aber sicher: Das Stadionbad hat mit ihr einen Stammgast verloren. „Wir haben dort 15 oder 16 Jahre die Kabine gehabt. Dort werde ich nie mehr hingehen.“