Bruno Kreisky starb vor 25 Jahren
Kreisky war der erste sozialdemokratische Regierungschef Österreichs, mit 13-jähriger Funktionszeit der am längsten amtierende Bundeskanzler seit Gründung der Zweiten Republik und mit insgesamt 26 Jahren das längst dienende Regierungsmitglied. „Der Alte“, wie seine ehrenvolle SPÖ-interne Bezeichnung lautete, bestimmte als Regierungschef die Politik und prägte Österreich wie kaum ein anderer.
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Sein Credo - lieber Staatsschulden als Arbeitslose - polarisierte und bescherte Österreich letztlich Schulden sowie den Verlust Tausender Arbeitsplätze in der verstaatlichten Industrie. Kreisky öffnete Österreich das Tor zur Welt und gab Visionen für die Zukunft vor: Er setzte die große Familienrechtsreform um, fungierte als Vermittler im Nahost-Konflikt und überstand die Abstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf.
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Zahlreiche Zitate in Erinnerung
Viele Zitate sind aus der Kreisky-Zeit bekannt, am prominentesten wohl jenes, mit dem er die wachsende Staatsverschuldung rechtfertigte: „Oberster Grundsatz der Regierungspolitik muss noch immer sein, dass ein paar Milliarden mehr Schulden weniger schlimm sind als ein paar hunderttausend Arbeitslose.“ Kreisky war es auch, der die FPÖ salonfähig machte: Die Freiheitlichen erhielten ein günstigeres Wahlrecht, dafür unterstützten sie Kreisky 1970 bei der Bildung einer Minderheitsregierung, die eineinhalb Jahre hielt.
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1938 von Gestapo verhaftet
Kreisky wurde am 22. Jänner 1911 in einem bürgerlichen Milieu geboren. Seine Eltern waren jüdischer Herkunft, aber nicht religiös. Er selbst bezeichnete sich stets als Agnostiker. Seit seiner Mittelschulzeit war er der Sozialdemokratie auf das Engste verbunden.
Im Sozialistenprozess 1935 wurde seine Verteidigungsrede zu einer Anklage gegen den österreichischen Faschismus. Damals erhielt Kreisky ein Jahr Kerker wegen Hochverrats. Von der Gestapo 1938 festgenommen wurde er nach fünf Monaten mit der Auflage enthaftet, das Land zu verlassen.
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In seiner unfreiwilligen Emigration in Schweden, wo er seine Frau Vera kennenlernte, organisierte Kreisky Hilfsmaßnahmen für Österreich und baute für die Zeit nach dem Krieg eine österreichische diplomatische Vertretung auf. 1949 nach Österreich zurückgekehrt arbeitete er zunächst als Beamter im Außenamt. Im April 1953 kam er als Staatssekretär in die Regierung und nahm an den Staatsvertragsverhandlungen teil. 1959 wurde Kreisky Außenminister, eine Funktion, die er bis zur ÖVP-Alleinregierung im März 1966 innehatte.
SPÖ würdigt Ex-Kanzler
Am 29. Juli 1990 starb Kreisky an Herzversagen. Er wurde am 7. August im Zuge eines Staatsbegräbnisses auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Die Grabrede hielt der deutsche Ex-Kanzler Willy Brandt (SPD), der mit Kreisky befreundet war.
Die Sozialdemokratie würdigte anlässlich des 25. Todestages den legendären SPÖ-Vorsitzenden. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) verwies auf „zahlreiche wegweisende Errungenschaften“ der Ära Bruno Kreisky, die „einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel“ herbeigeführt hätten. „Moderne Bildungspolitik, Gleichberechtigung, Einsatz für Arbeitsplätze und soziale Gerechtigkeit sind in der Tradition Kreiskys auch heute die politischen Hauptanliegen der SPÖ“, so Faymann. Gleichzeitig hob er auch Kreiskys „offensive Außen- und Europapolitik“ hervor.
Auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid und SP-Klubobmann Andreas Schieder würdigten die Leistungen des ehemaligen SP-Vorsitzenden: Kreisky habe Österreich „nachhaltig verändert und prägt die sozialdemokratische Politik durch seine sozial- und gesellschaftspolitischen Reformen bis heute“, so Schmid.