Essen vom Bauern statt vom Supermarkt

Woher kommt mein Essen? Das wollen immer mehr Menschen wissen. In FoodCoops schließen sich hunderte Käufer zusammen und beziehen Bio-Produkte direkt von Bauernhöfen - eine Idee, die in Wien auf immer mehr Begeisterung stößt.

Über 20 FoodCoops sind in den letzten Jahren in Wien entstanden. Die erste derartige Lebensmittelkooperative wurde 2007 gegründet, seither herrscht ein regelrechter Boom. Zwei entstehen derzeit in Wieden und Margarethen. „Ich wollte wissen wo mein Essen herkommt. Selbst das was auf den Produkten im Supermarkt drauf steht, stimmt oft nicht“, sagt Sabine Jaroschka im Gespräch mit wien.ORF.at. Sie ist seit der Gründung vor zwei Jahren, bei der FoodCoop Pumpkin in Mariahilf dabei.

Die Mitglieder können online in einem Bestellsystem angeben was sie von welchem Produzenten möchten. Die Produkte werden wöchentlich meist direkt von den Bauern geliefert. Manchmal holen die Mitglieder die Lebensmittel auch ab. Jede FoodCoop hat zwischen 30 und 150 Mitglieder. „Wir haben eine sehr lange Warteliste, wenn wir sehen, dass viele aus einem Bezirk dabei sind, dann überreden wir sie selber eine zu gründen“, sagt Jaroschka.

FoodCoop Lagerraum

ORF / Laura Schrettl

Im Supermarkt wird nur selten eingekauft

Die FoodCoops organisieren sich in kleinen Vereinen, Mitgliedsbeiträge decken die Miete, Einkäufe werden extra abgerechnet. Jede FoodCoop regelt die Kosten für die Waren anders. In der „Speis“ im 15. Bezirk zahlt jedes Mitglied monatlich einen Betrag auf ein Konto ein, von dem die Einkäufe dann abgezogen werden. Die Preise die im Laden ausgeschildert sind, sind nur ein Richtwert, erklärt „Speis“-Mitglied Ulrich Schleicher. „Wenn jemand für ein Monat weniger Geld zur Verfügung hat, zahlt er weniger und dann wieder mehr“.

„Alle Aufgaben werden in Arbeitskreisen aufgeteilt, zum Beispiel für die Lagerhaltung oder Finanzen. Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen“, erklärt Schleicher.

„Es geht im Supermarkt nur mehr darum, konsumiere so viel du kannst und schmeiß vielleicht die Hälfte von dem was du gekauft hast weg, wir möchten dem entgehen", sagt Edith Wildmann, auch sie ist Mitglied in der „Speis“. Viele FoodCoop-Mitglieder gehen laut eigener Aussage fast gar nicht mehr in den Supermarkt einkaufen.

FoodCoop Lagerraum

ORF / Laura Schrettl

Regionale Landwirtschaft wird gefördert

Neben dem guten Gefühl, zu wissen wo das Essen herkommt, ist ein weiterer Hauptaspekt der FoodCoops die Förderung der regionalen Landwirtschaft. Die Bauern, von denen die FoodCoops ihre Produkte beziehen, werden genau unter die Lupe genommen. „Wir schauen darauf, dass ein respektvoller Umgang mit der Natur, mit den Tieren und mit den Mitarbeitern stattfindet“, sagt Schleicher.

Die Mitglieder sind überzeugt, dass sie die Bauern mit ihrer Kooperative unterstützen. „Natürlich kann es den Bauern etwas bringen, dass wir ihnen die Produkte direkt abnehmen. Bei uns bestimmen die Bauern selber den Preis, sie müssen sich nicht an einem Weltmarkt orientieren oder an einem Preis von einer Großhandelskette."

An die 40 Produzenten liefern Lebensmittel an die „Speis“, wobei die Hälfte von einem Naturgroßhändler stammt, der die Produkte gesammelt bringt. Einige liefern einmal im Monat, das Gemüse und die frischen Produkte werden zweimal die Woche gebracht. „FoodCoops sind meine letzte Chance zu überleben“, habe ein Bauer vor etwa einem Jahr gesagt.

FoodCoop Lagerraum

ORF / Laura Schrettl

Bauern setzen auf Hilfe von Bevölkerung

Nicht nur FoodCoops sind eine Möglichkeit die regionale Landwirtschaft zu unterstützen. Immer mehr Bauern entscheiden sich dafür, ihren Betrieb auf eine solidarische Landwirtschaft (CSA) umzustellen. Das bedeutet: Mitglieder unterstützen für ein Jahr lang den Betrieb. Entweder am Anfang des Jahres oder monatlich zahlen sie einen Betrag dem Bauern, mit dem er seine gesamten Kosten decken kann.

Der Biohof Mogg in Niederösterreich hat vor zwei Jahren auf die solidarische Landwirtschaft umgestellt. „Die Mitglieder werden in allen Belangen miteingebunden. Sie können in der Jahreshauptversammlung sagen welches Gemüse sie wollen und auch der Beitrag für das nächste Jahr wird gemeinsam beschlossen“, sagt der Betreiber Richard Mogg.

Der Hof hat 210 Mitglieder, laut Mogg sind dies noch zu wenige um den Hof gänzlich als solidarische Landwirtschaft zu betreiben. „Ich habe 300 Ernteteile zu verteilen, davon sind nur 140 vergeben, da die meisten Mitglieder nur einen halben Ernteanteil nehmen“, sagt Mogg. 60 Prozent seiner Mitglieder leben in Wien, zweimal in der Woche liefert er die Lebensmittel in die Stadt.

Die Mitglieder decken derzeit nur knapp die Hälfte seiner Kosten ab. Die andere Hälfte nimmt er ein, indem er seine Produkte an die FoodCoops verkauft. Einige FoodCoop-Mitglieder sind auch bei ihm in der CSA dabei.

Food Saver retten Lebensmittel vor der Mülltonne

Eine andere Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, genießbares Essen vor der Mülltone zu retten. Freiwillige Food Saver sammeln jeden Tag Lebensmittel bei Händlern ein und deponieren sie in für jedermann zugänglichen Kühlschränken. 54 Tonnen Lebensmittel sind dank der Food Saver auf dem Tisch gelandet anstatt im Müll - mehr dazu in 54 Tonnen Lebensmittel vor Mülltonne gerettet.

Laura Schrettl, wien.ORF.at

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