Rauchverbot: Aus für Shisha-Bars

Seit einigen Jahren gibt es einen Boom an Shisha-Bars in Wien. Doch mit dem neuen Tabakgesetz, das im Mai 2018 in Kraft treten wird, wird auch Wasserpfeife rauchen verboten sein. Das bringt den zahlreichen Shisha-Bars der Stadt das Aus.

„Wenn das Rauchergesetz in Kraft treten wird, müssen wir zusperren. Die Leute kommen nur her, um Shisha zu rauchen, nicht wegen einer Cola“ - Perry Ugue, Geschäftsführer der Shisha-Lounge Baku in Alsergrund, ist sich bewusst, dass er in drei Jahren seine Kunden verlieren wird. Ab Mai 2018 gilt in Lokalen in Österreich absolutes Rauchverbot, dies gilt auch für Wasserpfeifen. Im Nichtraucherschutzgesetz heißt es: „Die Regelungen des Rauchverbotes erstrecken sich auch auf die Verwendung von Wasserpfeifen.“

Wasserpfeife

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Boom an Shisha-Bars

Geschätzte 50 Shisha-Bars gibt es in der Stadt. Zählt man Vereinslokale, Restaurants und Diskotheken mit Shisha-Bereich mit, handle es sich um 200 Shisha Betreiber in der Stadt.

„Wir beten alle, dass das Gesetz nicht kommen wird, dass die Politiker ihre Meinung noch ändern und die Ausnahmegenehmigung, die es etwa in Deutschland und Belgien gibt, einführen werden“, sagt Ugue. In Deutschland sind nicht-nikotinhaltige Wasserpfeifen in Lokalen erlaubt.

„Wir Jungen wollen etwas aufbauen und jetzt verbaut man uns das. Ich habe viel Geld und Energie reingesteckt. Was bleibt mir nun übrig: Zusperren, Schulden und das Personal zum AMS schicken“, sagt Ugue. „Vor einem Jahr hat die ÖVP noch eine Kampagne gegen das Rauchergesetz erstellt, wir haben Plakate auf die Tür geklebt und Werbung fürs Rauchen gemacht. Wir fühlen uns einfach verarscht.“ Einen Plan, wie es in drei Jahren weitergehen soll, hat er noch keinen.

Shisha Bar Baku

ORF / Florian Kobler

Die Shisha-Lounge Baku in Alsergrund

„Wo sollen wir dann 2018 hingehen?“

In der Shisha-Bar Efendis in Rudolfsheim-Fünfhaus ist man ebenso ratlos. „Mein Sohn war bei den Demonstrationen dabei. Ich habe Briefe an das Ministerium, an die Parteien und an die Wirtschaftskammer geschickt und es hat alles nichts gebracht“, sagt Monika Wais von der Shisha-Bar Efendis.

Geschichte der Shisha

Eine Shisha ist eine Wasserpfeife mit arabischem Ursprung. In der Shisha wird meist Tabak mit Fruchtaroma oder ähnlichen Geschmacksrichtungen geraucht. Das Prinzip der Shisha stammt aus Indien. Ab dem 16. Jahrhundert gelangte die Shisha zu den Osmanen. Die Popularität der Shisha verbreitete sich im Osmanischen Reich und übertrug sich von dort in weite Teile der arabischen Welt.

„Bei einem gut florierenden Lokal, wo man investiert hat und sich eine Zukunft aufbauen will, ist es sehr bitter wenn man zusperren muss", sagt Wais. „Es ist ein Schwachsinn was die Regierung gerade aufführt. Es hat vor zwei Jahren ein bestehendes Gesetz gegeben, als Unternehmer rechnest du einfach damit, dass das Gesetz bleiben wird.“ Die Unternehmerin glaubt, dass alle Shisha-Betreiber zufrieden wären, wenn nikotinfreier Tabak erlaubt wäre.

„Wir haben keine Passivraucher im Lokal, als Nichtraucher gehe ich ja nicht in ein Shisha-Lokal. Warum können wir nicht einen Club daraus machen, dann kommen nur die Leute die es wirklich wollen“, fragt sich Wais. Die Zielgruppe der Bar sei zwischen 20 und 35 Jahre alt, Jugendliche Gäste habe sie fast keine. Die Kunden würden jeden Tag fragen: „Was passiert mit uns 2018, wo gehen wir dann noch hin?“. „Wir antworten immer: ‚Wir finden eine Lösung‘, aber ich habe bisher eigentlich keine“, sagt Wais.

Keine Entschädigung für Unternehmer

Auf die Diskussion, dass Wasserpfeifen ohne Tabak weniger gesundheitsschädlich seien als Zigaretten, lässt sich Raphaela Pammer, Sprecherin von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ), nicht ein: „Wasserpfeifen sind, auch wenn sie nicht tabakhaltig sind, gesundheitsschädigend und daher vom Rauchverbot zu erfassen.“ Eine Umwidmung einer Bar in einen Verein ist ebenso nicht erlaubt, wenn dadurch versucht wird dem Gesetz zu entgehen.

Entschädigung für die Unternehmer gibt es nur, wenn sie ihr Lokal bereits mit Beginn nächsten Jahres rauchfrei betreiben. Da die Unternehmer der Shisha-Bars dies nicht vorhaben, wird es für sie keine Entschädigung geben. „Machens eben einen Burger oder Imbiss draus“ habe Wais von der Wirtschaftskammer gesagt bekommen. „Ich habe das Lokal rein auf Shishas aufgebaut, dann werde ich jetzt keinen Imbiss daraus machen“, sagt Wais.

WK: „Politiker sind über uns drüber gefahren“

Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer, kann die Aufregung der Unternehmer verstehen, sagt aber: „Das Gesetz war eine politische Entscheidung, wobei man über uns drüber gefahren ist. Das hat man einfach beschlossen und nicht darüber nachgedacht was das für uns bedeutet.“

„Durch das Gesetz wird keiner gesünder leben, aber die Politiker haben geschafft wieder viele Arbeitslose zu schaffen und man hat einen kompletten Zweig ruiniert. Den Politikern ist bewusst, dass viele Unternehmer Geld investiert haben, aber das ist ihnen egal", kritisiert Pulker.

„Kundschaft wird sich ändern“

Schlecht getroffen hat es Özel Ifrazil, er ist erst seit fünf Monaten neuer Eigentümer der Shisha-Lounge Chillex in Favoriten. „Ich habe das Lokal übernommen und nach einem Monat ist das Gesetz rausgekommen, da war es leider zu spät. Ich hätte es nicht übernommen wenn ich das gewusst hätte. Ich hätte etwas gemacht was Zukunft hat“, sagt Ifrazil. Auch er sagt, er müsse, wenn er keine Shishas mehr verkaufen kann, zusperren.

Anar Afandiyev, Eigentümer der Shisha-Bar Feria, ist etwas optimistischer, er setzt auf die Lage in der inneren Stadt und dass er Cocktails reserviert. „Leute werden bestimmt weiterhin kommen, aber die Kundschaft wird sich grundsätzlich ändern“, sagt Anar.

Gastgarten sind keine Lösung

Die Wirtschaftskammer und die Betreiber sind sich einig, dass die Menschen die bisher Shisha geraucht haben, weiter rauchen werden, nun eben zuhause. Das Ausweichen auf den Gastgarten sehen die Unternehmer nicht als Lösung, da sie diesen nur in den Sommermonaten nutzen können. Alle hoffen, dass in den nächsten drei Jahren für Wasserpfeifen eine Ausnahme gemacht werden wird.

Die 50 Shisha-Bars machen nur einen kleinen Teil der Betriebe aus, die 2018 aufgrund des Rauchergesetzes zusperren müssen. Mario Pulker geht von 3.000 Betrieben aus - mehr dazu in Rauchverbot: Schließungen befürchtet. Auch der Lärm im städtischen Bereich werde laut ihm ein Problem für die Anrainer werden, wenn die Gäste draußen vor den Lokalen rauchen werden.

Laura Schrettl, wien.ORF.at

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