Beschwerden über Umzugsfirmen

Mehr Personal, keine Versicherung, plötzliche Zusatzkosten: Die schwarzen Schafe unter den Umzugsfirmen finden stets Mittel und Wege, ihre Kunden abzuzocken. Die Wirtschaftskammer meint, es gibt kaum Chancen die Firmen zu stoppen.

Unter dem breiten Angebot an Umzugsfirmen befinden sich zahlreiche schwarze Schafe. Sie locken mit besonders günstigen Angeboten, wie etwa 25 Euro pro Stunde für zwei Arbeitskräfte inklusive Lkw. Im Endeffekt muss dann jedoch oft das Vielfache davon bezahlt werden.

Abgezockt wird mit den unterschiedlichsten Mitteln. Ernst Pollak, Geschäftsführer der Sparte Transporte und Verkehr der Wiener Wirtschaftskammer (WKO), erläutert wie es sich am häufigsten abspielt: „Bei der Besichtigung sagt der Unternehmer, dass der Umzug innerhalb von fünf Stunden mit zwei Arbeitskräften machbar ist. Am Umzugstag selbst kommen dann vier statt der vereinbarten zwei Arbeitskräfte und das Ganze dauert acht statt fünf Stunden.“

Illustration zum Thema "Wohnen, Umzug, Mieten": Ein Mann mit Umzugskarton

APA/Neubauer

Wirtschaftskammer: „Wir wissen, dass es schwarze Schafe gibt"

Unseriöse Anbieter haben keine Versicherung

Sollte es sich in der veranschlagten Zeit ausgehen, beginnen die Arbeitskräfte langsamer zu werden, um Extrastunden zu kassieren. Auch Beschädigungen kommen häufig vor. Rainer K. etwa berichtet: „Es wurde eine Uhrzeit ausgemacht und die Herrschaften kamen zwei Stunden zu spät. Wir haben den Angestellten ein Vlies von uns gegeben, um den Kühlschrank ohne einen Kratzer im Parkett schieben zu können. Sie haben es nicht genutzt. Eine Kante war abgeschlagen und tiefe Kratzer in der neuen und alten Wohnung."

Die meisten unseriösen Anbieter verfügen jedoch über keine Versicherung. Die Betroffenen warten vergeblich auf Entschädigungen. Das plötzliche Auftauchen von versteckten Kosten bei der Abrechnung ist auch keine Seltenheit. Diese reichen von einer Erschwerniszulage für den Transport einer Waschmaschine über Stockwerkszulagen bis zu An- und Abfahrtspauschalen. Bei der Angebotserstellung werden diese Kosten verschwiegen.

Betroffene sind in Zwanglage

„Wir wissen, dass es schwarze Schafe gibt und sind diesen mit Rechtsanwälten auf der Spur. Das Problem ist, dass diese Unternehmen nicht als Spediteure angemeldet sind, sondern als Kleintransporter. Das ist kein reglementiertes Gewerbe. Man kann also kaum gegen sie vorgehen. Wenn eines dieser Unternehmen so agiert und dann einen schlechten Ruf hat, sperrt es einfach zu und eröffnet unter einem anderen Namen wieder“, so Pollak.

In Wien gibt es laut Pollak etwa zehn dokumentierte Beschwerdefälle pro Jahr. Die Dunkelziffer ist aber viel höher: „Viele Betroffene zahlen und wollen die Geschichte dann vergessen“, so Pollak. „Die meisten Betroffenen sind in Zwangslagen und bezahlen deswegen. Schließlich kann ein Umzug oft nicht verschoben werden. Die Firmen sind im Nachhinein dann oft nicht mehr greifbar. Die Handynummern funktionieren nicht mehr und andere Informationen sind auf der Homepage nicht zu finden“, sagt Hannes Seidelberger vom Schutzverband gegen unlauteren Wettbewerb, der dennoch bereits Urteile erlangen konnte.

„Immer Auftrag schriftlich festhalten“

Kunden können sich schützen: „Am besten ist es, den Auftrag inklusive Leistungsumfang schriftlich festzuhalten. Dann kann man nachvollziehen, was vereinbart wurde. Ansonsten stehen dann Aussage gegen Aussage“, sagt Maria Ecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Seidelberger rät zusätzlich, sich im Vorhinein über die Umzugsfirma zu informieren und ob der angebotene Preis realistisch ist.

Etwa 15 bis 20 seriöse Speditionen gibt es in Wien laut Pollak. „Diese sind versicherungstechnisch abgedeckt, schulen ihre Mitarbeiter alle halben Jahre, verfügen über Fahrzeuge mit Luftregelung und Heikles wird fachmännisch verpackt.“

Lisa Rieger, wien.ORF.at

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