Weinlese wegen Hitze früher

Die Bauern in Wien schlagen Alarm. Wegen der Trockenheit könnte es heuer bis zu 50 Prozent weniger Ertrag als im Schnitt geben, etwa beim Mais oder bei den Sonnenblumen. Auch beim Wein werden Einbußen befürchtet, die Lese beginnt früher.

Es tut ihm in der Seele weh, wenn er durch einen seiner Weingärten am Goldberg in Favoriten spaziert, sagt der erfahrene Winzer Richard Zahel im Gespräch mit wien.ORF.at. Die Reben befinden sich im vierten Jahr. Heuer hätte der gemischte Satz erstmals guten Ertrag machen sollen, sagt Zahel. „Extrem traurig schaut es bei den Junganlagen aus. Da rechne ich mit einem Ausfall von 20 bis 30 Prozent. Ich hoffe noch immer, dass die Meteorologen nicht recht haben. Zwei Tage gleichmäßiger Regen könnte uns noch retten.“

700 Hektar Weinflächen in Wien

Der Vizepräsident Landwirtschaftskammer Wien und Weinbauer Herbert Schilling ist - solange es keinen Hagel gibt - optimistisch eingestellt: „Der Traubenansatz ist gut, die Reife fortgeschritten.“ Auch die momentan prognostizierte lange Hitzeperiode berge keine Gefahren für den Wiener Wein. Die Trockenheit habe auch Pilzkrankheiten hintangehalten. Schilling erinnerte aber auch, dass Wien mit seinen nicht einmal 700 Hektar Weinflächen - hauptsächlich Riesling, Weißburgunder, Chardonnay und als Cuvee Gemischter Satz - den Österreich-Durchschnitt nicht rauf oder runter biegt.

Trockene Blätter

ORF

Beim Wein könnte es Ausfälle bis zu 30 Prozent geben

Weinlese beginnt früher

Derzeit ist kein Wetterumschwung mit ausgiebigem Regen in Sicht - mehr dazu in wetter.ORF.at. Die Lese wird schon in vier bis fünf Wochen beginnen, sagt der Winzer Richard Zahel, früher als in durchschnittlichen Jahren. Der Winzer beruhigt aber: „Ein Wein wird es immer werden. Wir brauchen aber für verschiedene Märkte verschiedene Spezifikationen. Natürlich hast du Probleme, diese Spezifikationen zu erzeugen, wenn die Witterung nicht mitspielt. Wenn der Wein dann nach einem Jahr auf den Markt kommt, zu erklären, dass das Wetter schlecht war, geht nicht. Das weiß niemand mehr.“

Landwirt Rudolf Wieselthaler auf Feld

ORF

Bei Landwirt Rudolf Wieselthaler verdorren die Zuckerrüben

Schauplatzwechsel auf die Anbauflächen von Rudolf Wieselthaler. Er bewirtschaftet Äcker in Rothneusiedl, Oberlaa und Inzersdorf. Sein Biotop ist bereits ausgetrocknet, der Grundwasserspiegel um einen Meter niedriger als im Frühjahr. Die Zuckerrüben verdorren langsam und stoßen vertrocknete Blätter ab. Ausfälle sind vorprogrammiert. „Bei 20 oder 30 Prozent stehen wir im Moment. Es kann ja noch regnen, auch wenn die Großwetterlage nicht danach aussieht. Trotzdem bin ich mit Prognosen noch vorsichtig“, sagt Wieselthaler.

Bis zu 50 Prozent könnten die Einbußen bei den Sonnenblumen ausmachen, die heuer nur zehn Tage statt normal drei Wochen geblüht haben. Der wichtige Niederschlag während der Blüte fehlte gänzlich. Auch die Sojabohnen drohen zu vertrocknen.

Getreideernte zufriedenstellend

Zumindest die Getreideernte, die vor drei Wochen eingebracht wurde, ist zufriedenstellend: „Da sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Wir hatten je nach Sorte zehn bis 20 Prozent weniger Ertrag. Wir hatten nur einmal eine ordentliche Regenperiode mit 40 mm. Zum Glück hatten wir aber eine ordentliche Winterfeuchte. Das hat sich dadurch relativiert.“ Auch wenn es heuer nach einem trockenen Frühjahr im Juli nur halb so viel geregnet hat wie im langjährigen Durchschnitt, könnte ein ausgiebiger Regen die Wiener Landwirtschaft noch vor ganz großen Verlusten bewahren.

Das Bauernhof-Sterben macht auch vor Wien nicht Halt. 800 Betriebe gibt es in der Stadt, vor 20 Jahren waren es noch um fast 300 mehr. Für Stadtkinder gibt es dennoch die Möglichkeit, in Wien Kühe, Schweine und Co. kennenzulernen - mehr dazu in Immer weniger Bauern in Wien.

Links: