OMV will sich neu ausrichten

Ölpreis im Keller und Stillstand der Produktion in Libyen und im Jemen: Der OMV weht derzeit ein scharfer Wind entgegen. Der Konzern soll neu ausgerichtet werden, hieß es bei der Präsentation der OMV-Halbjahresbilanz.

„Derzeit gibt es keine Aussicht auf schnelle Erholung“, sagte der neue OMV-Chef Rainer Seele. Veränderung sei gefragt, es seien Effizienzsteigerungen nötig. Der gesamte Vorstand arbeite an einer Neuausrichtung des Unternehmens. „Wir geben uns Zeit bis zum Jahresanfang 2016“, dann werde man die neue Geschäftsstrategie vorstellen. Aber „es wird keine Revolution geben, die ist auch nicht notwendig.“

Teil der neuen Strategie wird eine noch stärkere Kooperation mit dem russischen Gazprom-Konzern sein. Das Ziel sei eine Partnerschaft „von Sibirien bis mitten nach Europa“, sagte Seele. Die Strategie sei eine Beteiligung an der Produktion in Russland, sicherer Transport nach Europa und Österreich mit Erhöhung der Erdgasmenge für Baumgarten.

Jemen und Libyen treffen OMV „hart“

Das Projekt der Ostsee-Pipeline Nord Stream II sei „ein durch und durch europäisches Projekt für die Versorgungssicherheit in ganz Europa“, sagte Seele. Für die OMV bedeute dieses Engagement die Absicherung der Lieferströme zum zentraleuropäischen Gasknotenpunkt Baumgarten. Über die Sicherheit der Gaslieferungen aus Russland macht sich Seele keine Sorgen.

Hingegen bereitet die unsichere Lage in arabischen Ländern den OMV-Vorständen sehr wohl Kopfzerbrechen. „Jemen und Libyen treffen die OMV hart“, sagte Seele. „Beide Staaten sind wegen eskalierender Gewalt als Öl- und Gasproduzenten weitgehend ausgefallen. Für die OMV sprechen wir von rund 40.000 Barrel am Tag.“ Eine Änderung ist auch nicht in Sicht.

„Albtraum“ europäische Energiepolitik

Seele kritisierte die europäische Energiepolitik mit sehr deutlichen Worten. „Der Traum einer klimafreundlichen Energiewende ist zu einem Albtraum geworden“, sagte Seele. „Emissionsarme Gaskraftwerke werden abgeschaltet und umweltschädliche Kohlekraftwerke dagegen als Reservekapazitäten aktiviert und subventioniert. Das ist verkehrte Welt. Das ist doppelbödige Politik, das ist energie- und klimapolitischer Irrsinn.“

Daran, dass Europa längerfristig einen zunehmenden Bedarf nach Gasimporten haben wird, zweifelt Seele nicht. „Wir werden für Europa neue Leitungsprojekte benötigen, um den Erdgasimport abzusichern“, sagte Seele. Darum beteilige sich die OMV auch am Nord-Stream-Projekt.

Die angekündigte Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran sieht Seele als „große Opportunität“ für die OMV. „Wir sind dort kein Newcomer. Wir haben uns in früheren Jahren im Iran engagiert, wir haben Wirtschaftsbeziehungen aufgebaut, wir kennen das Land, wir kennen die Geologie“, darauf könne man aufsetzen. Allerdings bleibe der Iran riskant: „Wenn die Sanktionen fallen, heißt das nicht, dass der Iran ein stabiles Land wird.“

OMV Bilanz 1. Halbjahr 2015

APA/Christina Uhl

OMV Bilanz 1. Halbjahr

Fallender Ölpreis als Problem

Der Öl- und Gaskonzern OMV hatte auch im zweiten Quartal mit dem Ölpreis-Verfall zu kämpfen. Der Umsatz war mit 5,726 Mrd. Euro um 38 Prozent geringer als im Vergleichsquartal 2014, obwohl die Produktion auf 307.000 Barrel pro Tag stieg. Das Betriebsergebnis (EBIT) fiel mit 222 Mio. Euro um vier Prozent geringer aus, im Halbjahr hat es sich aber auf 451 Mio. Euro halbiert.

Das CCS EBIT (um Lagereffekte korrigierter Betriebsgewinn) vor Sondereffekten hat sich gegenüber dem Vorquartal zwar um 13 Prozent verbessert, war aber im Halbjahr noch immer um ein Drittel (32 Prozent) geringer als in der ersten Jahreshälfte 2014. Obwohl sich der Ölpreis im zweiten Quartal gegenüber dem Jahresbeginn etwas verbessert hat, lag der durchschnittlich erzielte Rohölpreis des Konzerns um 44 Prozent geringer als vor einem Jahr. Der durchschnittlich erzielte Gaspreis in Dollar sank gegenüber dem zweiten Quartal 2014 um 22 Prozent.

Raffinerien gleichen Upstream-Einbußen fast aus

In diesem Umfeld habe sich das integrierte Geschäftsmodell der OMV bewährt, erklärte Seele. „Während sich das Upstream-Ergebnis verringerte, schaffte es der Geschäftsbereich Downstream, diesen Rückgang in Q2/15 fast vollständig auszugleichen.“

Upstream, also in der Produktion, halbierte sich das Betriebsergebnis (EBIT) im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal auf 106 Mio. Euro, im Halbjahresvergleich brach es sogar um 83 Prozent auf 135 Mio. Euro ein. Im Geschäftsbereich Downstream, in dem jetzt die beiden früheren Bereiche Gas und Power sowie Raffinerien und Marketing zusammengeschlossen sind, verbesserte sich das EBIT im zweiten Quartal um 70 Prozent auf 140 Mio. Euro, im Halbjahr wurde es sogar auf 357 Mio. Euro verdoppelt.

Das Investitionsvolumen sank gegenüber dem ersten Halbjahr 2014 von 1,8 auf 1,4 Mrd. Euro. Davon flossen 1,2 Mrd. Euro ins Upstream-Geschäft. Insgesamt will die OMV heuer rund 2,7 Mrd. Euro investieren. Der Periodenüberschuss betrug im Halbjahr 512,88 Mio. Euro, nach 612,55 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2014. Das Ergebnis je Aktie sank von 1,33 auf 1,14 Euro. Die Nettoverschuldung erhöht sich auf 5,9 Mrd. Euro (Ende Juni 2014: 4,9 Mrd. Euro). Der Verschuldungsgrad beträgt 39,7 Prozent (nach 33,6 Prozent zu Jahresbeginn).

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