Nur 28 Prozent der Radfahrer tragen Helm

Der ÖAMTC hat in Wien 1.500 Radfahrer nach ihrer Helmtragemoral erfasst. Das Ergebnis: Nur 28 Prozent der Radfahrer tragen Helm. Vor allem im Berufsverkehr verzichten viele darauf. Eine Helmpflicht fordert der ÖAMTC nicht.

Ein Radhelm ist eine der wenigen Möglichkeiten, um schweren Kopfverletzungen bei Stürzen mit dem Fahrrad vorzubeugen. Trotzdem ist die Helmtragemoral in Wien nicht besonders hoch. Das zeigt eine Studie des ÖAMTC, der 1.500 Radfahrerinnen und Radfahrer an fünf verschiedenen Strecken in Wien erfasste.

Nur 28 Prozent dieser Radfahrer trugen einen Helm. Die detaillierte Auswertung zeigte, dass Helme bei Männern etwas beliebter sind. 31 Prozent der männlichen Radfahrer trugen einen Helm, 25 Prozent der Frauen, so der ÖAMTC. „Für Damen sind Helme eher ein Hindernis wegen der Frisur und wegen des Komforts“, vermutet ÖAMTC-Experte David Nose.

Radhelm

APA/dpa/Daniel Bockwoldt

Die Auswertung ergab auch Unterschiede je nach Strecke. In der Hauptallee im Prater und entlang des Donaukanals trugen 38 Prozent der Radler einen Helm, auf dem Radweg vor der Wirtschaftsuniversität und in der Lasallestraße waren es 15 Prozent. „Die Vermutung liegt nahe, dass ein Helm auf dem Weg zu Geschäfts- oder Büroterminen in der Stadt eher als unpassend und hinderlich empfunden wird“, so Nose.

„Man möchte sein Outfit nicht ruinieren, man möchte seine Frisur nicht kaputtmachen. Was macht man mit dem Helm, wenn man einen Berufstermin hat? Das sind Fragen, die gegen einen Helm sprechen“, erklärt Nose. Komfort und Eitelkeit sind Gründe, die viele davon abhalten, einen Helm zu tragen. „Jetzt bei der Hitze schwitzt man auch unter dem Helm.“

Zahl der verletzten Radfahrer konstant hoch

Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern in der Stadt bleibt konstant hoch. Im Vorjahr sind in Wien 913 Radfahrer bei Unfällen verletzt worden, drei wurden getötet. Auch heuer gab es schon drei tote Radfahrer in Wien, wie Zahlen des Innenministeriums zeigen. Österreichweit wurden im Vorjahr 45 Radfahrerinnen und Radfahrer getötet, heuer waren es bisher 25.

Das Tragen eines Helms reduziert das Risiko schwerer Kopfverletzungen, heißt es vom ÖAMTC. „Der Anteil an verunglückten Radfahrern ohne Helm, die schwere oder lebensbedrohliche Kopfverletzungen aufwiesen, liegt bei 48 Prozent. Bei Radfahrern, die einen Helm trugen, ist dieser Prozentsatz mit 34 Prozent deutlich geringer“, so Nose. Der Helm sei aber kein Allheilmittel. „Bei einem Unfall mit höherer Geschwindigkeit oder mit einem schweren Fahrzeug können tödliche Verletzungen trotz eines Helms passieren.“

Radhelm

APA/dpa/Daniel Bockwoldt

ÖAMTC gegen Radhelmpflicht

Eine Helmpflicht gilt derzeit nur für Kinder bis zwölf Jahre. Der Experte spricht sich gegen eine generelle Helmpflicht aus. Stattdessen soll an die Vernunft und das Bewusstsein der Radfahrer appelliert werden. „Eine Tragepflicht würde vielleicht sogar gegenteilige Effekte bewirken, dass manche Leute dann nicht mehr mit dem Rad fahren, weil sie keinen Helm tragen wollen.“

Das hätte auch Folgen für Umwelt und Gesundheit, wenn viele Radfahrer auf andere Verkehrsmittel umsteigen, sagt der ÖAMTC-Experte. Im Vergleich mit den Nachbarn liegt Österreich laut ÖAMTC gar nicht so schlecht. Laut ÖAMTC tragen in Deutschland 17 Prozent einen Radhelm, in der Schweiz sind es zwölf Prozent. „Es wäre schön, die Quote bei uns auf 50 Prozent steigern zu können“, sagt Nose. Auch die Mobilitätsagentur der Stadt spricht sich gegen eine generelle Helmpflicht aus. Das Tragen eines Helms sei eine Frage der Eigenverantwortung. Mit einer Pflicht würde möglicherweise die Achtsamkeit der Radfahrer sinken, heißt es von der Mobilitätsagentur.

Bis Jahresende wird der Radverkehrsanteil in Wien maximal acht Prozent betragen. Das ursprüngliche Ziel von zehn Prozent wird dadurch nicht erreicht. Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) führt das auf die Säumigkeit mancher Bezirke zurück - mehr dazu in Radjahr 2015: Neue Wege und Piktogramme.

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