Tippi Hedren kommt zur Viennale

Die 53. Ausgabe der Viennale startet am 22. Oktober und hat einen tierischen Schwerpunkt: So ist die Retrospektive den Tieren im Film gewidmet. Als Hollywoodstargast ist Hitchcocks Star Tippi Hedren („Die Vögel“) geladen.

Hedren, die heute engagierte Tierschützerin ist, wird also zu einer Gala nach Wien kommen. „Das war - ich sage es offen - gar nicht einfach, weil sie eigentlich nicht mehr im Kino arbeitet“, freute sich Viennale-Direktor Hans Hurch bei der Präsentation am Freitag über den gelungenen Coup. Als weiterer möglicher Stargast ist Winona Ryder im Gespräch, die mit dem Film „Experimenter“ von Michael Almereyda vertreten ist. „Es gibt eine gute Chance, dass sie kommt“, zeigte sich Hurch erwartungsfroh.

The Birds, Alfred Hitchcock, Tippi Hedren

Viennale

Tippi Hedren („Die Vögel“)

Perrone kommt trotz Flugangst

Neben Hedren ist auch dem argentinischen Regisseur Raoul Perrone ein Tribute gewidmet. Auch hier hoffe man, dass der Künstler anreise - obwohl es noch ein gewichtiges Problem gebe: „Der gute Mann hat leider schreckliche Flugangst.“ Perrone übe aber bereits mit Inlandsflügen. Und schließlich wird auch der heuer mit 106 Jahren verstorbene Manoel de Oliveira gewürdigt, wenn sein portugiesischer Kollege Pedro Costa eine persönliche Auswahl an Werken präsentiert. Einen Ausblick gibt es auf das Werk des jungen uruguayischen Filmemachers Federico Veiroj, dem Hurch eine große Karriere prognostiziert.

Viennale-Plakat 2015

Viennale

Krokodilkopf am Viennale-Plakat

Die Tierretrospektive „Animals - Eine kleine Zoologie des Kinos“ im Filmmuseum versammelt Werke der Filmgeschichte von „Clash Of The Wolves“ aus 1925 über Peter Greenaways „A Zed & Two Noughts“ aus 1985 bis zu Lucien Castaing-Taylors und Verena Paravels „Leviathan“ aus 2012. Die Retrospektive dauert von 16. Oktober bis 30. November und damit traditionell deutlich länger als die Viennale selbst, die von 22. Oktober bis 5. November läuft.

Chinesisches Kino und Woody Allen

Ansonsten gelte auch für die heurige Ausgabe, dass sich Spiel-und Dokumentarfilme in etwa die Waage hielten, unterstrich Hurch. Er gehe dabei nicht mit einem konkreten roten Faden an die Programmierung: „Dann sieht man aber doch manche Dinge, die sich aus dem großen Ganzen ergeben.“

So würden sich im Programm einerseits zahlreiche Filme mit der Kultur der Afroamerikaner beschäftigen, was in Zeiten der aufkeimenden Konflikte in der US-amerikanischen Gesellschaft Relevanz gewinne. Andererseits thematisiere sich das Kino wieder selbst auf der Leinwand. Das gelte etwa für den Dokumentarfilm „The Thoughts That Once We Had“ von Tom Andersen.

Daneben lässt sich eine verstärkte Präsenz des chinesischen Kinos feststellen und Woody Allens neues Werk „Irrational Man“ entdecken. Und „Valley of Love“ mit Gerard Depardieu und Isabelle Huppert bringt die zwei Altstars des französischen Kinos zusammen. Das österreichische Filmschaffen vertritt etwa die Vor-Ort-Reportage „Lampedusa im Winter“ von Jakob Brossmann, während das Hybridwerk aus Spiel- und Dokumentarfilm „Aus dem Nichts“ von Angela Summereder Weltpremiere feiert.

Tarzan (1932)

Viennale

Tarzan, The Ape Man, 1932

Metro-Kinokulturhaus wird im Oktober eröffnet

Keine Veränderungen gibt es bei den Wirkungsstätten des Festivals, bleibt doch das Gartenbaukino der Hauptspielort, der vom Stadtkino im Künstlerhaus und der Urania flankiert wird. Hinzu kommen das Filmmuseum als Kooperationspartner bei der Retrospektive und das sanierte Metro-Kinokulturhaus, dessen offizieller Start nun schon Monate überfällig ist. „Das Metrokino wird Anfang Oktober endgültig eröffnet“, zeigte sich Hurch jedoch zuversichtlich.

NeuesMetro-Kino nach Sanierung

APA/Neubauer

Die Viennale 2015 zieht in das Metro-Kinokulturhaus ein

Es habe vielleicht auch etwas an seinem Druck im Vorjahr gelegen, dass hier zu früh Erwartungen geweckt wurden, da man angesichts der Schließung des Stadtkinos am Schwarzenbergplatz eine Spielstätte benötigt habe: „Ich habe damals den Leiter des Metrokinos sehr gedrängt, das Kino halb-provisorisch zu eröffnen zu einem Zeitpunkt, an dem es eigentlich noch nicht zu eröffnen gewesen wäre.“

Nun sei die Anlage aber fertig renoviert worden und werde in der ersten Oktoberwoche mit einer Ausstellung zum frühen Kino eröffnet, was ein schönes Asset für die Zeit der Viennale-Bespielung darstelle. Am schönsten für ihn persönlich sei dabei, dass nach jetzigem Stand Viennale-Präsident Eric Pleskow nach drei Jahren gesundheitlicher Probleme erstmals wieder das Festival besuchen könne und den nach ihm benannten Kinosaal im Metrokino eröffnen wolle.

Hans Hurch: „Ich bin nicht die Viennale"

Anfang August wurde die Vertragsverlängerung für Hans Hurch an der Spitze der Viennale bekannt. Mit der Verlängerung um zwei Jahre bis Ende 2018 sei dann aber definitiv Schluss, unterstrich er. So werde es Mitte 2017 die Ausschreibung für seine Nachfolge geben. „Mit 2018 ist meine Arbeit wirklich zu Ende“, so Hurch in einer Pressekonferenz. Er steht dem Festival seit 1997 vor - mehr dazu in Hans Hurch bleibt Viennale-Direktor (wien.ORF.at; 6.8.2015).

Auch sei die Idee zur neuerlichen Verlängerung nicht von ihm gekommen, sondern einstimmig vom Kuratorium sowie dem Kulturamt der Stadt Wien gewünscht worden. Und darüber hinaus bleibe zu betonen: „Ich bin nicht die Viennale. Ich mache die Viennale nicht alleine, auch wenn ich sie sehr geprägt habe.“

So wälze er auch noch für die verbleibenden drei Jahre verschiedene Ideen. Eine davon sei etwa, für jedes Jahr eine zweite Person gewissermaßen als Paten zu finden, die an der Gestaltung mitwirke. Er denke hier etwa an den Maler Peter Doig, die Sängerin Patti Smith und den Philosophen Slavoj Zizek. Das werde sich bis 2016 zeigen.

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