Schlepper nach Schreckschuss gestoppt

Polizisten haben Samstagfrüh zwei mutmaßliche Schlepper auf der Wiener Außenringschnellstraße (S1) nach Abgabe eines Schreckschusses gestoppt. Die Verdächtigen transportierten in einem Kastenwagen 22 Personen.

Die Polizisten waren auf der S1 in Richtung Süden unterwegs, als ihnen der rote Ford Transit mit ungarischem Kennzeichen nicht zuletzt wegen seines schlechten Zustandes auffiel. Sie fuhren vor den Wagen und wollten ihn bis zur Ausfahrt Leopoldsdorf lotsen, um ihn dort zu kontrollieren. Maierhofer zufolge legte der Lenker allerdings mitten auf der S1 eine Vollbremsung hin und sprang aus dem Kastenwagen, ebenso sein Beifahrer.

Polizist zog Schlepper einen Schuh aus

Die beiden Männer flüchteten über die Fahrbahn, eine Betonleitwand und versuchten sich in ein angrenzendes Feld abzusetzen. Die Polizisten verfolgten sie, einer der Beamten gab schon auf einer Grünfläche einen Schreckschuss in das Erdreich ab. Die Verdächtigen ließen sich davon aber nicht beeindrucken und versuchten, über einen Wildschutzzaun zu entkommen.

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In diesem Wagen wurden 22 Personen transportiert

Ein Polizist bekam einen der mutmaßlichen Schlepper am Fuß zu fassen und zog ihm einen Schuh aus. Die Verdächtigen entkamen aber zunächst, weil sich die Beamten entschieden, den mitten auf der S1 abgestellten Kastenwagen zu sichern. Über Funk gaben sie eine genaue Personsbeschreibung der Flüchtigen durch und erwähnten auch den fehlenden Schuh. Nicht zuletzt deshalb gelang es ihren Kollegen - mittlerweile waren auch Polizisten aus Niederösterreich an der Suche beteiligt - die Verdächtigen festzunehmen.

22 Flüchtlinge in Kastenwagen gepfercht

Im Kastenwagen entdeckten die Beamten unterdessen 22 Flüchtlinge. 19 von ihnen, darunter neun Kinder im Alter von zwei bis 14 Jahren, kamen aus Afghanistan, drei weitere aus dem Irak. Alle stellten Asylanträge und wurden in Bundesbetreuung genommen. Laut Maierhofer hatten die mutmaßlichen Schlepper im Laderaum ein Seil gespannt, damit die Tür verschlossen blieb.

Die zusammengepferchten Flüchtlinge hätten sich also nur schwer selbst aus dem Wagen befreien können. Die Polizisten schnitten das Seil durch und befreiten die Asylwerber. Die beiden aus Ungarn stammenden Verdächtigen gaben sich bei den Einvernahmen sehr schweigsam. Sie gaben auch nicht an, wo sie die Flüchtlinge übernommen hatten.

74 Flüchtlinge am Westbahnhof aus Zug geholt

Unterdessen wurden ebenfalls am Samstag am Westbahnhof in Wien 74 Flüchtlinge in einem Zug aus Budapest gestoppt, darunter sieben Kinder und vier Frauen. Die meisten stammen aus Pakistan, vier Familien flüchteten aus Syrien, berichtete die Polizei am Sonntag. Die Personen wurden von der Rettung erstversorgt. Die 74 Personen stellten allesamt Asylanträge.

Schärfere Gesetze gegen Schlepper ab 1. Jänner

Die von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) angekündigte Verschärfung der Schlepper-Strafbestimmung soll gemeinsam mit der Verfassungsbestimmung zum Durchgriffsrecht als Initiativantrag vom Nationalrat beschlossen werden. In Kraft treten soll sie spätestens am 1. Jänner, sagte Brandstetters Sprecherin am Sonntag.

Für die Verfassungsbestimmung zur Flüchtlingsunterbringung wurde eine Sondersitzung am 1. September ins Auge gefasst. In dieser soll auch die Schlepperregelung verschärft werden. Brandstetter möchte die Kriterien für die Höchststrafe von zehn Jahren und die U-Haft neu regeln: Schlepper sollen nicht erst in U-Haft genommen werden können, wenn gewerbsmäßig zehn Personen unter Gefährdung ihres Lebens ins Land gebracht wurden. Die SPÖ ist damit einverstanden, betonte Kanzleramtsminister Josef Ostermayer laut Tageszeitung „Österreich“.

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