Sonnwendviertel: 20 Prozent bewohnt

Insgesamt ist das Entwicklungsgebiet beim Hauptbahnhof so groß wie die Josefstadt. Ein Teil davon, das Sonnwendviertel, ist bis jetzt zu 20 Prozent besiedelt. Die Bewohner leben auf einer Baustelle und haben sich daran gewöhnt.

Der D-Wagen hat seine momentane Endstation in der Alfred-Adler-Straße in Favoriten. Gleich daneben befindet sich eine riesige Baustelle. Ein Wohnkomplex ist im Entstehen. Das Haus dahinter ist bereits fertiggestellt, die Mieter sind schon eingezogen. Die Balkone der Wohnungen blicken einstweilen direkt auf die unfertigen Häuser. Doch es sind nicht die einzigen Mieter, die noch von einer Baustelle umgeben ist.

Noch 80 Prozent unbewohnt

„Zirka 20 Prozent des Sonnwendviertels sind derzeit bewohnt. Derzeit wohnen die Menschen also noch bei einer Baustelle, das ist ganz klar“, sagt Hans-Christian Heintschel, Projektsprecher der Stadt Wien für das Sonnwendviertel. 1.160 Wohnungen beherbergen bereits ihre Mieter, 5.500 Wohneinheiten sollen insgesamt bis zirka 2021 entstehen. Vor allem junge Menschen und Familien mit kleinen Kindern hat es bisher in das Entwicklungsgebiet beim Hauptbahnhof gezogen.

Baustelle am Sonnwendviertel

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Nur das weiße Haus wird bisher bewohnt

Eine junge Familie mit Baby spaziert etwa aus der Wohnung und macht sich bereit für einen Spaziergang in ihrer neuen Nachbarschaft. "Manchmal ist es schon mühsam, wenn man das Baby schlafen legen will und der Baustellenlärm hört einfach nicht auf. Außerdem ist alles sofort staubig, wenn man die Fenster offen lässt. Insgesamt ist es aber so, wie wir es uns vorgestellt haben“, sagt die Mutter, die derzeit wegen dem Baby zu Hause bleibt.

Gute Gemeinschaft steht im Fokus

Besonders auf die Gemeinschaft wird nämlich viel Wert gelegt im Sonnwendviertel. „Es gibt verschiedene Bereiche, die gemeinsam genutzt werden können“, sagt etwa der Bewohner Johannes Sturm, der gerade am gemeinsamen Grillplatz des Hauses das Fleisch wendet. „Es gibt eine Gemeinschaftsküche, eine Kletterwand, ein Kino und ein Schwimmbad für alle. Nur für das Schwimmbad muss man drei Euro für vier Stunden bezahlen. Alles andere ist frei zugänglich.“

„Das Sonnwendviertel ist insofern bemerkenswert als der Fokus beim Bauträgerwettbewerb erstmals auf die soziale Nachhaltigkeit gelegt wurde“, sagt Christian Kaufmann, Mediensprecher von Stadtrat Michael Ludwig, gegenüber wien.ORF.at. Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau bedeutet, dass es einerseits verschiedene Wohnungstypen gibt, sowie flexibel adaptierbare Wohnungsgrundrisse, andererseits aber auch Wohnungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, betreutes Wohnen, Wohnen-für-Generationen-Wohnungen und Home-Offices.

Auch Kommunikationsflächen und Gemeinschäftsräume, die von allen Generationen genutzt werden sollen, sind Teil dieses Wohnbaus. Dazu zählen zum Beispiel Nachbarschaftsgärten, Mieterbeete und multifunktionelle Räume. Diese können zum Beispiel für Hobbys, Theateraufführungen oder Feste verwendet werden.

„Kenne alle meine Nachbarn im Haus“

Die Grünräume zwischen den Wohnhäusern sollen zum Austausch und zur Erholung genutzt werden. Dadurch sollen das Zusammenleben und das Aufbauen von sozialen Netzen gefördert werden. Die architektonischen Angebote sollen durch soziale Einrichtungen ergänzt werden, wie etwa ein Tagesmutterzentrum. Unterstützt wird die Errichtung der Wohnbauten bei Gesamtkosten von 171 Millionen Euro mit rund 62 Millionen Euro aus der Wohnbauförderung.

Bislang scheint das Konzept des neuen Stadtteils zu funktionieren: „Man kann hier leicht neue Freunde finden. Ich kenne alle meine Nachbarn im Haus. Zirka alle zwei Wochen wird ein Fest organisiert. Vor allem die jüngeren Familien machen das. Bei der Vergabe der Wohnungen wurde aber darauf geachtet, dass alle Generationen vertreten sind. Wir sind auch gut über soziale Netzwerke vernetzt, wo es auch Tauschbörsen etwa gibt“, sagt ein Mitte 30-jähriger Bewohner. Auch ihn stört der Baustellenlärm etwas, mehr macht ihm jedoch zu schaffen, dass der Helmut-Zilk-Park noch nicht fertig ist.

Viele Geschäfte stehen noch leer

„Die Fertigstellung ist derzeit für 2017 anvisiert. Der Eingangsbereich ist schon da. Doch die Hitzeperiode hat auch dem Park zugesetzt. Wesentlich sind im Moment also die Drainagen für das Regenwasser“, so Heintschel. Insgesamt soll der Park sieben Hektar groß werden und in etwa fünf Millionen Euro kosten. „Unser Balkon schaut genau auf den zukünftigen Park. Einstweilen schaut es so aus als würde da viel betoniert werden. Das wäre nicht so toll“, sagt eine junge Bewohnerin, die gerade ihre Einkäufe nach Hause trägt.

„Die Nahversorgung wird derzeit hauptsächlich durch die Favoritenstraße gewährleistet“, sagt Heintschel. Die meisten Geschäftslokale direkt im Sonnwendviertel stehen noch leer. „Es gibt aber schon ein paar Cafes und Restaurants. Es soll auch noch ein Supermarkt kommen. Auch der Hauptbahnhof wird in Zukunft eine Rolle spielen“, so Heintschel.

Schild, dass das Lokal zu vermieten ist

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Zahlreiche Geschäftslokale sind noch zu vermieten

441 Wohnungen werden noch dieses Jahr bezogen

In Arbeit ist auch noch die Verlängerung des D-Wagens. „Bis 2018/19 soll der D-Wagen durch den Park führen bis zum Südbahnhof. Die Verlängerung soll parallel zur baulichen Entwicklung des Viertels geschehen“, so Heintschel. „Derzeit sind die U1-Station Keplerplatz und die Autobus-Verbindungen die wesentlichsten Anbindungsstellen.“

Noch dieses Jahr sollen weitere 441 neue Wohnungen bezogen werden. Im Frühjahr 2016 sollen dann die ersten 116 „smarten“ Wohnungen übergeben werden. „Smarte“ Wohnungen sind geförderte Wohnungen, vergleichbar mit Gemeindewohnungen. Besonders für Jungfamilien, Paare, Alleinerziehende und Singles sollen „smarte“ Wohnungen leistbaren Wohnraum schaffen. 2017 erfolgt dann die nächste Übergabewelle von rund 400 Wohnungen.

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