BK: „Schlepper werden sorgloser“

Nach der Entdeckung eines Lkw mit bis zu 50 toten Flüchtlingen im Burgenland, werden die Ermittlungen noch „einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagt Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt (BK). Laut Tatzgern „werden die Schlepper sorgloser“.

"So ein Fall ist so herausfordernd, wie er nur sein kann. Es muss sehr akribisch vorgegangen werden und wird auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen, sagt Tatzgern im „Wien heute“-Studiogespräch. Aufgrund der laufenden Ermittlungen dürfe er keine Details nennen.

„Menschen, die sozial sehr niedrig gestellt sind“

Allgemein sagt Tatzgern, dass ein Trend zu beobachten sei: „Durch die Vielzahl von Migranten werden die Schlepper sorgloser, das bedeutet, die Anzahl der Personen pro Fahrzeug ist sehr hoch. 20, 30, 40 Personen auf engstem Raum, das ist grundsätzlich schon sehr gefährlich. Bei sehr hohen Temperaturen, oft ohne Wasserversorgung, oft fehlt auch die Sauerstoffversorgung - und dann kann es mitunter sehr, sehr gefährlich werden.“

Gerald Tatzgern zur Schlepperproblematik

Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im BK, war zu Gast im „Wien heute“-Studio.

Und es seien nicht immer professionelle Schlepper am Werk. „Es begeben sich auch Menschen in dieses Kriminalitätsfeld, die mit Schlepperei sonst nichts am Hut haben. Sie merken, sie können durch ein, zwei, drei Schleppungen rasches Geld verdienen. Das sind Menschen, die sozial sehr niedrig gestellt sind, oft wenig zu erwarten haben. Sie fahren dann ein paarmal mit geliehenen oder alten Fahrzeugen, und so kann es dann zu solchen Tragödien kommen“, erklärt Tatzgern.

„Man könnte Entwicklungsarbeit leisten“

Was würde der BK-Beamte vorschlagen, um derartige Tragödien wie auf der A4 (Ostautobahn) zu verhindern? „Persönlich würde ich den Schleppern dadurch das Geschäft nehmen, dass die Menschen eine Lebensgrundlage in ihren Ländern haben. Wo Krieg herrscht, kann man keine Lebensgrundlage haben, aber es gibt doch viele Länder, wo man Entwicklungsarbeit leisten könnte, und das entzieht Schleppern das Geschäft“, meint Tatzgern.

Gedenkgottesdienst am Montag im Stephansdom

Nach der Entdeckung eines Lkw mit über 70 toten Flüchtlingen auf der A4 sprach die Staatsanwaltschaft von „intensiven“ Erstermittlungen und räumte ein, der Fall sei beispiellos in Österreich. Von den Schleppern, die den qualvollen Tod der Menschen zu verantworten haben, fehlt bisher jede Spur - mehr dazu in news.ORF.at.

Am Montagabend soll mit einem Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom der zu Tode gekommenen Flüchtlinge gedacht werden. Geleitet wird die Messe von Kardinal Christoph Schönborn, der alle Kirchen bat, zu diesem Zeitpunkt die Glocken läuten zu lassen - mehr dazu in Flüchtlingsdrama: Gedenkgottesdienst in Wien.