NEOS: „SPÖ fährt Stadt gegen die Wand“

Vor der Wien-Wahl porträtiert wien.ORF.at die Jugendkandidaten der Parteien. Für NEOS ist das Christoph Wiederkehr. Er findet, dass die SPÖ „die Stadt gegen die Wand fährt“ und fordert eine Amtszeitbeschränkung.

„Viel Glück!“ ruft die junge Mutter dem noch jüngeren Mann im weißen T-Shirt zu. Darauf ist in fetten rosa Lettern das Wort „Aufbegehren“ zu lesen. Dem kleinen Mädchen an der Hand der Frau bindet der junge Mann einen rosaroten Luftballon ums Handgelenk. Der Mama drückt er einen Flyer in die Hand. Es ist Wahlkampf vor dem Einkaufszentrum Q19 in Döbling.

Von Platz fünf ist „Einzug sicher“

Etwas Glück wird der 25-jährige Christoph Wiederkehr am 11. Oktober bei den Wiener Landtagswahlen auch brauchen. Der Jus-Student belegt Platz fünf auf der Landesliste der NEOS, die heuer zum ersten Mal in der Bundeshauptstadt antreten und künftig im Rathaus mitreden wollen. Bis dahin wird er noch viele Flyer verteilen und Luftballons verschenken. Die Partei ist bereits seit Wochen in der Stadt unterwegs, obwohl der offizielle Wahlkampfauftakt erst nächste Woche ist.

Dass er den Sprung ins Stadtparlament auf Anhieb schafft, davon ist Wiederkehr überzeugt. Kokett sagt er im Interview mit „Wien heute“, er rechne „sicher mit dem Einzug in den Landtag, weil wir als NEOS stark sind“. So stark waren die NEOS, die seit den Nationalratswahlen 2013 auch im Parlament sitzen, zuletzt aber nicht. Weder im Burgenland noch in der Steiermark hat es für die Pinken Ende Mai für einen Einzug in die Landtage gereicht. In Wien würde aber schon alleine die Größe der Stadt den NEOS in die Hände spielen, sagt Wiederkehr.

„Das Wasser ist uns heilig“

Der Wiener SPÖ wirft er vor, dass sie „seit 60 Jahren regiert und die Stadt gegen die Wand fährt“. Sollte er es in den Landtag schaffen, habe Wiederkehr vor, Missstände aufzuzeigen. Sein Steckenpferd sei das Thema Bildung, womit er sich bereits während seines Studiums der Politikwissenschaften an der Uni Wien beschäftigt hat. Seit 2013 sitzt er dort im Vorstand der ÖH-Fraktion JuLis (Junge Liberale Österreich), die 2014 mit den NEOS fusionierte und seither JUNOS (Junge liberale NEOS) heißt.

Wiederkehr bezeichnet sich selbst als leidenschaftlichen Liberalen. Von der zum pinken Reizwort mutierten Wasserprivatisierung hält er allerdings nichts. „Das haben wir nie gefordert, uns NEOS ist das Wasser heilig“, aber die Aussage „war sehr unglücklich gewählt und missverständlich interpretiert“, sagt Wiederkehr. Man habe eigentlich nur aufzeigen wollen, wie hoch die Gebühren für Wasser in Wien seien und „dass Häupl und die Stadtregierung in die eigene Tasche wirtschaftet“.

Seine Meinung tut Christoph Wiederkehr gemäß seiner Zielgruppe gerne in den sozialen Medien kund. Das twitterte er zuletzt:

Meinl-Reisinger: Ein „Anpacker“

Die Chefin der Wiener NEOS und Spitzenkandidatin, Beate Meinl-Reisinger, attestiert ihrem Jugendkandidaten, ein „Anpacker“ zu sein. Er sei einer, der in der Parteizentrale viel mitorganisiere, aber auch oft auf der Straße unterwegs sei und da vor allem mit den Jungen spreche.

Der passionierte Tischtennisspieler und Segler hat auf seiner Facebookseite ein Foto von sich auf einem Boot am Neusiedlersee gepostet. Dass er elitär wirken und ein Teil der jungen Zielgruppe ihn deshalb womöglich unsympathisch finden könnte, befürchtet er nicht: „Ich habe in meinem Leben schon in sehr unterschiedlichen Umfeldern gearbeitet und habe einen sehr guten Umgang mit allen Gesellschaftsschichten“.

„Bezirksvorsteher länger im Amt als ich lebe“

In der Wiener Stadtpolitik störe den Jugendkandidaten vor allem das Fehlen junger Politiker. Außerdem fordert er eine Amtszeitbeschränkung auf maximal zwei Perioden. „Der Bezirksvorsteher aus meinem Bezirk (Karl Homole aus Währing, 74 Jahre, ÖVP, Anm.) ist länger im Amt, als ich überhaupt am Leben bin. Das ist nicht gut für eine Demokratie“.

Stefanie Leodolter, wien.ORF.at

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