Politikberater: „Retourkutsche“ und „Fangnetz“

Das Antreten von Ursula Stenzel für die FPÖ sei eine „Retourkutsche“ der Politikerin an die ÖVP und ein „Fangnetz“ für sie persönlich, sagt Politikberater Thomas Hofer. Die FPÖ werde auf jeden Fall von dem Coup profitieren.

Das Antreten Stenzels sei eine „Win-win-Situation“ für die FPÖ und Stenzel selbst, sagte Hofer im Radio-Wien-Interview: „Es hilft natürlich den Freiheitlichen, das ist völlig klar. Sie können jetzt behaupten, auch in den Gefilden der ÖVP jagen zu können. Ein Stück weit wird das aufgehen. Dort ist bei Weitem nicht so viel zu holen wie bei der SPÖ, aber Ursula Stenzel hat sich einen Status erarbeitet.“

„Stenzel kann im Gemeinderat weiterwerken“

Für Stenzel bedeutet der Wechsel, dass sie auf jeden Fall in der Kommunalpolitik bleiben kann, weil sie als Unabhängige auf der FPÖ-Liste für den Landtag kandidiert: „Ursula Stenzel kann, wenn sie schon nicht Bezirkschefin wird, im Gemeinderat weiterwerken.“ Das dürfte in den Verhandlungen Stenzels mit der FPÖ eine Rolle gespielt haben, vermutet Hofer. Sie wollte weiter in der Politik mitmischen. „Es ist ein Fangnetz für sie. Es waren die Verhandlungen wohl so, dass sie gesagt hat, sie hätte gerne eine Absicherung für sich. Ob sie die FPÖ auf den ersten Platz im ersten Bezirk hieven kann, das ist wohl eine offene Frage“, so Hofer.

Der Politologe Thomas Hofer

APA/Georg Hochmuth

Politikberater Thomas Hofer

Die große Verliererin ist die ÖVP. Dass das ÖVP-Urgestein Stenzel vor einigen Monaten als Spitzenkandidatin in der Inneren Stadt ersetzt wurde, sei für sie nicht so einfach zu verdauen gewesen, sagte Hofer: „Da spielt einiges an persönlichen Verletzungen eine Rolle. Wer Ursula Stenzel kennt, weiß, dass sie diese Demontage nicht so leicht wegsteckt. Das ist sicherlich ein Stück weit eine Retourkutsche.“

Rot oder Grün als Nutznießer in der City?

Die ÖVP werde jetzt „dramatische Probleme" haben, den ersten Platz in der City zu halten. Die heimlichen Gewinner der Rochade auf Bezirksebene könnte aber entweder Rot oder Grün sein, analysierte Hofer. „Das könnte durchaus für Stenzel ein Kollateralschaden sein, dass sie es zwar schafft, die ÖVP vom ersten Platz in der Inneren Stadt wegzukriegen, aber durchaus die eine oder andere Partei an die Spitze kommt, die der Frau Stenzel nicht so recht ist. Es könnte sein, dass Rot und Grün jetzt eine bessere Chance haben auf den Bezirksvorsteher im ersten Bezirk“, so der Politikberater.

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