NEOS setzten zum „Endspurt“ an
Meinl-Reisinger will sich nicht „um den Posten der Vizebürgermeisterin anstellen“, sagte sie in ihrer Rede vor den NEOS-Delegierten. "Wir kämpfen, weil wir stärkste Kraft werden wollen“, so die NEOS-Spitzenkandidatin, wobei sie einräumte, dass sich das nicht beim ersten Mal ausgehen werde. „Setzen wir gemeinsam zum Endspurt an. Dann schaffen wir es, dass aus einem Wind of Change einen Sturm der Veränderung wird“, sagte Meinl-Reisinger vor 700 Menschen, die zum Großteil in pinken Shirts gekommen waren.
„Abspeckplan für die Politik“
Dann rief sie zu einer Änderung des „gierigen“ politischen Systems auf. Wien habe das teuerste politische System der Welt, so Meinl-Reisinger. NEOS sei die einzige Partei, "die einen konkreten Plan vorlegt, wie wir es schaffen können, das System zu ändern“, erklärte Meinl-Reisinger. Finanzieren will sie das mit einem „Abspeckplan für die Politik“. Die Parteienförderung, die Zahl der Politiker und die Eigenwerbung der Stadt soll halbiert werden, so Meinl-Reisinger. Die dadurch gewonnenen 120 Millionen Euro will NEOS in Bildung investieren. Das sei der „Schlüssel zur Zukunft dieser Stadt.“
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Für Meinl-Reisinger existiert in Wien ein „derart korruptes politisches System“, dass sie Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) keinesfalls verzeihen könne: „Ich sehe eine Wand zwischen den Politikern und den Menschen in dieser Stadt, die Sorge haben, Angst vor dem sozialen Abstieg. Wo sind denn die Politiker, die wirklich was bewegen wollen, die von Tür zu Tür gehen und die sich anhören, was die Leute sagen?“ Die Mauern zwischen Politik und Menschen müssten niedergerissen werden - wobei Meinl-Reisinger diesbezüglich auch zur Tat schritt: Aktionistisch zerschmetterte sie mittels großem Hammer eine rote Kunststoff-Ziegelwand.
Die Grünen wurden in ihrer Rede eine Spur wohlwollender behandelt: Diese hätten „einzelne gute Projekte umgesetzt“. Aber sie hätten auch die Wahlrechtsreform begraben und jeder Erhöhung des Werbeetats zugestimmt - und somit keine Änderung des Systems gebracht.
NEOS macht Strache nicht zum Bürgermeister
Man habe keine "Millionen aus der Parteienförderung, aber „wir haben euch“, sagte Meinl-Reisinger. Die Bewegung NEOS sei gewachsen. "Wir sind Tausende, ja Zehntausende und wir werden jeden Tag mehr. Das macht mich stolz, das gibt mir Kraft, das gibt mir Zuversicht“, so die Spitzenkandidatin. Derzeit kämpft NEOS laut den Umfragen um den Einzug in den Gemeinderat und damit wohl auch um das politische Überleben.
NEOS wird Heinz-Christian Strache nicht zum Bürgermeister machen, sagte Meinl-Reisinger, wofür sie auch den meisten Applaus bekam. Strache „hasst alle Ausländer, er hasst aber auch viele Österreicher, Schwule und Lesben zum Beispiel“, so Meinl-Reisinger.
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Verpflegung durch Food Trucks
Als Gastredner beim NEOS-Auftakt fungierte Bundessprecher Matthias Strolz. Er zerpflückte das „rot-schwarze Machtkartell“, das in Wien durch die SPÖ repräsentiert werde, wie er befand. Häupl habe inzwischen fast vier iranische Präsidenten überlebt, staunte er über die Amtszeit des Stadtoberhaupts. Freunderlwirtschaft und „strukturelle Korruption“ würden wuchern, wenn auch nicht mehr lange, wenn es nach Strolz geht: „Wir NEOS treten an, um das zu beenden.“
Wien sei, so beteuerte er, eine „großartige Stadt“: „Wenn ich als Vorarlberger sage, ich liebe Wien, dann ist das ein mutiges Bekenntnis.“ Unerträglich sei in der Hauptstadt nur der „machtbesoffene Filz“ der Regierenden. Dann würde die Bühne gestürmt und zu "Looking for Freedom getanzt. Die Verpflegung übernahmen einige Food Trucks - für NEOS ein politisches Statement. Die Unternehmer werden von der Bürokratie gehindert, ihr Business aufzubauen, obwohl die Nachfrage in Wien sehr groß wäre, so die Botschaft. Danach wurde in der SimmCity noch gefeiert.