ÖVP rief zum „Kurswechsel“ auf

Die ÖVP hat am Donnerstagabend beim Wahlkampfauftakt in den Sofiensälen zum „Kurswechsel“ bei der Wien-Wahl aufgerufen. Man will stärker werden und Wien neu regieren, gab Spitzenkandidat Manfred Juraczka (ÖVP) das Ziel vor.

Die Inszenierung erinnerte an eine Samstagabendshow im Fernsehen. Das Moderatorenpaar Cathy Zimmermann und Philip Pertl an verschiedenen Schauplätzen in den gelb getauchten Sofiensälen führten durch den Abend. Die Kandidatinnen und Kandidaten marschierten zum Falco-Hit „Vienna Calling“ in den prunkvollen Saal ein.

Prominente Verstärkung aus der Bundespolitik

Juraczka holte sich prominente Verstärkung zum Auftakt in einen schwierigen Wahlkampf. Den Umfragen zufolge könnte die ÖVP in Wien weiter verlieren. Daher kam Hilfe aus der Bundespolitik, darunter Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Finanzminister Hans Jörg Schelling und Außenminister Sebastian Kurz.

Mitterlehner wandelte in seiner Rede den Slogan der SPÖ „Für Wien brauchst a Gspür“ um. „Wer dieses Gspür verloren hat, ist die SPÖ. Den Slogan ‚Die Stadt gehört dir‘ hat der rote Bürgermeister anscheinend falsch verstanden als ‚Die Stadt gehört mir‘“, anders könne nicht erklärt werden, dass über 100 Millionen Euro ausschließlich in Werbezwecke der SPÖ fließen. „Das ist kein Gspür, das ist am Rande des Machtmissbrauchs“, sagte Mitterlehner.

Mitterlehner, Juraczka, Kurz

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Hilfe aus der Bundespolitik, Vizekanzler, Spitzenkandidat und Außenminister

Spitzenkandidat Manfred Juraczka zog Bilanz über fünf Jahre rot-grüne Regierungszusammenarbeit. „Rekordarbeitslosigkeit, Autofahrer sekkieren und eine Fußgängerzone. Der Rest war peinlicher Streit und Stillstand über das Wahlrecht, die Farbe der Radwege“, so Juraczka. Übrig geblieben seien lediglich Ampelpärchen, singende Kanaldeckel und sündteure Toiletten mit Vogelgezwitscher, erklärte der Spitzenkandidat und sprach auch die Schuldenpolitik der Stadt an. „Wien könne sich weitere fünf Jahre Rot-Grün definitiv nicht mehr leisten.“

Flüchtlinge: „Zäune keine Lösung“

Juraczka thematisierte auch das Hauptthema dieser Tage, die Flüchtlinge. Er kritisierte dabei ausdrücklich die FPÖ und deren Forderung nach einem „Stacheldrahtzaun an der österreichisch-ungarischen Grenze. Ich habe erlebt, wie unser Außenminister Alois Mock diesen Eisernen Vorhang zerschnitten hat. Für einen anständigen Christdemokraten sind das keine politischen Lösungen.“ Man müsse unterscheiden zwischen „Menschen, die Schutz vor Krieg schützen und denen, die sich eine bessere wirtschaftlich bessere Zukunft bereiten“, sagte Jurazcka, der eine europäische Lösung im Asylthema forderte. Er dankte auch der Innenministerin, die „Unmenschliches leiste.“

Juraczka jubelt auf der Bühne

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Juraczka schoss dann auch in Richtung der SPÖ-Bildungspolitiker, die Flüchtlingskinder in regulären Schulklassen unterbringen wollen. „Wir haben das Problem, dass die Pflichtschule nicht performen kann, weil wir 15.000 außerordentliche Schüler haben, die am Ende des Jahres nicht benotet werden können, weil sie nicht die Sprachkenntnisse haben, um dem Unterricht folgen zu können.“ Es brauche vorher Deutschklassen. „Ich will keine Ausländerklassen, sondern dass die Kinder Deutsch können, um dem Unterricht zu folgen.“ Nur die ÖVP garantiere weiterhin Gymnasien, die begabte Kinder fördern, so Juraczka.

ÖVP als „einzige seriöse Alternative“

Auch der Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger zum Auftakt. Er fungierte als „Vorbild“, wie aus einer roten Stadt eine „bunte Stadt“ werden kann. Schneeberger regiert unter anderem mit der FPÖ. Ein Neustart sei auch in Wien möglich, sagte Schneeberger.

„Ich bin nur ein kleines Rädchen in so einer Wahlauseinandersetzung. Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir ab morgen laufen. Ich werde das tun liebe Freunde, ich habe mir bis zum 11. Oktober nichts anderes vorgenommen. Bitte kämpft mit uns“, beschwor Juraczka die Zuhörerschar. Man habe nun 31 Tage Zeit, um den Wienern einen „Kurswechsel“ näher zu bringen und zu zeigen, dass die ÖVP für alle, die genug von Rot-Grün in dieser Stadt hätten, die „einzig seriöse Alternative“ sei.

Zuvor verriet Juraczkas Frau Ellen dem Publikum sogar so manch privates Detail über den Wiener Landeschef, etwa über sein Essverhalten. Dieses sei „voll traditionell“. Am liebsten kommt ihm Schweinsbraten auf den Tisch. Und weiter: „Gemüse und so, das kennt er eigentlich nur aus der Ferne.“

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