8.000 Notschlafstellen für Flüchtlinge

In der Nacht auf Donnerstag sind in Wien rund 8.000 Notschlafstellen für Flüchtlinge zur Verfügung gestanden. Laut Polizei war es am Mittwoch „so ruhig wie seit Tagen nicht mehr“, die Lage auf den Bahnhöfen hat sich entspannt.

Mittwochnachmittag befanden sich laut Polizei 800 bis 1.000 Migranten auf dem Westbahnhof, am Hauptbahnhof waren es rund 700. „So ruhig war es schon seit Tagen nicht mehr“, sagte der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl bei einem Lokalaugenschein am Westbahnhof. Bis 17.00 Uhr gab es in der Bundeshauptstadt 40 Asylanträge.

Polizeipräsident Gerhard Pürstl auf dem Westbahnhof

APA/Angelika Kreiner

Polizeipräsident Gerhard Pürstl geht davon aus, dass die Anspannung noch nicht vorbei ist

Noch keine Entspannung in Sicht

Die Polizei hatte am Mittwoch rund 200 Personen im Einsatz, sowohl auf den Bahnhöfen, als auch in den Notquartieren und im Einsatzstab. Pürstl überzeugte sich davon, „dass alle Kräfte, staatliche und NGOs so gut zusammenarbeiten, dass wir die Situation bewältigen werden“. Dass die Zahl der ankommenden Flüchtlinge im Burgenland am Mittwoch deutlich zurückging, habe die Lage entspannt. „Wir müssen sehr genau beobachten und beurteilen, wie die Umgehungswege ausfallen. Ich glaube, die Anspannung ist noch nicht vorbei“, sagte der Präsident.

Neben den etwa 8.000 Notschlafstellen ist nicht mit einem weiteren Bedarf an zusätzlichen Plätzen zu rechnen, so der Wiener Flüchtlingskoordinator Peter Hacker am Mittwochnachmittag im Gespräch mit der APA. Von einer Entspannung zu sprechen, wäre jedoch noch zu früh, warnte er.

Man habe aber derzeit nicht benötigte, abrufbare Kapazitäten vorerst einmal „ruhend gestellt“. Das hänge auch damit zusammen, dass sich auf den Bahnhöfen inzwischen deutlich weniger Menschen aufhalten würden. Auch der Zuzug aus dem Osten sei - zumindest sehe es derzeit danach aus - wohl geringer geworden.

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„Wien heute“-Video

Ein Notquartier für Flüchtlinge ist seit Mittwoch auch im Ferry-Dusika-Stadion in der Leopoldstadt eingerichtet.

Rund 1.350 Flüchtlinge auf Bahnhöfen

Die Nacht auf Mittwoch haben rund 5.200 Flüchtlinge in Notquartieren in Wien verbracht. Gegen Mittag sind wieder rund 1.350 Flüchtlinge zum Westbahnhof und Hauptbahnhof gekommen. „Circa 500 sind es am Westbahnhof und ungefähr 850 am Hauptbahnhof“, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer.

Am Dienstag wurden in Wien insgesamt 122 Asylanträge gestellt, davon lediglich sieben auf den Bahnhöfen. Um die Bahnhöfe zu entlasten, seien am Mittwoch Transporte zu freien Quartieren Richtung Westen geplant, sagte der Sprecher. Es gebe jedenfalls „keine Hinweise, dass heute größere Ströme aus Ungarn zu erwarten sind“, so Maierhofer.

Bahnhöfe über Nacht fast leer

Mehr als 5.000 Menschen harrten Dienstagabend noch auf Wiener Bahnhöfen aus. Rund 4.000 befanden sich laut Angaben der Polizei noch am Abend im Westbahnhof, rund 1.000 im Hauptbahnhof. Das, obwohl Polizei und Rotes Kreuz dazu aufgerufen hatten, keine Flüchtlinge mehr zu den Bahnhöfen zu bringen: „Wir ersuchen eindringlich Taxifahrer und Privatpersonen, davon abzusehen, Flüchtlinge zu den Bahnhöfen zu bringen“, sagte Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes.

Zahlreiche Flüchtlinge versuchten demnach in Taxis oder mit Hilfe privater Initiativen österreichische – insbesondere Wiener – Bahnhöfe zu erreichen. Diese unkoordinierte Weiterreise berge aber die Gefahr in sich, die Kapazitäten der Bahnhöfe und der dort arbeitenden Helfer zu überlasten. Die Flüchtlinge müssten auf die Zusagen der deutschen und österreichischen Regierungen vertrauen, dass sie ihre Reise innerhalb Europas fortsetzen können. Das funktioniere dann am besten, wenn es koordiniert vonstattengehe, so Foitik.

ÖBB: „Positive Räumung“

Mittwochfrüh war zunächst von einer „positiven Räumung“ die Rede. Auf beiden Bahnhöfe befanden sich laut ÖBB jeweils noch rund 150 Flüchtlinge. „Es war eine positive Räumung. Der Großteil ist geordnet in Quartiere gebracht worden“, sagte ein ÖBB-Sprecher. Die 150 auf dem Hauptbahnhof hätten noch mit einem Sonderzug Richtung Westen fahren können, hätten sich aber entschieden, die Nacht in Wien zu verbringen. Zwei Sonderzüge hatten in der Nacht Hunderte Richtung Westen gebracht.

Notquartier in der Stadthalle

Eines der Notquartiere, in die die Menschen gebracht wurden, befindet sich in der Stadthalle in der Halle E. Rund 300 Feldbetten sind darin aufgestellt. Die Flüchtlinge können unter anderem in den Künstlergarderoben duschen. Ziel der meisten Flüchtlinge bleibe Deutschland, sagte ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes gegenüber dem ORF.

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Radio-Wien-Reporterin Evelyn Kanya

In Neubau entsteht im ehemaligen Gebäude der Tageszeitung „Kurier“ eine Unterkunft für bis zu 500 Flüchtlinge. Sie ist aufgrund ihrer Nähe zum Westbahnhof besonders geeignet und soll Ende nächster Woche bezugsfertig sein.

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