Filzmaier: Für SPÖ geht es „um alles“

Nach der Wahl in Oberösterreich erwartet Politikexperte Peter Filzmaier nun „eine noch verschärfte Fokussierung auf Rot - Blau“ für die Wien-Wahl am 11. Oktober. Für die SPÖ gehe es „diesmal um alles“.

„Wenn die Funktionäre der Wiener SPÖ bis jetzt noch nicht verstanden haben, dass es diesmal um ‚alles‘, nämlich wirklich den ersten Platz geht, dann wäre jede Überredung sinnlos“, sagte Filzmaier. Allerdings sei das Problem, dass man nicht nur die Funktionäre und Stammwähler ansprechen müsse, sondern auch die Nichtwähler. „Wien hat eine deutlich niedrigere Wahlbeteiligung als Oberösterreich, das heißt, jede Partei kann in Wien vom bisherigen Nichtwähler mehr gewinnen als von einer anderen Partei“, so der Politexperte.

„Verschärfte Fokussierung auf Rot - Blau“

„Es ist auf jeden Fall zu erwarten, dass es eine noch verschärfte Fokussierung auf Rot - Blau in Wien gibt, denn die SPÖ hat in Oberösterreich rund ein Viertel ihrer Stimmen verloren. Würde das in Wien ebenfalls passieren, dann ist sie unter 35 Prozent und sicherlich nicht mehr weit vor der FPÖ. Es ist aber auch im Interesse der Spitzenkandidaten (Michael, SPÖ, Anm.) Häupl und (Heinz-Christian, FPÖ, Anm.) Strache zuzuspitzen, sich auf ihre Personen zu konzentrieren. Die Verlierer sind auch klar, Grüne, ÖVP und NEOS, die dann weniger in den Medien vorkommen“, sagte Filzmaier im Radio-Wien-Interview.

Politikexperte Thomas Hofer meint, dass „die SPÖ mit Sicherheit auch in Wien verlieren wird“. Er ortet aber dennoch „zwei Sieger. Nämlich die FPÖ, die das Siegerimage mitnehmen kann, die schon sehr mobilisierte Wähler in Wien hat, die aber auch vielleicht im Nichtwählerbereich das ein oder andere Prozent lukrieren kann. Aber auch die SPÖ unter Michael Häupl“. Er könne sich jetzt noch mehr als der Anti-Strache inszenieren und so im Lager von NEOS, der Grünen und im linkskatholischen Bereich der ÖVP „wildern und sich so einige Prozentpunkte holen. Insofern ist diese Zuspitzung etwas, das beiden Seiten hilft“.

Hofer: Rot-Grün "absolut nicht gesichert

Filzmaier ortet ein weiteres „Dilemma“ für „Grüne, ÖVP und allenfalls auch NEOS“. Denn unabhängig vom eigenen Ergebnis hätten diese Parteien nachher vielleicht nichts. „Denn alle drei Parteien wollen in die Regierung. Und dafür braucht es eine rechnerische Mehrheit mit der SPÖ, denn mit der FPÖ will man jeweils eher nicht koalieren. Und diese Mehrheit ist aufgrund der Schwäche der SPÖ rechnerisch eben unwahrscheinlicher geworden“, so Filzmaier.

Es sei „absolut nicht gesichert“, dass Rot-Grün nach der Wahl in Wien eine Mehrheit hat, sagt Hofer gegenüber Radio Wien. „Wenn es die NEOS schaffen, dann ist es etwas das Mandate wegnimmt. Selbst wenn es die NEOS nicht schaffen, ist es so, dass auch die Mandatsmehrheit nur knapp ausfallen könnte. Wenn es nur ein oder zwei Mandate Überhang gibt, ist es nicht wirklich eine stabile Regierung und dann kommen möglicherweise andere Optionen ins Spiel“, so Hofer.

SPÖ und FPÖ wollen Kampagnen nicht mehr ändern

Die SPÖ will ihre Kampagne nach der Wahl in Oberösterreich aber nicht mehr umkrempeln, wie dort betont wird. Tatsächlich steht das Duell schon seit Wochen im Mittelpunkt der roten Kampagne. Bereits im Frühsommer präsentierte die SPÖ ein „Blaubuch“, das als Argumentationshilfe gegen die FPÖ dienen soll. Und auch im laufenden Intensivwahlkampf präsentierte sich Landesparteichef und Bürgermeister Michael Häupl als wandelndes Gegenmodell zur FPÖ.

Wozu es vor allem einen Anlass gab: die Flüchtlingskrise. „Bürgermeister Michael Häupl hat hier von Anfang an klar Stellung bezogen und Leadership gezeigt“, betonte ein Parteisprecher am Montag. Die Wiener Roten sehen jedenfalls keinen Anlass, zwei Wochen vor der Wahl am 11. Oktober noch groß nachzujustieren. Auch, weil man von dem Ergebnis am Wochenende nicht wirklich überrascht wurde, wie unumwunden zugegeben wird: „Es wäre naiv anzunehmen, dass wir uns auf Oberösterreich nicht vorbereitet hätten.“

Die FPÖ hat ebenfalls kein sehr großes Bedürfnis, ihre Botschaften neu zu überdenken - auch weil die letzte Plakatwelle schon gedruckt ist, wie es dort hieß. Möglicherweise werde man in Inseraten auf das Ergebnis in Oberösterreich reagieren, erklärte Landesparteisekretär Toni Mahdalik auf APA-Anfrage. Nötig sei eine Änderung der Kampagne jedoch nicht: „Das Rad werden wir nicht neu erfinden.“

OÖ: FPÖ verdoppelte Stimmen

Schwere Stimmenverluste gab es bei der Landtagswahl am Sonntag in Oberösterreich für ÖVP und SPÖ, dafür in etwa eine Verdoppelung der Wählerstimmen für die FPÖ, leichte Gewinne der Grünen. NEOS scheiterte an der Vierprozenthürde für den Einzug in den Landtag - mehr dazu in ÖVP trotz schwerer Verluste stärkste Partei.

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