Kreditkarten: PIN-Code ersetzt Unterschrift
Die Unterschrift auf dem Beleg war und ist nach wie vor eines der weitestverbreiteten Identifizierungsmittel bei der Zahlung mit Kreditkarten. „Sie hat leider den Nachteil, dass sie nicht das sicherste Mittel ist. Wir alle wissen: Je nach Tageszeit oder Verfassung wechselt die Form der Unterschrift teilweise signifikant. Und im Streitfall ist es oft schwierig festzustellen, ob sie von der Person stammt, die berechtigt war oder nicht“, so Card-Complete-Vorstandsvorsitzender Heimo Hackel gegenüber Radio Wien.
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Um die Sicherheit zu verbessern, soll die Unterschrift nun durch einen PIN-Code („Personal Identification Number“) ersetzt werden. Laut Hackel sollte den Code im Idealfall nur die berechtigte Person kennen. Außerdem sei dieser „aufgrund sehr ausgefeilter kryptografischer Entwicklungen mittlerweile nicht errechenbar oder für jemanden erratbar“.
Kontaktloses Bezahlen bei Kleinbeträgen
Die Eingabe des PIN-Codes funktioniert wie bei der Bankomatkarte. Für kleinere Beträge unter 25 Euro bietet Card Complete seit drei Jahren das kontaktlose Zahlen (Near Field Communication, NFC) an. „Hierbei ist es nicht notwendig, die PIN einzugeben, sondern die Karte einfach an das Terminal zu halten - und die Transaktion ist erledigt.“ In Österreich sind rund 1,5 Millionen Kreditkarten von Card Complete in Umlauf. Mit zwei Drittel der Karten kann kontaktlos bezahlt werden, Tendenz steigend.
Bei größeren Beträgen ist nach wie vor die PIN-Eingabe notwendig. Laut Hackel ist das auch ein Problem, da sich die Konsumenten mittlerweile sehr viele PINs und Passwörter merken müssen. „Daher wollen wir in die Richtung gehen, dass die Karteninhaber die PINs selbst auswählen können. Es wird einmalig eine PIN zugeschickt, und dann werden wir Wege anbieten, diese PIN in eine Wunsch-PIN umzuändern“, so Hackel.
Neuer Chip auf neuen Karten
In den nächsten zwölf Monaten werden die neuen Kreditkarten auf den Markt gebracht, die eine Bezahlbestätigung mittels PIN anstatt der Unterschrift erfordern. Hackel: „Die Kartennummer bleibt, wie sie war. Die einzige Veränderung findet auf dem Chip statt, wo vereinfacht ausgedrückt dem Terminal bei der Transaktion mitgeteilt wird, dass keine Unterschrift verlangt wird, sondern eine PIN-Eingabe. Kartennummer, Kartendesign bleiben, wie es bisher war.“
Datenschützer Kainz skeptisch
Datenschutzexperte Georg Markus Kainz vom Wiener Verein quintessenz beurteilt die PIN-Einführung bei Kreditkarten skeptisch. „Wenn ich jetzt mit einer vierstelligen PIN bezahle, gibt es eigentlich keinen Unterschied mehr zwischen einer Bankomatkarte und einer Kreditkarte. Da stellt sich mir die Frage, warum ich so viel Geld ausgebe für eine Kreditkarte", so Kainz gegenüber Radio Wien.
Dass generell weniger zu Bargeld und mehr zur Plastikkarte geraten wird, hat für Kainz nur einen Grund: „Hier wird wieder Sicherheit verkauft. In Wahrheit ist es eine Rationalisierungsmaßnahme der Bank, die Personal einsparen kann. Denn die vierstellige automatisierte Überprüfung braucht keine Mitarbeiter mehr. Es geht darum, dass die Banken Geld einsparen wollen, und nicht, dass sie uns mehr Komfort oder Sicherheit bieten.“
Links:
- Card Complete
- Mit Kreditkarten-Hacks in Nobelhotels (wien.ORF.at; 26.3.2015)
- Polizei nimmt Kreditkartenbetrüger fest (wien.ORF.at; 19.2.2014)
- Quintessenz