Nachlass von „Bambi“-Autor Salten gesichert

Die Wienbibliothek hat den Nachlass des österreichischen Exilschriftstellers Felix Salten erworben. Salten (1869-1945) schrieb die Tiergeschichte „Bambi“. Ihm wird auch die Autobiografie der Prostituierten Josefine Mutzenbacher zugeschrieben.

Salten wurde durch seine Tiergeschichte „Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ aus dem Jahr 1923 weltbekannt. Er verkaufte die Geschichte über einen Zwischenhändler 1937 für 1.000 Dollar an Walt Disney, der sie erfolgreich verfilmte. Nach übereinstimmenden Aussagen von Zeitgenossen wie Karl Kraus und Arthur Schnitzler war Salten auch der Verfasser von „Josefine Mutzenbacher“, einem Klassiker der erotischen Literatur. Das Werk kam zuerst im Jahre 1906 als Privatdruck mit dem Untertitel „Die Geschichte einer Wienerischen Dirne. Von ihr selbst erzählt“ heraus und wurde seither in zahllosen Ausgaben verbreitet.

Emigration in die Schweiz

Salten, 1869 unter dem Namen Siegmund Salzmann in Budapest geboren, begann seine Karriere als Journalist und Schriftsteller, arbeitete als Theater- und Filmkritiker der „Neuen Freien Presse“, schrieb Operettenlibretti, Theaterstücke und Filmdrehbücher und folgte 1927 Raoul Auernheimer als Präsident des österreichischen PEN-Clubs nach. Sein Freund Arthur Schnitzler war Gründer und Ehrenpräsident.

Nach einem wenig glücklichen Auftritt auf einer Tagung in Dubrovnik, in der er nicht gegen das Vorgehen Nazi-Deutschlands Position bezog, legte er 1933 diese Funktion zurück. 1935 wurden seine Bücher in Nazi-Deutschland verboten. Nach dem „Anschluss“ Österreichs emigrierte Salten schließlich 1939 in die Schweiz, wo er 1945 in Zürich starb.

Schriften von Hofmannsthal, Kraus und Schnitzler

Der Bestand befand sich bisher in Zürich im Besitz der Enkelin Lea Wyler. Im Nachlass sind zahlreiche, zum Teil unveröffentlichte Werke enthalten, vor allem Arbeiten, die nach 1938/1939 entstanden. Zu den unpublizierten Schriften zählt ein 65 Seiten umfassendes Originaltyposkript mit dem Titel „Erinnerungen“ mit eigenhändigen Korrekturen des Autors.

Als Sensation gelten die im Nachlass enthaltenen Briefe: Abgesehen von der umfangreichen Familienkorrespondenz mit der Ehefrau Ottilie sowie mit den Kindern Anna Katharina und Paul finden sich Konvolute von Schriftstücken aus der Feder der Autoren der Gruppe „Jung-Wien“ wie Peter Altenberg, Raoul Auernheimer, Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann, Felix Dörmann, Hugo von Hofmannsthal, Karl Kraus, Arthur Schnitzler, Jakob Wassermann und Stefan Zweig.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) mit der Leiterin der Wienbibliothek, Sylvia Mattl-Wurm und Kyra Waldner aus der Handschriftensammlung

Kromus

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) mit Wienbibliothek-Leiterin Sylvia Mattl-Wurm und Kyra Waldner (Handschriftensammlung)

Darüber hinaus sind in großen Mengen Briefe von Otto Julius Bierbaum, Max Brod, Sigmund Freud, Egon Friedell, Gerhard Hauptmann, Heinrich und Thomas Mann, Robert Musil, Joseph Roth, Grete von Urbanitzky und Bertha Zuckerkandl überliefert, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch Briefe von Salten selbst sind erhalten, unter anderem finden sich 37 eigenhändige Briefe an die Verlegersgattin Hedwig Fischer.

Fotos und Tagebücher von Salten

Besonders sind auch die zahlreichen Lebensdokumente, darunter Tage- und Adressbücher sowie Kalender und Fotografien. Ein 70 Seiten umfassendes Tagebuch beschreibt ausführlich eine Italien-Reise im Jahr 1902. Die Fotosammlung enthält nicht nur Fotografien von Freunden und Bekannten aus namhaften Ateliers, sondern auch von Salten selbst aufgenommene Motive. Auch ein komplettes Manuskript des 1934 verstorbenen „Jung-Wien“-Autors Bahr ist im Nachlass zu finden: „Die Andere/Die Geigerin“ umfasst 187 Blatt und trägt die Aufschrift: „Nach meinem Tod Felix Salten zu übergeben.“

Nachlass dient der Forschung

Die Wienbibliothek im Rathaus nennt die größten Bestände zu „Jung-Wien“ ihr Eigen. „Der Ankauf des Nachlasses von Felix Salten ergänzt die Handschriftensammlung und ist von größter Bedeutung für die Kulturgeschichte der Stadt Wien und nicht zuletzt für die wissenschaftliche Forschung“, heißt es in einer Aussendung.

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